Neue Bundeswehrstruktur: Cyberabwehr in Uniform

Im digitalen Zeitalter gehört hybride Kriegsführung zum Geschäft. Das kommt nun auch in Deutschlands Armee an.

Ein Ausstellungsstück eines Taurus KEPD 350 Marschflugkörpers ist im Showroom des Rüstungsunternehmens MBDA ausgestellt.

Der Taurus-Leak machte hellhörig Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

BERLIN taz | Spätestens mit dem Taurus-Leak wurde deutlich, dass die Bundeswehr bei der digitalen Sicherheit offenbar Defizite hat. Eine Schalte über den Dienstleister WebEx wurde mitgehört – und zwar von russischer Seite. Zwar kam durch das Gespräch der Bundeswehrspitzen wenig Heikles zutage, doch allein die Tatsache, dass ein Geplänkel über den Marschflugkörper Taurus nach außen dringen konnte, machte hellhörig. Wenig überraschend dominierten daraufhin das Leak, der Taurus und die Unachtsamkeit der Soldaten die politische Debatte.

Spionage, das Abhören von Nachrichten, Angriffe auf digitale Systeme gehören zum Geschehen auf dem Schlachtfeld, das sich längst nicht mehr nur auf geografische Territorien beschränkt, sondern auch im Netz stattfindet. In digitalisierten Zeiten braucht es Mechanismen gegen hybride Kriegsführung – und künftig auch Maßnahmen, um bei Hackerangriffen zurückzuschlagen. Die Botschaft scheint im trägen Apparat der Bundeswehr angekommen. Mit der Reform hievt Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) den Bereich Cyber- und Informationsraum in den Status: vierte Teilstreitkraft.

Bereits in der vergangenen Sommer vorgestellten Nationalen Sicherheitsstrategie bekommen Angriffe auf die kritische Infrastruktur, die Sicherheit von Netzwerken oder Desinformationskampagnen einen hohen Stellenwert. Nun will Pistorius also in die Umsetzung gehen. Zentral ist dabei das Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr in Rheinbach. Daten sollen innerhalb der Armee abgesichert werden, und es soll schnell reagieren können, wenn die Informa­tionstechnik der Bundeswehr im In- und Ausland oder bei Einsätzen attackiert wird. Die Digi-Expert:innen sollen sich zudem um Störsender gegen Sprengfallen kümmern – quasi als elektronische Eingreiftruppe, wenn es zum Gefecht kommt.

Innerhalb der Bundesregierung sind verschiedene Behörden für Cyberabwehr zuständig, insbesondere Abteilungen, die beim Bundesinnenministerium angesiedelt sind. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt derzeit vor einem „erhöhten Angriffsaufkommen“ auf Parteien und politische Akteure. Der Grund: das Superwahljahr. In rund acht Wochen wird in Europa gewählt, im Sommer und Frühherbst stehen Kommunal- und Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen an. Zu rechnen sei vor allem mit sogenannten Hack-and-Leak-Angriffen, bei denen nicht öffentliche Daten oder Dokumente erbeutet und dann – teils manipuliert oder verfälscht – veröffentlicht werden, heißt es seitens des BSI.

Für Bundesinnenministerin Nancy Fae­ser (SPD) sind solche digitalen Angriffe nicht nur eine Attacke auf die direkt betroffenen Personen, sondern hätten zum Ziel, Vertrauen in die Demokratie zu erschüttern. Faeser scheut sich auch nicht davor, den Aggressor konkret zu benennen: das russische Regime. Die Sorge ist groß, dass mit den abgezogenen Daten Informationen gefälscht und gezielt gestreut werden.

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