Die Foodtrends des Jahres: Kartoffelmilch ist das neue Schwarz

Von Vegourmets bis Gentle Garlic: Unser Kolumnist hat sich auf die Suche nach den Foodtrends 2022 gemacht und ist durch die Buzzword-Hölle gegangen.

Ein Mann mit tatowierter Hand hält einen Käfer in die Kamera

Ein Dauerbrenner unter den Foodtrends: Insekten essen Foto: Jair Cabrera/dpa

Neues Jahr, neues Food! Und was wäre eine Genusstrendkolumne für trendbewusste Foodies und foodlovende Trendsetter, wenn sie an dieser Stelle nicht einen Blick auf die Foodtrends 2022 werfen würde?

Wer danach goo… recherchiert, kommt an einer Frau nicht vorbei: Hanni Rützler vom futurefoodstudio. Seit 2014 veröffentlicht sie jährlich den „Food Report“, angedockt ist sie dabei ans Zukunftsinstitut von Matthias Horx – dem Mann, der seit über 25 Jahren mit einer Kombination aus steilen Thesen, der selbstgewählten Jobbezeichnung „Zukunftsforscher“ und dem markanten Nachnamen mit dem Gimmick-Buchstaben „X“ für jeden erdenklichen Quatsch eine dankbare Abnehmerschaft aus denkfaulen Journalisten … aber ich schweife ab.

Jedenfalls passen sich Rützlers Food-Reports in Sachen Buzzword-Dichte gut ins Institut ein. Ihre Trends tragen Namen wie „The New Breakfast“, „Liquid Evolution“, „Healthy Hedonism“, „Snackification“, „Gourmet Gardening“ oder „Curated Food“. Das ist insofern etwas schade, als man reflexhaft die Gedanken dahinter nicht mehr ganz ernst nimmt. Dabei klingt zum Beispiel der von Rützler definierte Ernährungstyp „Real Omnivores“ durchaus legit: Das sind Menschen, die zwar ethisch bewusst essen, aber auf nix komplett verzichten. Und die (im Gegensatz zum klassischen Wurst- und Bratenkonsumenten) als zukunftsaffine Ausprobierer auch offen sind für Nahrung aus Insekten, Algen, Quallen oder auch für Fleisch aus dem Reagenzglas – „echte Allesfresser“ eben.

Die Omnivores sind einer der Haupttrends aus Rützlers 2022er-Report. Zu den weiteren gehören „Local Exotics“ (Pflanzen wie Reis, Physalis und Gojibeeren werden auch bei uns angebaut, was die Umwelt schont), „Vegourmets“ (immer mehr Sterneköche verzichten auf Fleisch), „E-Food“ (2007 hat gerade angerufen und will seinen Trendbegriff zurück) und „Zero Waste“.

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Wie bitte?, sagen Sie jetzt, Zero Waste? Weniger Müll dank Unverpackt-Märkten und Pfandsystemen für Kaffeebecher, weniger Lebensmittelverschwendung schon bei der Produktion, Apps wie Too Good To Go, das alles ist doch kein neuer Trend, davon les ich doch dauernd in der taz? Tja!

Subsumieren lässt sich das alles unter „Nachhaltiger, aber ohne Abstriche beim Genuss“ (Robert Habeck gefällt das), konkreter wird es erst mal nicht. Das übernehmen andere Medien und versprechen uns für 2022 unter anderem: Anti-Schwerkraft-Torten (mit scheinbar schwebenden Deko-Elementen), Kartoffelmilch (nach Soja-, Mandel-, Hafer-, Erbsen-, Stein- usw.), Gentle Garlic (Knoblauch auf alles, aber nur microdosed), Gin-infused food (knallt!), CBD-Weine (knallen leider nicht), Blue is the New Black (dank Spirulina-Algen werden Eistüten, Spaghetti und Co knallblau gefärbt), Roboter-Kellner (gut in Zeiten von Servicepersonalmangel), Nouvelle Friesine (norddeutsche Gerichte werden Gourmetküche), essbare Trinkhalme (Stichwort: Zero Waste) und Hybrid-Fleisch (halb Fleisch, halb Fleisch­ersatz).

Drei dieser Trends habe ich mir übrigens einfach ausgedacht. Also Augen auf beim Foodtrendkauf!

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Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.

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