Der komplette elfte Spieltag: Werder reisst das Ruder rum

Bayern siegt 3:1 gegen Arminia Bielefeld, während sich Poldi mal wieder mit Abwanderungsgedanken trägt. Werder hofft, mit seinem 5:1-Sieg über Hertha, seine Krise überwunden zu haben.

Diego kann wieder jubeln - und Tore schießen auch. Bild: dpa

DÜSSELDORF/MÜNCHEN dpa Nach dem 11. Spieltag der Fußball-Bundesball hat selbst Uli Hoeneß 1899 Hoffenheim auf den Favoritenschild gehoben. "Die werden bis zum Ende oben mitspielen, sicher auch um die Meisterschaft", sagte der Manager von Rekord-Titelträger Bayern München.

Schließlich markierte das 4:1 gegen den Karlsruher SC bereits den achten Sieg der Kraichgauer. "Mich freut, dass er das sagt", entgegnete Hoffenheims Chefcoach Ralf Rangnick. "Wir haben in dieser Saison keine Erwartung, nur die, einen guten Abstand zu den Abstiegsplätzen zu halten."

Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg 2:0 (0:0)

Bayer Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Henrique, Kadlec - Rolfes - Renato Augusto (83. Schwegler), Vidal, Barnetta (89. Haggui) - Helmes, Kießling (83. Gekas)

VfL Wolfsburg: Benaglio - Zaccardo (69. Dejagah), Madlung, Barzagli, Schäfer - Josué - Riether, Gentner - Misimovic (19. Hasebe) - Grafite (69. Caiuby), Dzeko

Tore: 1:0 Barnetta (57.), 2:0 Kießling (65.)

Gelbe Karten: - / Zaccardo (1)

Bayern München - Arminia Bielefeld 3:1 (1:1)

Bayern München: Rensing - Lell, Lucio, Demichelis, Zé Roberto - van Bommel, Ottl (46. Kroos) - Schweinsteiger (46. Podolski), Borowski, Ribéry (85. Sosa) - Klose

Arminia Bielefeld: Eilhoff - Fischer (73. Kauf), Herzig, Bollmann, Schuler (66. Rau) - Kucera, Tesche - Katongo, Marx (81. Aigner), Kamper - Wichniarek

Tore: 1:0 Klose (25.), 1:1 Wichniarek (30./Foulelfmeter), 2:1 Ribéry (77.), 3:1 Podolski (84./Foulelfmeter)

Gelbe Karten: Ottl (1) / Kauf (2), Wichniarek (2), Kucera (1), Kamper (2), Fischer (1), Herzig (4)

Rote Karten: - / Tesche (82./grobes Foulspiel)

Werder Bremen - Hertha BSC 5:1 (3:0)

Werder Bremen: Wiese - Prödl, Mertesacker, Naldo, Pasanen - Baumann - Frings, Özil (76. Hunt) - Diego (88. Vranjes) - Pizarro, Rosenberg (82. Sanogo)

Hertha BSC: Gäng - Chahed, Friedrich, Simunic, Stein (63. Kaká) - Kacar (72. Lustenberger), Dardai - Nicu (79. Domowtschijski), Cicero - Woronin, Pantelic

Tore: 1:0 Kacar (14./Eigentor), 2:0 Diego (20.), 3:0 Rosenberg (42.), 4:0 Pizarro (59.), 4:1 Cicero (68.), 5:1 Pizarro (85.)

Gelbe Karten: Frings (3), Prödl (2) / -

VfB Stuttgart - 1. FC Köln 1:3 (0:1)

VfB Stuttgart: Lehmann - Boulahrouz (55. Elson), Tasci, Delpierre, Boka - Pardo (61. Marica) - Hilbert, Khedira, Hitzlsperger (68. Lanig) - Gomez, Cacau

1. FC Köln: Mondragón - Brecko, Geromel, Mohamad, Womé - Matip (32. McKenna) - Petit, Antar, Pezzoni - Radu (77. Sanou), Novakovic (90. Scherz)

Tore: 0:1 Novakovic (3.), 0:2 Novakovic (61.), 1:2 Hilbert (69.), 1:3 Petit (90.+4)

Gelbe Karten: Boka (4) / Mondragón (2), Antar (1), Pezzoni (2), Womé (3), McKenna (1)

Energie Cottbus - FC Schalke 04 0:2 (0:0)

Energie Cottbus: Tremmel - Pavicevic, Kukielka, Cagdas Atan, Ziebig - Kurth, Rost - Rivic (83. Jelic), Skela, Sørensen (88. Vasiljevic) - Shao (59. Jula)

FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Westermann, Bordon, Kobiaschwili - Streit (88. Asamoah), Jones, Engelaar - Rakitic (68. Ernst) - Kuranyi, Altintop (61. Farfán)

Tore: 0:1 Westermann (80.), 0:2 Farfán (90./Foulelfmeter/ Nachschuss)

Gelbe Karten: Ziebig (1), Rivic (1) / Ernst (2), Westermann (1), Rafinha (4)

Rote Karten: - / Engelaar (52./Schiedsrichter-Beleidigung)

Sonntag:

Borussia Dortmund - VfL Bochum 1:1 (1:1)

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Hummels (46. Kovac), Lee - Kehl - Tinga, Kringe - Blaszczykowski (80. Klimowicz), Zidan - Frei (70. Valdez)

VfL Bochum: Fernandes - Schröder (40. Pfertzel), Maltritz, Yahia, Bönig - Zdebel (73. Mavraj) - Freier, Christian Fuchs - Azaouagh - Sinan Kaloglu, Hashemian (64. Mieciel)

Tore: 0:1 Zdebel (27.), 1:1 Zidan (44.)

