CDU-Politiker Boetticher nach Rücktritt: "Öffentliche Hinrichtung"

Die Beziehung zu einer 16-Jährigen kostete Christian von Boetticher alle Spitzenämter in der Nord-CDU. Nun beklagt er das "große Maß an Illoyalität" in seiner Partei und die Verfolgung durch die Medien.

Schimpft auf die ehemaligen Parteifreunde: Christian von Boetticher. Bild: dpa

HAMBURG/ KIEL dpa | Wenige Tage nach seinem Rücktritt hat sich der frühere schleswig-holsteinische CDU-Chef Christian von Boetticher zu Wort gemeldet und schwere Vorwürfe gegen die eigene Partei erhoben. In verschiedenen Interviews beklagt er seine "öffentliche Hinrichtung" im Zusammenhang mit der Affäre um seine frühere Beziehung zu einer 16-Jährigen Schülerin. "Ich habe ein großes Maß an Illoyalität erlebt und bin mit Blick auf die eigene Partei schwer enttäuscht", sagte von Boetticher in einem Interview der Bild am Sonntag (BamS).

Der 40-Jährige war in der vergangenen Woche vom Partei- und Fraktionsvorsitz der Landes-CDU zurückgetreten. Über seine Verbindung zu der Minderjährigen sagte er der BamS: "Die Beziehung zu der Frau hat nichts mit einem Lolita-Effekt zu tun." Sie sei ihm aufgefallen, weil sie als Mitglied der Jungen Union sehr intelligente Kommentare auf seiner Facebook-Seite geschrieben habe. Er habe sie zuerst auf Mitte 20 geschätzt.

Auch das Verhalten von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) kritisiert von Boetticher in der BamS. Sein langjähriger Mentor habe den Eindruck erweckt, dass er zu spät reagiert habe. "Dabei habe ich die Sache selber in die Hand genommen und rechtzeitig die richtigen Konsequenzen gezogen."

Von den Medien fühlt sich von Boetticher verfolgt. "Für mich war das eine öffentliche Hinrichtung auf Basis moralischer Wertungen", sagte er dem Nachrichtenmagazin Focus. Er verstecke sich seit Tagen an geheimen Orten. "Ich fühle mich wie Dr. Kimble auf der Flucht". Für die Zukunft habe er noch keine konkreten Pläne, er wolle sich erst einmal sammeln und zur Ruhe kommen.

Der Rücktritt des konservativen Politikers wird von einer klaren Mehrheit in Deutschland begrüßt. 62 Prozent halten diese Konsequenz laut einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die BamS für richtig; 26 Prozent finden sie falsch. Bei der Frage, ob die Beziehung moralisch verwerflich gewesen sei, ist die Meinung geteilt: 45 Prozent der Deutschen sagen Ja, 45 Prozent Nein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.