Kinoempfehlungen für Berlin: Verwüstung überall

Auch „Die Hard“ ist eine Art Weihnachtsfilm, „Die wandernde Erde II“ eher katastrophisch. An Heiligabend sorgen Laurel & Hardy für gute Laune.

„Big Business“ (USA 1929) Foto: Deutsche Kinemathek

Weihnachten und Jahreswechsel nahen, die Zeit der Traditionen ist gekommen. Das ist im Geschäft mit dem Kino auch nicht anders als irgendwo sonst. Wer also den Heiligabend mit besonders guter Laune beginnen möchte, kann sich ganz traditionell im Babylon Mitte zu einem Programm mit Laurel & Hardy-Filmen einfinden, musikalisch begleitet von Anna Vavilkina an der Kinoorgel und bei freiem Eintritt.

Filme wie „Big Business“ und „You're Darn Tootin’“ zeigen Stan Laurel und Oliver Hardy in Paradebeispielen ihrer sogenannten „tit for tat“-Komik (Wie du mir, so ich dir), die entgegen der Publikumserwartung von der stark verzögerten Reaktion der Akteure lebt.

In „Big Business“ zerschneidet ein von der Aufdringlichkeit zweier Weihnachtsbaumverkäufer genervter Mensch den Baum mit einer Gartenschere, was wiederum Stan und Ollie veranlasst, dessen Haus und Garten zu verwüsten.

„You're Darn Tootin’“ erzählt von den scheiternden Bemühungen des Komiker-Duos um musikalische Harmonie: Nicht nur, dass sie aus einem Orchester hinausgeworfen werden, auch beim Versuch, als Straßenmusikanten Geld zu verdienen, geht alles schief, als sie sich zerstreiten, dabei ihre Instrumente ruinieren und schließlich noch die Passanten in eine eskalierende Prügelei hineinziehen (23. 12., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).

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Eine ganz andere filmische Tradition pflegt das Kino Hackesche Höfe mit dem 80er-Jahre Bruce-Willis-Actionkracher „Die Hard“. Dessen Bezug zu Weihnachten bekanntlich darin besteht, dass sich die Handlung an Heiligabend zuträgt: Da nämlich betritt Bruce (als Polizist John McClane) ein Hochhaus, das gerade von Gangstern gekapert wurde, die die Besucher einer Weihnachtsfeier als Geiseln genommen haben.

Was bleibt Bruce schon übrig, als sie alle nach und nach plattzumachen. Die Gangster natürlich, nicht die Geiseln. Inszeniert wurde der spannende Spaß äußerst kompetent von Regisseur John McTiernan, seinerzeit eine große Nummer im US-Actionkino der gehobenen Preisklasse (22. 12., 22 Uhr, Hackesche Höfe Kino).

Dass wir einer veränderten Realität ins Auge blicken müssen, zeigt uns der chinesische Science-Fiction-Blockbuster „Die wandernde Erde II“ (das Prequel zum ersten Teil) mehr als deutlich. Weil die Sonne mit Ausbrüchen von Helium die Erde zu grillen droht, müssen auf unserem Planeten riesige Triebwerke gezündet werden, um die Umlaufbahn um die Sonne verlassen zu können.

Ob das jetzt technisch und kosmologisch so richtig gut durchdacht ist, erscheint vielleicht fraglich, aber darum geht es hier auch gar nicht. Den chinesischen Filmemachern ist ganz etwas anderes wichtig: Zwar gibt es in der Zukunft eine Weltregierung, aber die schlappen westlichen Staaten bekommen auch angesichts der massiven Bedrohung einfach gar nichts gebacken. Das schaffen nur die Chinesen mit ein wenig Hilfe der netten Russen – und natürlich mit ihrer totalen Hingabe an das Projekt, das sie selbst initiiert haben.

Filmhandwerklich ist das alles hinreichend ordentlich gestaltet, und seien wir ehrlich: Die Propaganda kommt uns nur deshalb so seltsam vor, weil wir an die umgekehrte Perspektive gewöhnt sind. Der reguläre Kinostart folgt demnächst, jetzt gibt es „Die wandernde Erde II“ schon einmal in einer Preview zu sehen (21. 12., 20 Uhr, Cineplex Titania 5).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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