Berlin gegen Gladbach: Hertha verpasst eine Chance

Die groß angekündigte Aufholjagd von Hertha BSC stockt schon wieder: Zu Hause reicht es gegen Mönchengladbach nur für ein 0:0.

Hielt das Unentschieden fest: Drobný pariert den Elfer. Bild: dpa

Der Held des Tages sah gar nicht aus wie einer. Enttäuscht schlürfte Jaroslav Drobný durch die Katakomben des Olympiastadions. Dabei war er doch der Berliner, der am Sonnabend gegen Borussia Mönchengladbach für den einzigen Jubel gesorgt hatte. Es war die 42.Minute, als der tschechische Keeper sowohl den Elfmeter, als auch den Nachschuss des Gladbachers Juan Arango bravorös parierte. Er bewahrte damit sein Team vor noch schlimmeren. Doch so richtige Freude wollte beim Torhüter obgleich seiner Großtat nicht aufkommen, hatten es doch seine Teamkollegen in 90 Minuten, trotz einiger guter Chancen, nicht fertig gebracht, ein Tor zu erzielen. So blieb das 0:0 gegen keinesfalls brillante Gladbacher eine verpasste Chance in der Tabelle Anschluss an Konkurrenz zu bekommen. "Der Punkt ist zu wenig. Zu Hause müssen wir gewinnen", sagt Drobný deshalb.

Herthas angekündigte Aufholjagd ist schell ins Stottern geraten. Wurde die prophezeite Wende in der Hinrunde meist noch belächelt, hatte sie nach dem 3:0-Erfolg vergangene Woche in Hannover ein echtes Fundament erhalten. Plötzlich hatte man tatsächlich das Gefühl, dass alle Beteiligten wirklich daran glauben. Auch der Großteil der gut 46.000 Zuschauer. Vor allem die Ostkurve feuerte ihr Team 90 Minuten ununterbrochen an.

Und die Hertha begann selbstbewusst; versuchte das Spiel zu machen. Sie war stets bemüht, und berannte in der zweiten Hälfte das gegnerische Tor. Allein es fehlte die Durchschlagskraft. "Wenn die Saison jetzt erst beginnen würde, müsste Hertha wohl nicht gegen den Abstieg spielen", vermutet Gäste-Trainer Michael Frontzeck. Auch Thorben Marx, aus der Hertha-Jugend stammend jetzt aber in Diensten der Gladbacher, glaubt, dass Hertha in der Rückrunde viel mehr Punkte holen wird, "aber ob es am Ende reichen wird, weiß ich nicht".

Doch wenn sie noch das angestrebte Wunder schaffen wollen, müssen vor allem die Heimspiele gewonnen werden. Und da hapert es. Der letzte Erfolg im Olympiastadion stammt aus dem vorigen August. So könnte trotz erkennbarer Verbesserungen die Hypothek der schwachen Vorrunde eine zu schwere Bürde sein. Noch kann Hertha theoretisch 45 Punkte holen. Zehn haben sie jetzt, abgeschlagener Letzter bleiben sie dennoch. Es besteht wieder die Gefahr, dass Aufmunterungen schnell zu Durchhalteparolen mutieren.

Davon will Trainer Friedhelm Funkel aber nichts wissen. Er war bemüht das Positive aus dem Spiel herauszuziehen und war mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden. "Jeder einzelne hat gut gespielt", sagte er. Nach der katastrophalen Hinrunde ist man bei Hertha ohnehin bescheiden geworden. "Wir haben nicht verloren und erneut zu Null gespielt", befand Funkel.

Aber die Offensive muss noch kräftig zulegen. Immer wieder rannten sich die Herthaner im Gladbacher Abwehrbollwerk fest. Auch der letzte Pass in die Spitze misslang zu häufig. Gegen die sehr defensiv spielenden Gäste fand Hertha nur selten die geeigneten Mittel. Gefährlich wurde es nur, wenn über die Flügel gespielt wurde. "Das war sehr schwierig für uns. Die haben mit Mann und Maus verteidigt", sagt Kapitän Arne Friedrich. Genau das könnte für Hertha in den kommenden Heimspielen aber zum Problem werden. Die Berliner müssen ihre Heimspiele gewinnen. Der Gegner in der Regel nicht. So wird sich noch mancher Gast komplett hinten reinstellen und Hertha erneut vor Probleme stellen. "Es ist klar, dass wir uns in den nächsten Wochen in der Offensive steigern müssen", sagt Funkel.

Viel Zeit wird bleibt nicht. Am nächsten Sonnabend kommt mit dem VfL Bochum der nächste Konkurrent im Abstiegskampf. Dann ist erneut eine geballte Abwehr zu erwarten. Hertha ist aber zum Siegen verdammt. Wenn das erneut misslingt, könnte die große Aufholjagd schon fast wieder beendet sein.

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