Anschlag auf Zementanlage in Berlin: „Gegen die Welt des Betons“

KlimaaktivistInnen setzen eine Zementanlage in Berlin in Brand, um gegen den Bau einer Autobahn zu protestieren. Auch Gaza spielt dabei eine Rolle.

Eine im Bau befindliche Autobahn

16. Bauabschnitt der Autobahn A100 auf der Höhe Dieselstraße in Berlin-Treptow, 9.8.2022 Foto: Jürgen Held/imago

BERLIN taz | „Klimaterror“ nennt es der bürgerliche Berliner Tagesspiegel – und fragt: „Switchen Linksextremisten jetzt zum Ökoterrorismus?“. Tatsächlich hatten in der Nacht zum Mittwoch in einer Betonfirma in Berlin-Kreuzberg fünf Lastwagen, eine Förderanlage und Teile eines Gebäudes in Flammen gestanden. Fast 50 Feuerwehrleute waren gut zwei Stunden lang mit dem Löschen beschäftigt. Der Anschlag sei „inspiriert von einer Reihe von Aktionen und Sabotagen gegen „die Welt des Betons“ in Frankreich, Belgien und der Schweiz“ gewesen, heißt es in einem später auf der Plattform Indymedia veröffentlichten anonymen Bekennerbrief.

„Schade, dass Beton nicht brennt“, schreiben die AutorInnen. Die Aktion habe sich gegen den Betonhersteller Cemex gerichtet, der in über 50 Ländern an Infrastruktur- und Großbauprojekten beteiligt sei. In Berlin liefere er 170.000 Kubikmeter Beton für die umstrittene Erweiterung der Berliner Stadtautobahn A100.

Das 3,2 Kilometer lange Teilstück in den Stadtteil Treptow hinein soll Ende 2024 fertig sein. Es sei „ein 560 Millionen Euro Grab, das uns die Regierung vor die Tür geklotzt hat“, steht in dem Schreiben. Neuere Schätzungen gehen inzwischen sogar von Kosten in Höhe von 720 Millionen Euro aus. Zusammen mit einem weiteren, noch geplanten Teilstück sprechen ExpertInnen von der „teuersten Autobahn Deutschlands“.

„Beton gilt als der Klimakiller schlechthin“, schreiben die AktivistInnen. „Fast 10 Prozent des Kohlendioxids, das dieses System derzeit in die Luft bläst, stammen aus der Zementindustrie. Das ist fast dreimal so viel wie der Flugverkehr.“ Das Anschlagsziel Cemex sei „einer der großen Profiteure dieses Monsters, das nun eine Schneise mitten durch die Stadt schlägt und schon bald eine lärmende Blechlawine beim Treptower Park ausspucken wird“.

Die AktivistInnen verweisen auch auf den Nahost-Konflikt: Cemex habe 2005 „das israelische Unternehmen Readymix Industries geschluckt, welches Beton für die israelischen Mauer geliefert hat und sich am Bau von militärischen Kontrollpunkten im Westjordanland, darunter die Kontrollpunkte Hawara und Azun-Atma, beteiligte“.

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