Konzertempfehlungen für Berlin: In der Absicht, das Haus zu rocken

Schlagzeug meets Synthie mit dem Duo Zimmer/Haberl. Experimente am Montag diesmal von Burkhard Beins und dem italienischen Avantgarderocker Tony Elieh.

Andy Haberl lehnt neben einer Spiegelwand. Neben seiner Spiegelung ist auch Flow Zimmer im Spiegel zu sehen. Zimmer trägt eine schwarze und Haberl eine rote Mütze.

Flow Zimmer und Andi Haberl kombinieren ihr Spiel Foto: (c) Andy Rumball

Das neue Jahr sieht dem alten ziemlich ähnlich, wenn es um Krisen und Konflikte geht. Ein schwacher Trost immerhin, dass es bisher recht jung ist. Einiges muss erst noch in Fahrt kommen. Was auch für die Konzerte in Berlin gilt. Ein paar Dinge gibt es aber, die sich auch zu Jahresbeginn schon herausgreifen lassen. So etwa am Freitag (5. 1., 20.30 Uhr) im Donau115. Das Duo Haberl/Zimmer tritt an mit Schlagwerk, herkömmlicher wie sensorenverstärkter Sensory Percussion und Modularsynthesizer.

Beide Musiker tun an ihren Instrumenten recht unterschiedliche Dinge, der vielbeschäftigte Schlagzeuger Andi Haberl spielt ebenso bei den Indie-Rockern The Notwist wie in der Weltraumjazz-Bigband Andromeda Mega Express Orchestra (dazu später mehr), während Flow Zimmer im Duo Driftmachine angewandte Krautrockforschung betreibt und im Trio Saroos den Post-Rock weiterentwickelt. Alles sehr günstige Voraussetzungen für einen anregenden Abend.

Wo im Übrigen Experimontag draufsteht, ist zuverlässig sowohl Experiment als auch Montag (8. 1., 21 Uhr) drin. Im Madame Claude geben sich dann der Echtzeitpionier Burkhard Beins und der italienische Avantgarderocker Tony Elieh die Ehre, als ungemischtes Doppel, wenn man so will: Beide spielen Bass und Elektronik. Der DJ und Klangkünstler Rami Abi Rafi wird eine elektronische Soloperformance darbieten, und der Echtzeitmusiker Ansgar Wilken schließlich betätigt sich als DJ. Interessante Mischung.

Im Zeichen der sechs Saiten steht der Mittwoch (10. 1., 20 Uhr, 15/10 €) in der Kunstfabrik Schlot, wo der Gitarrist Kalle Kalima zwei seiner Projekte vorstellt. Das ist bloß ein Ausschnitt dessen, was der erfindungsreiche Finne mit viel Sinn für Witz so alles macht, doch das Trio Klima Kalima bildet dabei eine Konstante, wo er am Bass von Oliver Potratz und am Schlagzeug von Oli Steidle unterstützt wird. Oft in der Absicht, das Haus zu rocken. Eine andere Seite von sich stellt Kalima an diesem Abend im Duo mit dem herausragenden Pianisten Achim Kaufmann vor. Unter anderem unter Inanspruchnahme eines Akkordeons. Langeweile nahezu ausgeschlossen (20 Uhr, 15/10 €, Tickets: kunstfabrik-schlot.de).

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Und zum Schluss noch einmal zurück an den Anfang. Das mutmaßlich größte Projekt, an dem der Schlagzeuger Andi Haberl mitwirkt, ist das Andromeda Mega Express Orchestra, die vom Saxofonisten und Komponisten Daniel Glatzel ersonnene Antwort auf den Afrofuturismus Sun Ras, unter anderem. Dieses galaktische Großunternehmen in Sachen polystilistische Zündstufenschaltung kommt zur Zwischenlandung am nächsten Sonnabend (13. 1., 20 Uhr, 27 €) ins HAU 1.

Mit einem alles andere als abgehobenen Anliegen: Malawi Relief Concert nennt sich ihr Auftritt, und genau das ist Sinn der Veranstaltung. Dem von Stürmen und Dürren gebeutelten und durch Saatgut-Monopole in seiner Landwirtschaft zusätzlich ausgebeuteten Land möchten die Musiker zu Hilfe kommen. Ihre Gagen spenden sie an lokale Hilfsprojekte (Tickets: hebbel-am-ufer-tickets.reservix.de).

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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