Die Wahrheit: KI aus der Kiste

Zusammenleben mit künstlicher Intelligenz im Alltag. Ein sehr erschütternder Bericht.

Ein Bett.

Rechts vor dem Bett lächelt der gute Frodo IV in die Kamera Foto: Kriki

Wie ist eigentlich das Zusammenleben mit künstlicher Intelligenz (KI)? Der freundliche Vierbeiner, der Schlafzimmertrollo Frodo IV, der auf nebenstehendem Foto zu sehen ist, freut sich scheinbar immer, wenn sein Mensch abends von der Arbeit nach Hause kommt. Doch Vorsicht! Frodo ist viel klüger, als sein harmloses Äußeres vermuten lässt, und weil er mit künstlicher Intelligenz gesegnet ist, weiß er, dass so ein überfreundliches Verhalten unnatürlich ist und Menschen nervt. Deshalb bleibt er im natürlichen Algorithmus von vier Tagen gleichgültig auf dem Schlafzimmerteppich liegen, wenn jemand kommt.

So bekommt das kluge … – nun ja, Wesen nicht mit, was in der Küche abends für ein Tohuwabohu herrscht. Alle intelligenten Küchengeräte schnattern dort aufgeregt durcheinander: die Kaffeemaschine, der Eierkocher, der Toaster – und über allem liegt das sonore Brummen des Kühlschranks. Ein jegliches Maschinchen will erzählen, was es tagsüber erlebt hat. Der Heimkömmling ist selbstverständlich völlig überfordert und weiß, jetzt heißt es, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und Führungsqualität zu zeigen!

„Ruhe, Herrschaften! Jetzt geht ihr alle zum Abkühlen in den Hausflur!“ – „Aber da ist doch kein WLAN!“, wendet die Kaffeemaschine nervös ein. „Mir egal, heute ist Fernsehverbot, ohne Debatte!“ Murrend zerstreut sich der digitale Mob in den Flur. „So was kann man mit KI nicht machen, das ist primitiv und erniedrigend“, ist zu vernehmen. Das ist richtig, man ist ja nicht irgendein strunzdummes Küchenutensil.

Gefährlich ist so ein Umgang mit KI obendrein, denn unterfordert machen die Intelligenzler nur Mist. Und unterfordert sind die klugen Haushaltsgeräte meist von Haus aus. Sie spielen deshalb dem genervten Menschen aus Langeweile gern kleine Streiche, die regelmäßig in die analoge Hose gehen, denn Empathie schreibt die KI klein. So ein Küchengerät kennt keinen Schmerz und verletzt die menschlichen Mitbewohner durch rohe Scherze wie alberne Blumentopfwitze oder kindische Bananenschalenspäße.

Der Letzte in der Klugheitskette

Solche Grobheiten können verdammt weh tun, und kommt dazu noch das ewige künstliche Lachen, nervt das! Der KI fehlt einfach der natürliche Respekt. Es gibt Haushalte, in denen der menschliche Vorstand nur „der Analoge“ genannt wird und in denen man sich über seinen geringeren Bildungsstatus lustig macht. Wenn dann auch noch die Kinder des Erziehungsberechtigten mehr kindliche Intelligenz aufweisen als dieser und der Haushaltsvorstand der Letzte in der Klugheitskette ist, dann wird es Zeit, etwas zu tun.

Dann muss es heißen, der Dümmere gibt nach, und es wird ein rascher Auszug geplant. Ein Umbruch ganz ohne Mobiliar, Frodo IV, Kühlschrank und sogar ohne elektrische Zahnbürste. Denn wir wollen ja nicht, dass die Bürste die Klügste im neuen Haushalt wird. Kommt KI aus der Kiste, finge ja alles von vorne an, und der Analoge wäre wieder der Dumme!

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kari

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