Science-Fiction-Hörspiel: Weltall und Struktur

„Jenseits der Zeit“ schließt die WDR-Hörspielreihe basierend auf Cixin Lius Trilogie ab. Das macht mehr Spaß als die Netflix-Serie zum Thema.

Autor Cixin Liu

Ein Visionär: der Autor Cixin Liu Foto: imago

Es gibt Bücher, bei denen die Verfilmung um Klassen besser ist als das Buch selbst.

Meine Top-Beispiele wären die „Don Camillo und Peppone“-Reihe von Giovanni Guareschi und der Roman „Wiedersehen mit Brideshead“ von Evelyn Waugh: Sowohl die neorealistischen Don-Camillo-Filme als auch die BBC-Serie mit Jeremy Irons sind Klassiker geworden, die Bücher fallen dagegen ab beziehungsweise aus der Zeit.

Eine vergleichbare Erfahrung habe ich nun mit der Hörspielfassung der Bücher des chinesischen Science-Fiction-Autors Cixin Liu gemacht.

Beim SF-Genre hatte ich seit den Zeiten von John Brunner und Ursula K. Le Guin eine lange Pause eingelegt. Nachdem ich den ersten Roman des global gefeierten „Trisolaris“-Epos (seit 2007, deutsch ab 2017) von Cixin Liu gelesen hatte („Die drei Sonnen“), war ich keinesfalls unbefriedigt. Aber mir fehlte die Zeit und das adoleszente, von der Außenwelt angewiderte Nerdtum, um mich in die folgenden Klopper der Trilogie zu flüchten, wie es mir bei Isaac Asimovs „Foundation“-Zyklus einst so mühelos gelungen war.

„3 Body Problem“

Die vor Kurzem angelaufene Verfilmung bei Netflix mit dem Titel „3 Body Problem“ wurde mir nach starkem Start bald zu sentimental – wie gut also, dass der WDR alle drei Romane verhörspielt hat und nach dem ersten und dem zweiten Teil („Der dunkle Wald“) nun auch der dritte, „Jenseits der Zeit“, zum Stream und Download bereitsteht.

Die Ma­che­r:in­nen rund um Regisseur Martin Zylka halten für meinen Geschmack genau die Waage zwischen akustischer Anreicherung und klarer Erzählstruktur.

acht Folgen in der ARD-Audiothek

So ist die Saga um die sich durch die Weiten des Weltalls über Jahrhunderte unserem Sonnensystem nähernde und es in Besitz nehmen wollende trisolarische Raumflotte sowie ihrer Verbündeten und sich ihnen Widersetzenden auf der Erde auch nach einem langen Arbeitstag am Rechner spannend und nicht überfordernd.

Und wer mit den Stöpseln im Ohr einschläft, bekommt auch noch wilde Träume geliefert. Nicht auszuschließen also, dass es diese Hörform sein wird, in der Cixin Lius Werk zumindest im deutschen Sprachraum auf den dauerhaftesten Zuspruch rechnen darf.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.