Globaler C02-Ausstoß: Klimatrickser aus dem All aufspüren

Viele Länder unterschätzen ihren C02-Ausstoß. Eine neue Methode soll jetzt aus dem Weltall konstante Messungen liefern, ohne dass Staaten eingreifen.

Blick aus dem Weltall auf die Erde

Japan von sehr weit oben: Die Crew der ISS blickt auf die Erde hinab Foto: Iss Crew/Nasa/imago

In den vergangenen Jahren haben sich in der Klimapolitik sogenannte C02-Budgets etabliert. Diese sollen angeben, wie viel Kohlenstoffdioxid die Weltbevölkerung noch ausstoßen kann, um die Erderhitzung so gering wie möglich zu halten. Dafür geben die Regierungen weltweit an, wie viele Treibhausgase sie emittieren.

Fehlende Transparenz oder finanzielle Mittel führen dazu, dass die angegebenen Werte nicht immer der Wahrheit entsprechen. China zum Beispiel unterschätzt den eigenen Kohlenstoffdioxidausstoß um bis zu 18 Prozent. Jetzt sollen unabhängige Messungen konstante Daten liefern – und zwar aus dem Weltraum.

Die Studie

Wie genau die internationale Raumstation ISS bei der Datensammlung helfen kann, beschrieben For­sche­r*in­nen aus den USA und Spanien im Fachmagazin Science. 30 Tage lang zwischen Juni und Juli 2022 sammelten sie Daten zu Methan- und CO₂-Emissionen mithilfe eines Spektrometers.

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EMIT ist seit Sommer 2022 auf der ISS montiert und kann die Wellenlängen erkennen, aus denen die von der Erde reflektierte Sonneneinstrahlung besteht. CO₂ und Methan werfen eine bestimmte Wellenlänge zurück, die EMIT erkennen kann. Besonders interessant für For­sche­r*in­nen ist neben dem CO₂-Ausstoß, der Methanausstoß. Das Gas hat einen weit stärkeren Treibhauseffekt als CO₂, bleibt aber kürzer in der Atmosphäre. Wenn Staaten ihren Methanausstoß begrenzen, sind die Ergebnisse unmittelbarer.

Die For­sche­r*in­nen konzentrierten sich auf Länder des Nahen Ostens und Zentralasiens, weil die Berichte von dort besonders unzuverlässig sind. EMIT hat zwei Drittel des untersuchten Gebiets etwa zehnmal gemessen. Das Instrument hat eine sehr hohe Auflösung und kann daher sehr präzise feststellen, woher die Methan- und CO₂-Emissionen kommen.

In Öl- und Gasfeldern in Turkmenistan hat EMIT Methanquellen gefunden, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt waren. Insgesamt haben sie pro Stunde 145 bis 181 Tonnen Methan ausgestoßen. Weil das Instrument so genau ist, konnten die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen feststellen, dass das Methan aus den Pipelines ausgetreten ist.

Die For­sche­r*in­nen haben außerdem zwei Kohlekraftwerke in der chinesischen Provinz Xinjiang untersucht, deren Emissionen ihnen zufolge nicht regelmäßig weitergegeben werden.

Was bringt’s?

Mit den EMIT-Daten konnten die For­sche­r*in­nen Ergebnisse anderer Studien bestätigen, dass Turkmenistan, Iran und Kasachstan die größten Methan-Emittenten Zentralasiens sind. Wenn diese Staaten also ihren Methan­ausstoß verringern könnten, würde es die Erd­erhitzung begrenzen.

EMIT kann zwar dabei helfen, die genauen Quellen ausfindig zu machen und zu dokumentieren. Inwieweit die Staaten daraufhin ihren Ausstoß verringern, ist dann keine wissenschaftliche Frage mehr, sondern eine politische.

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