Gelbe Karten: Kringe (1) / Freier (5), Zdebel (2), Azaouagh (3)

Bor. Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 1:2 (1:1)

Bor. Mönchengladbach: Gospodarek - Levels, Paauwe, Daems, Voigt (68. van den Bergh) - Svärd (56. Bradley), Alberman - Matmour, Baumjohann (63. Neuville), Marin - Friend

Eintracht Frankfurt: Nikolov - Ochs, Russ, Galindo, Spycher - Steinhöfer, Fink - Ljubicic - Fenin, Korkmaz (86. Toski) - Liberopoulos (88. Tsoumou)

Tore: 1:0 Russ (12./Eigentor), 1:1 Fenin (16.), 1:2 Fink (52.)

Tabelle (Tore, Pkt.):

1. 1899 Hoffenheim 31:16 25

2. Bayer Leverkusen 26:11 24

3. Bayern München 25:17 21

4. FC Schalke 17:8 20

5. Hamburger SV 17:18 20

6. Borussia Dortmund 19:16 18

7. Hertha BSC 15:15 18

8. Werder Bremen 28:23 16

9. VfL Wolfsburg 23:18 16

10. VfB Stuttgart 16:15 16

11. 1. FC Köln 11:13 16

12. Eintracht Frankfurt 13:17 12

13. Hannover 96 13:20 12

14. Karlsruher SC 9:20 9

15. VfL Bochum 14:19 8

16. Arminia Bielefeld 12:20 8

17. Mönchengladbach 10:22 7

18. Energie Cottbus 6:17 6

Weisheit des Spieltags

"Die Taktik ist ein Neutrum, Spieler und Menschen entscheiden." (Kölns Trainer Christoph Daum erklärt sein neues System mit zwei Spitzen)

In den Sonntagsspielen kam Borussia Dortmund im Heimspiel gegen den VfL Bochum nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus - und musste sich damit bereits zum sechsten Mal in dieser Saison mit einem Remis zufrieden geben. Thomas Zdebel (27.) hatte den Tabellen-16. in Führung gebracht, Mohamed Zidan (44.) gelang nur noch der Ausgleich für den BVB.

Einen weiteren Rückschlag in der Fußball-Bundesliga kassierte am Sonntag auch Borussia Mönchengladbach. Die Elf von Trainer Hans Meyer verlor vor eigenem Publikum 1:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt. Nach dem Eigentor des Frankfurters Marco Russ (12. Minute) wendeten Martin Fenin (15.) und Michael Fink (52.) die Partie.

Bayern und Bremen besser

Ansonsten kamen am Wochenende die Großen der Liga immer besser in Fahrt. Der Titelverteidiger aus München setzte die Aufholjagd mit einem 3:1 gegen Arminia Bielefeld erfolgreich fort und lauert nun hinter Hoffenheim (25 Punkte) sowie Bayer 04 Leverkusen (2:0 gegen Wolfsburg) mit vier Zählern Rückstand auf Platz drei. "Wir werden punkten, punkten und noch mal punkten", forderte Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann, "und dann werden wir sehen, wo wir stehen."

Erst beschenkte Franck Ribéry sich und den FC Bayern, dann Lukas Podolski. Als der Franzose nur acht Minuten nach seinem Führungstreffer zum 2:1 im Bielefelder Strafraum zu Boden gegangen war, verzichtete Bayerns Mittelfeld-Boss auf sein Elfmeter-Recht und leistete damit Aufbauhilfe für das Münchner "Sorgen-Kindl".

Podolski schnappte sich den Ball und verwandelte seinen sechsten Liga-Strafstoß sicher zum 3:1 (1:1)-Endstand. "Sonst schieße ich die Elfmeter. Aber ich mag Lukas sehr. Er wollte schießen und hat dieses Tor gebraucht", sagte der französische Fußball- Nationalspieler, der den fünf Pflichtspielsiegen in Serie am Mittwoch in der Champions League gegen den AC Florenz Nummer sechs folgen lassen will.

Mit seinem von Podolski aufgelegten Treffer zum 2:1 (76. Minute) hatte Ribéry, der immer mehr zu alter Klasse findet und jetzt dreimal in Serie traf, kurz vor dem 3:1 das lange unüberwindbare Abwehrbollwerk endlich geknackt und den hochverdienten Sieg im Einbahnstraßenfußball eingeleitet. 37:2 Torschüsse, 20:0 Ecken und die Höchstzahl von 46 Ballkontakten für den herausragenden Gäste-Torwart Dennis Eilhoff - Bayern-Powerplay pur. Aber Manager Uli Hoeneß sieht noch Luft nach oben.

