Gipfeltreffen in Helsinki: Putin-Versteher trifft Trump-Retter

Das Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki brachte kaum Ergebnisse. Aber es war eine Aufwertung für den Kreml-Chef.

Putin klopft Trump auf die Schulter

„Lass uns nie wieder streiten, ja?“ „Okay“ Foto: ap

Ein guter Anfang sei das gewesen. Einen tiefen, offenen Dialog hätten sie miteinander geführt, erklärten übereinstimmend US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin nach Abschluss ihres Gipfeltreffens am Montag in Helsinki. Und Trump fügte hinzu: Die Beziehungen der beiden Staaten seien auf ihrem absoluten Tiefpunkt gewesen, das habe sich aber „vor ungefähr vier Stunden“ geändert.

Ganz sicher ist: Die anschließende Pressekonferenz, die mit weit über einer Stunde Verspätung begann, war bemerkenswert. Beide Präsidenten verlasen zuvor ausgearbeitete Statements. Putin zeigte sich gänzlich staatsmännisch, referierte über die verschiedenen Krisenherde und Problemstellungen der Welt, von Syrien zu Umweltfragen, von Terrorismusbekämpfung bis zu nuklearer Abrüstung. Es war offensichtlich: Das Ziel, das er mit dem Gipfel verfolgt hatte, war erreicht.

Sowohl in russischen als auch in US-amerikanischen Medien war bereits zuvor analysiert worden, dass das Treffen an sich bereits einen Gewinn für Putin mit sich bringt. Schließlich ist Putin seit Jahren um weniges so bemüht wie darum, Russland international wieder Anerkennung als Großmacht zu verschaffen. Das Treffen mit Trump hat ihn jetzt zu dem gemacht, als was er sich selbst sieht: einer globalen Führungsfigur.

Selten wurde ein Treffen zweier Politiker so aufmerksam medial begleitet wie das Gipfelgespräch zwischen Donald Trump und Wladimir Putin am Montag im finnischen Helsinki. Selten aber auch war es so unmöglich, zu erfahren, was in welchem Ton tatsächlich gesprochen wurde.

Denn bevor sich Trump und Putin mit ihren Delegationen zum Arbeitsessen trafen, sprachen sie fast zwei Stunden lang unter vier Augen miteinander, lediglich im Beisein ihrer Dolmetscher. Auf die zugerufene Frage eines Reporters bei einer kurzen Fotopause zwischen beiden Treffen sagte Trump: „Ich glaube, es war ein guter Start, ein guter Start für alle.“

Einmischung Russlands in US-Wahlkampf

Die Frage, die alle Journalisten am meisten interessierte, war schließlich die nach der russischen Einmischung in den US-Wahlkampf. Kurz vor Beginn des Gipfels hatte Trump noch getwittert, die Obama-Regierung und die Demokratische Partei seien selbst schuld an dem mutmaßlichen russischen Hacking vor den Wahlen 2016. Russland kritisierte Trump mit keinem Wort.

Nur weil die USA sich so dumm verhalten hätten, seien die Beziehungen beider Staaten heute auf diesem Tiefpunkt, schrieb Trump auf Twitter – eine Nachricht, die vom russischen Außenministerium umgehend geteilt und mit dem Kommentar „Sehen wir auch so“ versehen wurde.

Donald Trump

„Ich glaube, es war ein guter Start, ein guter Start für alle“

Bei der Pressekonferenz verteidigte Trump keinesfalls die Einschätzung der US-Geheimdienste, die allesamt zum Ergebnis gekommen waren, Russland habe sich auf verschiedene Weise in die US-Wahlen 2016 eingemischt. Er akzeptierte die erwartbare Erklärung Putins, das sei alles Nonsens – und verstärkte sie noch durch einen eigenen kleinen Ausbruch gegen die „Hexenjagd“.

Putins Vorschlag, aufgrund eines seit 1999 bestehenden Kooperationsvertrages die Vorwürfe, die am vergangenen Freitag von Sonderermittler Robert Mueller in Washington gegen die 12 russischen Agenten erhoben worden waren, in Russland überprüfen zu lassen, fand Trump eine gute und „interessante“ Idee.

Verkehrte Welt

Und als Putin auf die Frage eines US-Reporters erklärte, er wisse, wie Geheimdienstler Dossiers frisieren könnten, er sei ja schließlich selbst einmal Geheimdienstler gewesen, grinste Trump über das ganze Gesicht.

Sowohl Trump und die ihm nahestehenden konservativen und neurechten Medien in den USA als auch die russischen Staatspresseorgane betonen ein ums andere Mal, das Washingtoner Establishment bzw. der „Deep State“ würde es nicht zulassen, dass Donald Trump so agiere, wie er gerne würde.

Sie, wie Trump, ordnen auch die Ermittlungen über russische Einmischung als Versuch des „Deep State“ ein, einen unorthodoxen Präsidenten zu diskreditieren. Trump selbst spricht stets von einer „Hexenjagd“, die gegen ihn stattfinde – so auch vor der Presse in Helsinki.

Als ein Reporter fragte, ob Trump im Vieraugengespräch irgendeine Andeutung gemacht habe, dass die USA womöglich bereit seien, die Annexion der Krim anzuerkennen, beruhigte Putin: Nein, nein, Trump habe schon brav die US-Position vertreten, dass das illegal gewesen sei. Verkehrte Welt in Helsinki.

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