Die Wahrheit: Lügner haben volle Blasen

Mit voller Blase kann man besser lügen. Und die Geschichten werden länger und komplexer. Merkwürdig.

Wer dringend pinkeln muss, lügt besser. Zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis sind Wissenschaftler der California State University gekommen. Bei ihren Experimenten konnten sie eine „inhibitorische Nebenwirkung“ feststellen. Die tritt auf, wenn „unsere Aufmerksamkeit auf eine Aufgabe eine andere begünstigt“.

Die Versuchsteilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bekam nur ein paar Schluck, während die zweite Gruppe Unmengen Wasser in sich hineinschütten musste. Danach erzählten sie dem Versuchsleiter eine Geschichte, und er notierte, ob sie ehrlich oder gelogen war. Dann zog er einen Außenstehenden hinzu, der anhand von Körpersprache herausfinden sollte, wer log und wer nicht.

Es stellte sich heraus, dass er die Lügner mit vollen Blasen viel schwerer entlarven konnte als die mit leeren, weil ihre Geschichten länger und komplexer waren. Merkwürdig. Wenn ich dringend aufs Klo muss, bin ich kurz angebunden und erzähle keine ausufernden Märchen.

Auf der Webseite wikiHow, die damit prahlt, Anleitungen für jede Lebenslage zu bieten, erfährt man, wie man Lügner erkennt. Sie fassen sich angeblich öfter an die Nase oder halten die Hand vor den Mund, um die Lügen zu verdecken. Wenn Rechtshänder die Wahrheit sagen, bewegen sich die Augen nach links oben, bei einer Lüge nach rechts oben. Bei Linkshändern sei es umgekehrt. Und wer etwas behaupte, dabei aber den Kopf schüttle, entlarve sich selbst. Interessant.

Manchmal kann man Lügner an ihrer Nase erkennen, auch wenn sie nicht Pinocchio heißen. Mein Kollege Aribert Weis und ich hatten im Zuge der Rinderwahnkrise oft mit Keith Meldrum, dem Chefveterinär der britischen Regierung, zu tun. Beim ersten Interview hatte er einen kleinen schwarzen Punkt auf der Nase, der im Laufe der Jahre immer größer wurde. 1997 wurde er aus dem Amt entfernt, weil ihm nicht mal mehr die Rinder glaubten. Damals war seine Nase rabenschwarz.

Das Sprichwort, wonach Betrunkene stets die Wahrheit sagen, muss aufgrund der Studie revidiert werden. Sie können lediglich besser lügen, weil ihre Blasen voller Bier oder Wein sind. Eine Erhebung in Großbritannien hat ergeben, dass britische Männer gern die Alkoholmenge, die sie intus haben, beschönigen. Eigentlich müssten sie damit ja durchkommen, aber es hängt wohl von der Menge ab: Wenn man lallt, nützt einem auch die volle Blase nichts.

Die kalifornische Studie erklärt, warum es im irischen Parlament, wie in so vielen Volksvertretungen, eine Bar gibt. Sie dient der Verschleierung. Neben dem Bett und anderem Paarungsmobiliar sei die Politik „das größte lügenverseuchte Gebiet überhaupt“, schreibt Wolfgang Limmer in seinem Standardwerk „Männer lügen“.

In den sozialen Medien ist Lügen fast Pflicht, oder hat sich schon mal jemand auf Facebook als pickliger Langweiler geoutet? Ich werde übrigens öfter mit George Clooney verwechselt, liebe Leserinnen. Ehrlich! Jetzt muss ich aber schnell aufs Klo.

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kari

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