Die Wahrheit: „Ich bin doch nicht Doktor Dolittle!“

Die schönsten Anekdoten über den genügsamen argentinischen Grauganter Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus.

Günstig zu haben: „Habemus Papam“-Bildchen. Bild: dpa

Am Mittwoch haben die Kardinäle der Mutter Kirche in Rom den lieben lateinamerikanischen Kollegen Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst aller Katholiken auserkoren. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, um die schönsten Anekdoten aus dem Leben Franziskus’ I. zu erzählen.

Als blutjunger Bischof bestieg Jorge Mario Bergoglio einmal in seiner Heimatstadt Buenos Aires den morgendlichen Bus zum Amt und hatte wie üblich seine Monatskarte vergessen. Hilflos sah er den Fahrer und die Mitreisenden an und sandte dann ein Stoßgebet gen Himmel. Da erbarmte sich ein armer Schuhputzer und überließ dem Weihbischof nicht nur seinen Fahrschein, sondern auch den Sitzplatz. Bischof Jorge aber segnete den guten Mann, der heute im Himmel die Schuhe des Fischers auf Hochglanz bringen soll.

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Als Jorge Mario Bergoglio in Frankfurt am Main an der Theologischen Hochschule Sankt Georgen forschte, sollte er eines Tages den Gemeinschaftskühlschrank auffüllen, den er immerzu leerte, um sein bescheidenes Bäuchlein zu füllen. Also machte er sich auf den Weg zum Supermarkt, wo er am Gemüsestand eine Kartoffel entdeckte, die haargenau aussah wie der heilige Quintinius von Villeparisis. Bergoglio fiel auf die Knie und sprach ein langes inniges Gebet. Nachdenklich kehrte er zu seinem Einkaufswagen zurück und schob ihn gedankenverloren weiter. Plötzlich tippte ihm eine ältere Dame auf die Schulter. Was war geschehen? Der zerstreute Jesuit hatte sich versehentlich den falschen Wagen gegriffen.

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Im Jahr des Herrn 1992 wurde Jorge Mario Bergoglio von Papst Johannes Paul II. zum Mittagessen eingeladen. Doch roch der Jesuit schon im Petersdom, dass es Kohlrabi gab. Es gibt aber kein Gericht, das Bergoglio so sehr hasst wie Kohlrabi. Doch wollte er Johannes Paul II. auf keinen Fall beleidigen, also würgte er die bittere Speise hinunter. Als der heilige Vater jedoch einen voluminösen Scherz machte, musste der Jesuit laut losprusten und spritzte halbzerkaute Kohlrabistücke über den ganzen Tisch. Um von der Peinlichkeit abzulenken, stimmte Bergoglio gleich ein altes polnisches Kirchenlied an. Und so gelang es ihm tatsächlich, den Papst zu beschwichtigen. Nur kurze Zeit später ernannte Johannes Paul II. ihn zum Weihbischof von Buenos Aires.

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Als Jorge Mario Bergoglio spirituell noch nicht sonderlich gefestigt war, wanderte er einmal des frühen Abends über die Prachtmeile von Buenos Aires und kam vor dem Schaufenster einer großen Devotionalienhandlung zu stehen. Auf den ersten Blick verliebte er sich in eine reizende kleine Reliquie: ein Zehenknochenglied des heiligen Ubald von Gubbio. Nachdem der Bischof den heiligen Knochen eine Weile lang sehnsüchtig betrachtet hatte, beschloss er, ihn zu erwerben. Doch leider hatte das Geschäft inzwischen bereits geschlossen.

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Als junger Mann büffelte Jorge Mario Bergoglio einmal bis spät in die Nacht gemeinsam mit seinem Kommilitonen Felipe für sein Diplom in Chemietechnik. Da fielen dem jungen Jorge Mario Felipes lockige Haare und schmale Hände auf, dessen glutvolle Augen und sein verführerischer Duft. Am nächsten Morgen musste sich Bergoglio eingestehen, dass zwischen ihm und Felipe die Chemie stimmte. Daraufhin hängte er die Naturwissenschaften an den Nagel und wandte sich dem Katholizismus zu.

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Bischof Bergoglio wurde gelegentlich vorgeworfen, er habe der argentinischen Militärjunta zu nahe gestanden. Tatsächlich wurde der Jesuit 1979 einmal von General Videla zu einem zwanglosen Rundflug in einer Militärmaschine eingeladen. Auf diesem Flug wurden zwar keine politischen Gefangenen hinausgeworfen, dennoch schloss der Bischof General Videla von da an nicht mehr in seine Gebete ein.

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Eines frühen Abends im Spätsommer spazierte der bescheidene Bischof von Buenos Aires am Ufer des Rio de la Plata entlang, als ihm mit einem Mal ein kleiner Terrier entgegenstrunkelte. Das Hündchen wedelte zwar mit dem Schwanz, bellte ihn jedoch mit aller Kraft an: „Wuff, wuhuff, wuff …“ Da schüttelte Bischof Bergoglio energisch den Kopf und antwortete dem lauten Tier: „Ich bin doch nicht der Doktor Dolittle! Ich versteh dich nicht, Hundchen!“ Da trollte sich der Terrier traurig. Dem Bischof aber war es, als hörte er tief im Innersten die Stimme des heiligen Franz von Assisi, und in ihm reifte ein feiner Plan.

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Seit seiner frühesten Kindheit rauchte der kleine Jorge Mario zwei Schachteln filterlose Zigaretten am Tag. Im Alter von fünfzehn Jahren musste ihm bereits ein Lungenflügel entfernt werden: „Komme ich mit einer Lunge noch in den Himmel?“, fragte der besorgte Patient. „Das nicht“, lachte der Chirurg: „Aber gewiss auf den Stuhl Petri, mein Junge!“ Dann setzte die Narkose ein. Mit dem verbliebenen Lungenflügel atmet Franziskus I. bis heute.

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