Kommentar Kieler Wahlkampf: Visionär gegen Zahlenmann

CDU-Kandidat Jost de Jager hat die Zahlen, Daten, Fakten parat. Nur wohin sein Kompass zeigt, hat er bisher nicht verraten.

"Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen", knurrte einst Helmut Schmidt. Heutzutage trauen sich Sozialdemokraten wieder, Visionen zuzugeben: Der frisch gewählte Spitzenkandidat der SPD Schleswig-Holstein, Torsten Albig, bekannte zumindest, eine solche zu haben.

Und das ist grundsätzlich auch gut so: Ohne ein Bild davon, wie das Land und die Gesellschaft aussehen sollen, fällt es schwer, eine Richtung zu halten. Doch um in eine Richtung zu gehen, sind viele kleine Schritte notwendig. Und da bleibt das Programm, das die SPD in Lübeck vorlegte, an manchen Stellen hinter dem zurück, was die BürgerInnen von einer Partei erwarten dürfen, die regieren will. Die politische Konkurrenz hat diese Schwäche erkannt und wird sich - das liegt auf der Hand - im ständig heißer werdenden Wahlkampf noch stärker darauf stürzen.

Gerade der Spitzenkandidat der CDU wird als Gegenmodell zu Albig auftreten: Denn Jost de Jager hat die Zahlen, Daten, Fakten gerade in seinen Amtsbereichen Verkehr oder Wirtschaft parat. Nur wohin sein Kompass zeigt, ob am Ende irgendwo eine Vision hinter der im CDU-Programm genannten Trias "Verlässlichkeit, Stabilität und Wachstum" steht, hat er bisher nicht verraten.

Die WählerInnen werden entscheiden müssen, was sie für sympathischer und glaubwürdiger halten. Und am Ende sind die Grünen am Zug, ohne die nach jetzigem Umfrage-Stand wenig gehen wird.

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