"Das war ein Sturmlauf, wie ich ihn lange nicht gesehen habe. Aber im Soll sind wir erst, wenn wir auf Platz eins sind", befand Manager Uli Hoeneß, der dem zuletzt kräftig abgewatschten Podolski noch in der Kabine gratulierte. "Wenn er immer so spielen würde, hätte er weniger Probleme hier."

Was für ein Tag lag hinter Podolski, dem am späten Abend beim Siegerposen-Foto mit Kumpel Felix Sturm im Box-Ring nach dessen Erfolg nochmal durch den Kopf geschossen sein dürfte, wie sehr in den letzten Tagen auch auf ihn eingeprügelt worden war.

Fast schon wie ein K.o.-Schlag war die Ersatzbankrolle gegen Bielefeld trotz des neuerlichen Ausfalls von Luca Toni, dann aber kam er rein und war entscheidend am Sieg beteiligt. "Ein Tor gemacht, eins vorbereitet. So kann es jetzt weiter gehen", sagte der 23-Jährige, der die weitere Entwicklung kritisch beäugt. "Es ist nachvollziehbar, dass ich mir bis zur Winterpause Gedanken mache, wie es weiter geht."

Bremens Galavorstellung

Wie man die Kehrtwende schafft, demonstrierte Werder Bremen eindrucksvoll. Mit einer 5:1-Gala beendeten die Hanseaten gegen Hertha BSC die seit vier Spieltagen anhaltende Talfahrt. "Ich hoffe, dass es das Ende der Krise war", sagte der zweimalige Bremer Torschütze Claudio Pizzaro. Nach einem Zwischenhoch ist dagegen bei Hertha wieder Ernüchterung eingekehrt. "Ich kenne die Möglichkeiten meiner Mannschaft", meinte Berlins Trainer Lucien Favre knapp.

Die Werder-Verantwortlichen mahnten derweil vor Euphorie. "Das war nur ein Sieg, mehr nicht", sagte Trainer Thomas Schaaf, der das Team während der Woche zu zusätzlichen Gesprächen beordert hatte. Allofs sprach über den "Impuls, dass wir es erst mal mit der kämpferischen Schiene machen müssen". Wenn die Profis das "begriffen haben und nicht denken, wir können es so machen wie die Wochen vorher, dann wird es eine Wende zum Guten und nicht nur ein Intermezzo".

Viel mehr für möglich gehalten hat der Hamburger SV nach einem starken Saisonstart. "Wir sind auf dem Boden gelandet", stellte HSV- Kapitän David Jarolim nach dem 0:3 bei Hannover 96 - der dritten 0:3- Auswärtspleite in dieser Saison - fest. Auf dem Prüfstand steht nun der Hurra-Stil von Trainer Martin Jol mit vier Offensivspielern. "Das ist kein Normalzustand, wenn man in sechs Spielen 0:2 zurückliegt", kritisierte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer.

Wieder besser läuft es bei Jols niederländischem Kollegen Fred Rutten beim FC Schalke 04, der auch in Unterzahl ein 2:0 beim Tabellenletzten Energie Cottbus schaffte. "Oranje"-Nationalspieler Orlando Engelaar musste nach einem "Vogel" in Richtung Referee-Assistent den Rasen verlassen.

"Auf dem Platz hat sich die Mannschaft gesagt: Jetzt erst recht", berichtete Jermaine Jones nach dem siebten Pflichtspiel der Schalker ohne Niederlage. Während die "Königsblauen" als Vierte wieder oben mitmischen, wird es nach 175 Tagen ohne Heimsieg für das Schlusslicht aus Cottbus immer düsterer.

Daum schlägt Stuttgart

Strahlen konnte dagegen Christoph Daum, der mit dem 1. FC Köln 3:1 bei seinem Ex-Club VfB Stuttgart gewann. "Dies sind Zusatzpunkte, die uns helfen, das Ziel Klassenerhalt zu realisieren", sagte der Trainer, der 1992 mit den Schwaben den Titel geholt hatte. Gegen Köln waren die Stuttgarter weit von einer meisterlichen Form entfernt. "Irgendetwas werden wir verändern, wir werden sicher nicht zur Tagesordnung übergehen", kündigte VfB-Sportdirektor Horst Heldt an

Ein ernstes Nachspiel droht VfB-Torhüter Jens Lehmann, dem in Fernsehbildern ein von Kinhöfer übersehener Tritt gegen den Kölner Roda Antar zur Last gelegt wurde. "Wir prüfen die Fernsehbilder. Am Montag wird sich entscheiden, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird und Jens Lehmann zu einer Stellungnahme aufgefordert wird", sagte der Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Harald Stenger am Sonntag. Der VfB rechnet laut Sprecher Oliver Schraft nicht mit DFB-Ermittlungen, da Kinhöfer nichts im Spielbericht vermerkt habe.

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