„Bild.de“-Chef Julian Reichelt: What a Man

Weil die „Bild“ vom IS-Prozess ausgeschlossen wird, kämpft ihr Online-Chef für die Pressefreiheit – mutig, objektiv und sexy. Ein Liebesbrief.

Julian Reichelt

Markante Gesichtszüge, Brusthaar, Designerbrille: Schmacht! Foto: imago/Müller-Stauffenberg

Lieber Julian,

du hast es mal wieder allen gezeigt, du einzig wahrer Verteidiger der Pressefreiheit. Während ganz Deutschland um diese lächerlichen Blogger von netzpolitik.org bangt und die Pressefreiheit gefährdet sieht, machst du auf den eigentlichen Skandal dieser Tage aufmerksam. Denn die Bild wurde vom IS-Prozess in Celle ausgeschlossen, nur weil sie – entgegen der Anordnung des Gerichts – die Angeklagten unverpixelt zeigte.

Aber seit wann haben „Terroristen“ und „Mörderbanden“ Persönlichkeitsrechte? Das ist doch absurd, das muss doch jedem einleuchten! Deshalb wehrst du dich, lieber Julian, völlig zu Recht. Mit dem, was du am besten kannst: mit Worten. Schreibst heilsame Kommentare, twitterst eifrig und aktivierst die Springer-Juristen. Zeig es diesen linken Weicheiern, die Persönlichkeitsrechte höher bewerten als das Interesse der Bild-Leser an Typen, die anderen den Kopf abschlagen.

Schon früher warst du der einzige, der es wagte, die Wahrheit zu sagen. NSA-Whistleblower Edward Snowden sei kein Held. Zumindest keiner, den Grüne, Linke und Sozen verehren könnten. Im Gegenteil. Er sei ein “Held des globalen Terrorismus“. Das brachte dir viel Hass ein, aber du, lieber Julian, hast deine These weiter vertreten. Immer und immer wieder. Denn du bist der hartnäckigste Hund von uns allen! Dafür lieben wir dich.

Dir ist jede Ideologie fremd

Mainstreammeinungen? Dir doch egal. Immer wieder legst du dich mit den ewigen Miesepetern von Bildblog an. Die sind ja nur neidisch, weil sie Blogger sind, keine echten Journalisten, so wie du. Und links-ideologisch sind sie auch, verdrehen die Wahrheit, wie es ihnen passt. Dir, lieber Julian, ist dagegen jede Ideologie fremd. Objektivität ist deine Maxime, du fragst nach Quellen, du zweifelst, du bist unbequem. Und mutig noch dazu. Reist ins zerstörte Aleppo, wirfst dir eine schusssichere Weste und allerlei Kram über und lässt uns an deinen Erfahrungen mittels einer sexy Bilderstrecke teilhaben. Denn Transparenz, die ist dir wichtig.

Du umgibst du dich mit den Mächtigen dieser Welt (Apple-Chef Tim Cook, Bild-Chef Kai Diekmann, USA-Chef John McCain), beweist das mit gemeinsamen Twitter-Selfies und bist trotzdem immer kritisch-distanziert.

Und, die Bemerkung muss erlaubt sein, du siehst dabei noch hammer-geil aus. Was für ein Mann! Markante Gesichtszüge, Brusthaar, Designerbrille. Du kannst dich sehen lassen – und du zeigst das auch. Unehrliche Zurückhaltung mögen wir nicht, selbstbewusstes Auftreten dagegen sehr. Wir schmachten dahin und, lieber Julian, sind voller Ehrfurcht. Auch, weil du dich nicht unterkriegen lässt, obwohl du Deutschlands “meistgehasster Journalist“ bist. Ein „Fuzzi. Troll, Vollpfosten, Arschkriecher, Hetzer, populistischer Vollidiot.“ Dir, lieber Julian, ist das alles egal. Du machst weiter. Vor niemandem knickst du ein.

Danke dafür.

Bleib wie du bist.

Dein Paul von taz2

Update 5.8.2015: In einer früheren Version des Liebesbriefes fehlten im letzten Absatz Anführungszeichen an entscheidender Stelle. Der Absender wollte Julian Reichelt nicht als „Fuzzi. Troll, Vollpfosten, Arschkriecher, Hetzer, populistischer Vollidiot“ bezeichnen, sondern zitiert hier Twitter-User.

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