Autofahren mit Eminanim: Wer bremst, verliert

Mal wieder soll ich mich integrieren, sagt meine Frau Eminanim – und hat allerhand Vorschläge, wie ich bei unserer Reise Autofahren soll.

Eine Hand drückt die Hupe an einem Lenkrad.

Das Bild zeigt keinen Ford Transit und nicht Osman – aber eine Hupe im Einsatz Foto: dpa | Johannes Schmitt-Tegge

„Osman, Osman, was machst du denn, mein Gott?“, kreischt meine Frau Eminanim panisch und krallt sich an ihren Autositz.

„Was soll ich denn machen? Ich fahre rechts ran, um zu halten. Wenn du nicht so laut brüllen würdest, dann könntest du hören, dass von hinten ein Feuerwehrwagen mit Sirene kommt“, antworte ich.

„Du darfst doch nicht deshalb wie ein sturer Bock hier mitten auf der Straße stehen bleiben, verdammt“, sagt sie und greift ins Lenkrad, um unseren Ford-Transit wieder auf die Fahrbahn zu befördern.

Gleich drauf schlägt meine Frau wieder die Hände vors Gesicht und kreischt hysterisch: „Osman, warum bremst du schon wieder? Siehst du denn nicht, dass hier ein Zebrastreifen ist?“

„Doch, deshalb halte ich ja an! Da warten doch Menschen und wollen über die Straße.“

„Da warten Menschen?“, fragt sie verständnislos, als hätte sie das Wort „Menschen“ in Zusammenhang mit Zebrastreifen noch nie gehört.

„Eminanim, wann sollte ich deiner Meinung nach denn sonst an Zebrastreifen halten? Nur wenn echte, schwarz-weiß-gestreifte Zebras die Straße überqueren wollen?“

„Kein geistig normaler Fußgänger ist so bescheuert und benutzt Zebrastreifen. Fahr schon, faaaahrr! Sonst fährt das Taxi uns hinten rein! Hup, Osman, huuup doch!“

„Warum soll ich denn jetzt plötzlich hupen?“

„Damit diese verrückten Fußgänger nicht auf die Straße springen. Du kannst natürlich auch hupen, damit der Vordermann schneller fährt. Oder bei Hochzeitskonvois, oder wenn deine Fußball-Mannschaft gewinnt. Oder um jemanden zu grüßen. Oder einfach so zum Takt der Musik. Nun fahr doch schon, der LKW fährt uns sonst gleich hinten rein!“

Eminanim, Ehefrau

„Du kannst natürlich hupen, damit der Vordermann schneller fährt. Oder bei Hochzeitskonvois. Oder einfach zum Takt der Musik“

Erschrocken rase ich über den Fußgängerweg, kippe vor einem Café mehrere Stühle um, stoße ein Regal mit Badeanzügen auf die Straße und lande zum Glück wieder auf der Fahrbahn.

„Osman, konzentriere dich doch bitte, ich möchte noch nicht sterben, verdammt! Fahr, fahr weiter, nicht anhalten! Es ist doch grün!“

„Wie bitte? Die Ampel ist ganz klar rot, bist du farbenblind?“

„Aber für den Bus, der von hinten kommt, ist die Farbe mit Sicherheit völlig egal! Schnell, schnell, der Bus wird immer schneller! Fahr, verdammt, faaaahrr!“

Ich drücke aufs Gaspedal und fahre wie befohlen bei Rot über die Ampel. Der Bus hinter mir auch.

„Eminanim, hast du etwa schon einen Sonnenstich? Sonst meckerst du doch immer, dass ich wie eine gesengte Sau fahren würde.“

„Osman, hier darfst du nur anhalten, wenn du auf der Gegenfahrbahn einen Bekannten siehst, mit dem du quatschen willst. Ansonsten darfst du auf keinen Fall anhalten! Das würde den ganzen Verkehr durcheinanderbringen! In der Türkei musst du halt wie die Türken fahren! Faaahrr, faaaahrr! Gib Gas! Integriere dich ein bisschen!“

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