Neue Musik aus Berlin: Farben, Farben, Farben

Die Kompositionen von Unsuk Chin bringen Geige, Cello und Klavier zum Klingen. Mit elektroakustischen Elementen legt sie es auch auf Reibereien an.

Porträtaufnahme von Unsuk Chin. Die Musikerin ist in der Halbfigur zu sehen. Sie trägt ein schwarzes Kleid. An der Wand neben ihr spiegelt sich ihr Gesicht in einem Stück Spiegelglas.

Die Musikerin Unsuk Chin Foto: Priska Ketterer

Unsuk Chin mag Melodien. Das, könnte man einwenden, tun andere Leute auch. Da die in Berlin lebende Unsuk Chin aber eine Komponistin ist und, wie man sagt, „zeitgenössische Musik“ schreibt, bedeutet dies in ihrem Fall vermutlich etwas anderes als gemeinhin. Es bedeutet ebenso wenig, dass sie sich eines vertrauten Vokabulars wie dem der Romantik bedient. Bei ihr liegen die Dinge komplizierter, und das gehört zum Reiz ihrer Werke, die die Berliner Philharmoniker jetzt in einer üppigen Box vorstellen.

Auf den ersten Blick scheint Unsuk Chin fest in der Tradition des 20. Jahrhunderts zu stehen, etwa studierte sie in Hamburg bei György Ligeti. Wenn man ihre Kompositionen mit dem heute sehr verbreiteten Ansatz vergleicht, die Grenze zwischen Klang und Geräusch zu erforschen, wirkt ihre Musik sogar fast altmodisch. Die Instrumente werden eher auf traditionelle Weise gespielt, auch legt sie es nicht zwangsläufig auf scharfe Dissonanzen an.

Gleichwohl macht Unsuk Chin sich Innovationen wie die elektroakustische Musik zunutze, bloß auf weniger offensichtliche Weise. Zusammenklänge sind bei ihr in stark erweitertem Sinn harmonisch, Reibereien inklusive, und sprühen nur so vor Farben.

Berliner Philharmoniker: „Unsuk Chin“ (Berliner Philharmoniker Recordings)

Vor allem in ihren Konzerten, für Geige, Cello und Klavier, erzeugt Unsuk Chin eine Pracht an Klangfarben, die sie mit Kompositionstechniken kombiniert, von denen einige bis ins Mittelalter zurückreichen. Daraus entsteht Komplexität voller Dynamik und nie enden wollender Überraschungen. Ein großes Vergnügen!

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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