Brüssel will jährliche TÜV-Kontrolle: Das PKW-Vorsorgemodell

Die EU will alte Autos jährlich zum TÜV schicken. Der zuständige EU-Kommissar will auf diese Weise tödliche Unfälle vermeiden helfen. Die Deutschen finden den Vorschlag nicht so gut.

Ist von der Wirksamkeit jährlicher TÜV-Besuche bei älteren PKWs überzeugt: EU-Verkehrkommissar Siim Kallas. Bild: dpa

BRÜSSEL dapd | Trotz massiven Widerstands aus Berlin will Brüssel alte Autos bald jährlich zum TÜV schicken. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas präsentierte am Freitag einen Richtlinienvorschlag, wonach Pkws ab einem Alter von sieben Jahren jährlich statt wie bislang in Deutschland alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung sollen.

Nach Einschätzung Kallas' können die kürzeren Prüfintervalle mehr als 1.000 Menschenleben jährlich retten, weil technische Mängel für viele tödliche Unfälle verantwortlich seien.

Vom ADAC und von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) waren die Pläne schon vorab kritisiert worden: Sie würden für viele Autofahrer mehr Bürokratie und höhere Kosten bedeuten, sagte Ramsauer. Deswegen halte er davon nichts. In Deutschland gebe es schon hohe Standards. „Unsere Prüfpraxis ist seit langem bewährt und kann anderen EU-Ländern hilfreiche Orientierung sein.“

Sauer ist auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU): „Jährliche TÜV-Prüfungen für Autos und Motorräder sind nicht notwendig, aber teuer und lästig für die Menschen“, sagte er am Freitag. Er forderte im Gegensatz einen TÜV für Brüssel: Es müsse ein Mechanismus geschaffen werden, „der die Bürger wirksam vor ausufernder EU-Bürokratie schützt“.

„Potentiell eine tödliche Gefahr“

Kallas hält dem entgegen, dass die Gefahr von Unfällen mit höherem Auto-Alter erheblich ansteige. „Autos, von denen potenziell eine tödliche Gefahr ausgeht, wollen wir einfach nicht auf unseren Straßen haben“, erklärte er. Jährlich zum TÜV sollen deswegen auch alle Wagen mit mehr als 160.000 Kilometer auf dem Tacho - und das ab einem Alter von vier Jahren.

Die Richtlinie muss nach Kallas Vorschlag nun von den Mitgliedsstaaten und dem Parlament beraten und dann beschlossen werden. Der Berliner Widerstand lässt wenig Aussicht auf eine unveränderte Annahme der Richtlinie. Auch im Parlament gibt es Gegenwind.

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