Die Wahrheit: Dem Zipperlein Trotz

Das Alter. Oder die Hälfte des Alters. Oder das Alter als Alter. Eine dringende Erörterung ohne Rente. Aber mit vielen Worten. Über das Alter.

Pferdekarre mit zwei Alten

Hemmungslose Rentner – wie immer von der sonst so zügellosen Jugend gezogen Foto: Paul Langrock

Wie alt kann der Mensch? Wie lang muss das? Hat dem irgendwann ein Ende? Oder besser nein? Dessen sind die Fragen, wenn der oder die Mensch noch immer lebt und zum Rentner verpuppen tut.

Glaubt man dem Bibel, dann glaubt man; 70 Jahre Unsinns genug, und wenn’s einem hochkommt, 80. Methusalem aber fast 1.000, und Gott selbst sogar noch viel älter und ohne Runzel! Warum also nur der? Wir ja Ebenbild, haha!

Bleiben wir also und gucken! Was hat das, wenn alt und allweil da? Erst mal oha: Dem Haar wird löchrig, das Haut macht Falten, dazu der Flecken viel. Das Geöhr: groß und immer größer. Das Nase: lang und länger. Den Augen wird müde. Der Beine zwei, der Schritt wird unununsicher, mit hink, schlurf, stolpolper. Den Armen: schwach, klirrend fallen Tass und Tell. Dem Körper ganz hat schrumpf und schief.

Wo früher stark, robust und fest, jetzt zag und mürb und schawach und wackackelt. Das Mensch, einstens Klotz, nun zitter!

Und gar dem Kopf innen: Träge klingen Gedankendankendankenreste im hohlen Raum. Dem Hirn wird zäh. Des Gedächtnis scheut. Das Nervenbahnen: knirscht. Den Synapsen: knistert, knackt und knarrt. Wörter fliehen, Sätze baut schwer, und Zammenhang wo? Das Sinn: zerknüllt. Des Zweck: zerschoss. Den Ich: zerflatter.

Und weiter unten geht weiter runter. Und schmutzt! Ergebnis mithinnen: Das Mensch krümmt, altert und vergilbt. Zermalmpt von Raum mal Zeit = Ende.

Weisheit sprießt

Wertung aber: Na und! Sapienti sack: Hälfte Hölderlins quack! Mag bröseln, bröckeln und krümeln – dem Weisheit sprießt! Lass Knochen klappappern – das Ruhe bleibt! Alt: mehr als Fenster sitz und irgendwas strick, als Ententeich und in die Hosen seich. Und muss auch nicht das Dackeltier gar täglich zwier!

Sondern Genieß und Genuss warten, er muss nur einfach. Dem Alten kann endlich, was andere lange nicht. Kann egal los, weil ohne alles! Darf, was will. Muss nicht auf andere, die. Ja, dem Leben noch prickel! Mit Eierlikör. Ohne Reue. Zwar, dem Beruf geht hin – aber das Freiheit schmatzt! Und dem Zipperlein Trotz!

So mögen die Kalender rücken unverzag und unverdruss gottwohin ohn Düsternuss. Jawohl, genau, klar: Der Jugend bass Unverstand, dawider das Rentner und selbander Rentnerin annoch fürderhin bis domino erfahren! Euch aufs Butterbrot! So! Und fertig!

Das gute Alter ist mit dem Mensch und für den Mensch. Das Junge noch in Flaum und Wolle, in Eierschalen, das Alte aber souverän, überlegen und voll Routine, bewandert für und für sowie beschlagen. Beschlagen dank seinem, dem … dem Dings, dem Brummen, ja, Brunnen, noch besser: dem Born der Erfahrung oder auch Batzen! Was da zu grins und lach? Was Kindskopf, was da zu äh … rütteln, knütteln, schütteln, dritteln, schnippeln … egal. Auch du wird alt! Dann selber zitter und wackel und Birne manchmal außer Lot! Und ich dann nur: hähä!

Denn junges Leser du, wiss und merke fein und Löffel auf: Der und die Mensch wird mit der Zeit, wird älter, klüger – und dümmer, je nach Mensch. Du nein und nie? Dazu ich bloß so: hihi.

Denn wie schon Goethe tot: Warte nur, irgendwann wirst auch du. Zum Ende hat am Ende allem ein Ende. Hauptsache, erst morgen! Und damit schnüss.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.