Citizen Science professionalisiert sich: Von Laien zu Profis

Ob es um die Kartierung alter Gebäude oder Auswirkungen von Lichtverschmutzung geht: Die Bür­ge­r:in­nen­wis­sen­schaf­ten etablieren sich.

Ein Kind mit einer Lupe.

Mittlerweile etabliert: Bürgerforschungsprojekte für Jung und Alt Foto: Karo Krämer/Wissenschaft im Dialog

Zehn Jahre nach ihrem Start gibt sich die deutsche Citizen-Science-Plattform einen neuen Namen. Aus „Bürger schaffen Wissen“ wird „mit:forschen“. Die Begründung: Der alte Name sei überholt, man wolle „inklusiver und offener“ wirken, so Projektleiterin Wiebke Brink.

Dies ist in den letzten zehn Jahren gut gelungen. Im April 2014 startete mit Unterstützung von Wissenschaftsorganisationen und des Museums für Naturkunde Berlin die Website mit den ersten zehn Bürgerforschungsprojekten in Deutschland. In ihnen arbeiten wissenschaftliche Laien gemeinsam mit professionellen For­schern:­in­nen nach dem Prinzip „Viele Augen sehen mehr“.

Die meisten dieser Projekte sind heute noch aktiv, wie zum Beispiel der Mückenatlas oder das Projekt „Verlust der Nacht“, das sich mit dem Phänomen der Lichtverschmutzung und ihren Auswirkungen auf die nachtaktive Tierwelt beschäftigt, berichtet Brink. Inzwischen ist die Zahl der Projekte auf 270 angewachsen, die zunehmend auch aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich kommen.

Die Szene der Laienforscher hat sich inzwischen professionalisiert. Ein „Grünbuch“ zur Strategiebildung wurde formuliert und eine jährliche Konferenz etabliert. Ende 2021 startete mit dem Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“ die regionale Ausbauphase. „Wir legen dabei einen Fokus auf die Förderung lokaler Citizen-Science-Ideen sowie die Stärkung von lokalen Netzwerken aus wissenschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und behördlichen Akteur:innen“, erklärt Brink.

Sammeln Informationen zur Entstehung

In Dresden etwa helfen Bür­ge­r:in­nen dem Bauamt bei der Kartierung alter Gebäude und sammeln Informationen zu ihrer Entstehung. Als nächster Schritt der Plattform wird eine „Expert:innendatenbank“ an den Start gehen, die die Weitergabe des gesammelten Wissens erleichtern soll.

Der Trend zum Kompetenzaufbau war auch Anfang des Monats bei dem großen europäischen Treffen zur Bürgerforschung in Wien zu spüren. Es gehe längst nicht mehr nur darum, die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu verbessern, erklärte Katrin Vohland, Direktorin des Naturhistorischen Museums Wien als Gastgeberin. Diskutiert wurde auch, welchen Beitrag Citizen Science zur Gestaltung der Forschungspolitik und zur Lösung großer gesellschaftlicher Probleme leisten kann.

Dies motiviert auch den Bundestag, sich erneut mit dem Thema Wissenschaftskommunikation zu befassen, unter anderem mit einem Fachgespräch am 24. April im Forschungsausschuss. Der Antrag der Ampelkoalition umfasst 17 Maßnahmen, darunter auch die Absicht, „die Wirkungen von Bürgerwissenschaften stärker anzuerkennen, sichtbar zu machen und ihre Verankerung in Leitbildern und Zielvereinbarungen zu befördern“.

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