Coco-Chanel-Biografie auf 3sat: Gar nicht niedlich
Die Liebesaffäre von Modeschöpferin und Komponisten: Anna Mouglalis gibt in „Coco Chanel & Igor Stravinsky“ eine moderne, überlegene und nur ein wenig verruchte Frau von Welt.
Zu den nicht wenigen Kuriosa der Filmgeschichte gehört auch, dass immer mal wieder ein Stoff zeitgleich von zwei Regisseuren verfilmt wird. Mit dem Roman „Gefährliche Liebschaften“ war es so (1988/89) und mit der Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus (1992).
Vor zwei Jahren dann haben sich Anne Fontaine und Jan Kounen parallel der großen Übermutter der Modewelt angenommen, Coco Chanel. Klar, dass eine Frage dabei im Mittelpunkt des Interesses stand und stehen musste; eine Frage, die sich immer stellt, wenn es im Film um reale Personen geht: Wer kann das spielen?
Anne Fontaine besetzte ihre „Coco avant Chanel“ mit der niedlichen Audrey Tautou, die einmal eine niedliche „Amélie“ war (und – zufällig – bald auch das Gesicht der Werbekampagne für Chanel No. 5 wurde). Leider sind Tautous schauspielerische Möglichkeiten nicht gerade fabelhaft – sie kann nur „niedlich“. Niedlich aber ist ein Attribut, dass der Welt der Coco Chanel nicht eben angemessen ist; nicht der Mode und nicht der unabhängigen Persönlichkeit.
Die eindeutig bessere Wahl traf deshalb Jan Kounen, Verfilmer von „39,90“, als er sich in „Coco Chanel & Igor Stravinsky“ für Anna Mouglalis entschied (die Karl Lagerfeld schon 2002 als Muse und neues Chanel-Gesicht erkoren hatte). Mouglalis hat eine tiefe Stimme (Schade: 3sat zeigt die Synchronfassung) und ist gar nicht niedlich. Ihre Schönheit ist nicht die eines Mädchens, sondern die einer modernen, überlegenen, nur ein wenig verruchten Frau von Welt.
Sie ist genau so wie die Franzosen ihre weiblichen Ikonen gerne sehen. Sie hat Simone de Beauvoir gespielt und, jüngst, Juliette Gréco. Sollte in den kommenden Jahren einer eine Marguerite Duras brauchen, an Mouglalis führte kein Weg vorbei. Und das ginge vollkommen in Ordnung, ihre Präsenz verdankt sie blendendem Aussehen – und – darstellerischem Vermögen.
Gleiches ließe sich über Mads Mikkelsen sagen, der heute Abend den Mann an ihrer Seite gibt. Denn in der Erstausstrahlung geht es um die sehr schön anzusehende, detailversessen, geschmackvoll, erlesen, opulent ausgestattete Liebesgeschichte zwischen „Coco Chanel & Igor Stravinsky“.
„Coco Chanel & Igor Stravinsky“, Do. 3.2., 22.25 Uhr, 3sat
Leser*innenkommentare
Bernhard Gies
Gast
ein sehr gelungener Film, der vor allem auch musikalisch Lust macht, Strawinsky wieder neu zu entdecken.
B.Gies, 04.02.1011
dennis kessler
Gast
Ich finde es furchtbar wie der Autor hier Anna Mougalis so hoch lobt sie spielt die Rolle gut das ist gut, aber Audrey Tautou immer nur "niedlich" darzustellen das hat sie nicht verdient denn jeder der mehrere Tautou Filme gesehen hat sieht das viel mehr ist als "Amelie". Außerdem war der Beitrag von Anne Fontaine viel erfolgreicher und Audrey für den "CESAR und "BAFTA AWARD " als beste Schauspielerin nommimiert und Anna Mougalis.........?
Trotzdem ist diese Verfilmung sehr Sehenswert.
Nina
Gast
@stravinska:
Es geht um den Auswahl der Hauptdarstellerin für die Figur Coco, was die Qualität des Filmes ausmacht.
Ich habe beide Filme gesehen und habe es genauso empfunden. Schön.
stravinska
Gast
aha. der autor dieser zeilen veehrt die schauspielerin Anna Mouglalis aufgrund ihrer nicht-mädchenhaften schönheit und auch ein bisschen wegen ihrer darstellenden leistung. über den film habe ich aber leider nix erfahren.
filmkritik-note: sechs. na gut, seien wir großzügig, schließlich ist der rezensent ein mann: fünf minus.
atypixx
Gast
Schade findet der Autor, dass 3Sat in Deutschland die deutschsprachige Fassung sendet? Andere mögen das selbstverständlich finden.