Nato-Außenminister und Ukrainehilfe: Nicht die Zeit für Versprechungen

Die Ukraine sorgt sich um Militärhilfe und braucht sie mehr denn je. Die Verbündeten dürfen jetzt nicht nachlassen.

Soldat an einer Kanone

Gefechtsausbildung in der Ukraine Foto: Efrem Lukatsky/ap/dpa

Recht hat die grüne Außenministerin Annalena Baerbock, wenn sie davor warnt, dass der Krieg in der Ukraine aus dem Fokus gerate. Das sei, so sagt sie, „fatal“. Diese Feststellung traf schon vor Beginn des Israel-Gaza-Krieges zu, der einen Großteil der internationalen Aufmerksamkeit absorbiert. Was ist da schon die Ukraine? Ein paar Tote hier, ein zerstörtes Wärmekraftwerk da – ganz offensichtlich haben wir uns daran gewöhnt, dass mitten in Europa ein Land verheert wird und Russland seine Auslöschungsfantasien weiter in die Tat umsetzt.

Fatal ist auch die berechtigte Befürchtung der Ukraine, angesichts einer Gegenoffensive mit überschaubaren Erfolgen könne die militärische Unterstützung der Verbündeten nachlassen oder ganz zum Erliegen kommen. Dabei mangelt es nicht an Beteuerungen, man stehe fest an der Seite der Ukrai­ne­r*in­nen und schicke, was benötigt werde – so lange das dauere. Aber ist es wirklich so?

Die konkreten Zahlen zeigen ein anderes Bild: Eine Million Artilleriegranaten hatte die EU zugesagt. Davon sind, will man dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba glauben, in Kyjiw nur rund 300.000 angekommen. In Berlin wird seit Wochen über die Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern diskutiert, als habe die Ukraine endlos Zeit. Das Gegenteil ist der Fall. Mit dem Wintereinbruch werden Russlands Angriffe auf die kritische Infrastruktur für die Ukrai­ne­r*in­nen zu einer Frage von Leben und Tod.

Baerbock versprach am Rande eines Nato-Treffens auch, die Zukunft der Ukraine liege in der EU und Nato. Das wäre durchaus begrüßenswert. Wenn jedoch die benötigten Waffen nicht oder zu spät geliefert werden, gibt es für Ukraine schlichtweg gar keine Zukunft mehr. Schon verkauft Kremlchef Wladimir Putin der Öffentlichkeit die Mär, die völkerrechtswidrige Annexion ukrainischer Gebiete sei Beweis dafür, dass Russland seine Souveränität als Weltmacht zurückerlangt habe. Und lässt damit keine Fragen mehr offen.

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Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.

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▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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