In Russland gefangene ukrainische Pilotin: Sawtschenko ist wieder frei

Russland entlässt die Kampfpilotin nach fast zwei Jahren Haft. Die genauen Umstände des Austauschs gegen zwei russische Militärs bleiben unklar.

Zwei Frauen in einer Menschenmenge

Wieder frei: Nadja Sawtschenko auf dem Flughafen in Kiew mit ihrer Schwester Vira Foto: reuters

KIEW taz | Um 14.55 Uhr landete die Maschine des ukrainischen Präsidenten am Mittwoch auf dem Flughafen Borispol in Kiew. An Bord der Maschine aus dem russischen Rostow war die ukrainische Berufssoldatin Nadija Sawtschenko. Wenige Stunden zuvor war die Frau, die von einem russischen Gericht zu 22 Haft wegen Tötung russischer Journalisten im Donbass verurteilt worden war, von Präsident Wladimir Putin begnadigt worden.

Barfuß, in hellen Jeans und dem Symbol des ukrainischen Staates, dem Dreizack, auf dem T-Shirt rief sie wenig später den wartenden Journalisten zu, sie sollten mehr Abstand halten. Nach zwei Jahren Gefängnis könne sie so viel Nähe nicht ertragen. Julia Timoschenko, Chefin der Partei „Vaterland“, für die Nadija Sawtschenko in das ukrainische Parlament gewählt worden war, verweigerte die Soldatin die Umarmung. Man sei sich nicht so nahe, sagte sie.

„Ich möchte danke sagen, all denen, die mir Gutes gewünscht haben. Denn wegen euch habe ich überlebt. Ich möchte mich bei all denen bedanken, die mir Schlechtes gewünscht haben. Denn euch zum Trotz habe ich überlebt,“ setzte Sawtschenko nach.

Bereits um 13.38 Uhr war ein russisches Flugzeug vom Typ An-148 im Moskauer Flughafen Wnukowo gelandet. An Bord befanden sich die russischen Militärs Alexander Alexandrow und Jewgeni Jerofejew. Auch sie waren wenige Stunden zuvor vom ukrainischen Präsidenten Poroschenko begnadigt worden.

Austausch am Telefon vereinbart

Monatelang hatten Politiker, Diplomaten und Anwälte auf diesen Gefangenentausch hingearbeitet. Die russische Tageszeitung Kommersant berichtet, der Tausch der ukrainischen Pilotin gegen die beiden russischen Militärs sei bei dem jüngsten Telefonat der Staatschefs von Frankreich, Deutschland, Russland und der Ukraine eine Nacht vor der Rückkehr der Gefangenen ausgehandelt worden.

Als Erster gratulierte Präsident Poroschenko telefonisch der Heimkehrerin, bevor diese sich auf den Weg zur Präsidialadministration machte. Nun seien „lange 709 Tage Gefangenschaft zu Ende.“ Er danke allen, die ihm bei diesem Sieg geholfen hätten. Der Kampf für die Freilassung weiterer ukrainischer Geiseln werde fortgesetzt, so Poroschenko.

Die Rückkehr Sawtschenkos sei ein Gewinn für Präsident Poroschenko, erklärte der ukrainische Menschenrechtler Wolodymyr Tscheremis gegenüber dem ukrainischen Kanal 112ua. Die Nachricht von Sawtschenkos Freilassung verdränge nun alle negativen Meldungen. Jetzt habe Poroschenko wieder mehr Spielraum in seinen Verhandlungen um eine Lösung des Konflikts im Donbass. Poroschenko werde den jüngsten Gefangenentausches nutzen, um weitere in Russland inhaftierte ukrainische politische Gefangene nach Hause zu holen.

Verwirrung herrscht um die Bedingungen der Freilassung von Sawtschenko und der russischen Militärs Alexandrow und Jerofejew. Sawtschenko hatte ihren Anwälten verboten, in ihrem Namen ein Gnadengesuch an Putin zu stellen.

„Das ist kein Tausch“, erklärte die Vorsitzende des russischen Föderationsrats, Walentina Matwienko. „Das Europäische Auslieferungsabkommen sieht vor, dass die Ausgelieferten ihre Reststrafe in ihren Heimatländern abbüßen“, zitiert die russische Nachrichtenagentur Interfax die Politikerin. Sollte man wirklich wagen, Sawtschenko in ein ukrainisches Gefängnis zu bringen, werde sie die Freiwilligenverbände um Hilfe bitten, hatte die Schwester von Nadija Sawtschenko, Vera Sawtschenko, kurz vor der Rückkehr von Nadija erklärt.

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