Kundgebung in Hamburg: Protest gegen Punkband

Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt gegen die Band Feine Sahne Fischfilet stufte ein Gericht als Verleumdung ein. Trotzdem gibt es Protest vorm Konzert.

Jan Gorkow steht beim offiziellen Start der Jubiläumstournee „Alles aus Liebe - 40 Jahre Die Toten Hosen“ auf der Bühne im RheinEnergieStadion.

Wird seit Mai 2022 mit anonymen Vorwürfen konfrontiert: Sänger Jan Gorkow, hier im Juni 2022 in Köln Foto: dpa | Rolf Vennenbernd

HAMBURG taz | Am 18. August spielt die Punkband Feine Sahne Fischfilet ein Konzert auf dem Hamburger Großmarkt in Hammerbrook, nahe der Hafencity. Die Band aus Mecklenburg-Vorpommern tourt gerade mit ihrem im Mai erschienenen Album „Alles glänzt“ durch Deutschland.

Daran gibt es Kritik. Und zwar nicht aus dem rechten Spektrum, wie man vermuten könnte: Die Band gilt als links, bekannt wurde sie auch, weil sie ab 2011 drei Jahre im Bericht des Verfassungsschutzes (VS) in Mecklenburg-Vorpommern auftauchte. Der VS warf der Band staats- und polizeifeindliche Passagen vor. Die Gruppe ist dafür bekannt, sich insbesondere in Orten auf dem Land gegen rechts zu engagieren.

Zur Kundgebung „Keine Shows für Täter“ am Freitag mit dem Tenor „Betroffenen glauben – komplett im Arsch“ – eine Anspielung auf einen gleichnamigen Songtitel der Band – ruft eine Gruppe auf, die „auf patriarchale Machtstrukturen und Grenzüberschreitungen in der Musikbranche aufmerksam machen“ will, sagt die Gruppe der taz.

Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Frontsänger Jan Gorkow, Spitzname Monchi, aus dem Mai 2022. Laut dem anonymen Blog „Niemand muss Täter sein“ soll Monchi mutmaßlich sexualisierte Gewalt ausgeübt haben. Die Rede ist von insgesamt elf Personen, die betroffen gewesen sein sollen. Bislang bleiben sie anonym, die Fälle sind nicht bestätigt. Die Band kündigte daraufhin an, sich mit den Anschuldigungen offen auseinandersetzen zu wollen. Monchi war zu diesem Zeitpunkt mit seinem ersten Buch auf einer Lesereise – er brach die Tour ab.

Kundgebung „Keine Shows für Täter“: 18. August, 15 Uhr, Hamburg, an der U-Bahn-Station Steinstraße

Im November 2022 stufte das Stralsunder Landgericht die Fälle als Verleumdung ein. Der Blog mit den Vorwürfen war daraufhin nicht mehr online auffindbar. Mittlerweile ist er aber wieder online. In einem Interview mit dem Spiegel sagte Monchi im März 2023: „Wir kämpfen gegen Windmühlen, weil es nur anonyme Vorwürfe gibt.“ Ihm zufolge seien die Betreiber der Seite nicht erreichbar gewesen. Auch der Spiegel konnte nach eigenen Angaben niemanden erreichen.

Die Gruppe, die nun zur Kundgebung aufruft, kritisiert die Band für ihren Umgang mit den Vorwürfen: „Bisher bestand die Reaktion auf die Vorwürfe unserer Wahrnehmung nach vor allem darin, die Vorwürfe abzustreiten.“

Die Gruppe wünscht sich eine öffentliche Thematisierung der Vorwürfe und eine transparente Aufarbeitung. „Gerade vermeintlich linke Bands und ihre Fans sollten für diese Themen eigentlich bereits sensibilisiert sein“, sagt sie der taz. Dass es sexualisierte Gewalt und Sexismus in der linken Szene nicht gebe, sei ein Irrglaube. „Es gibt viele tolle FLINTA* Artists, denen stattdessen eine Bühne geboten werden könnte“. Zur Kundgebung erwartet sie rund 50 Teil­neh­me­r*in­nen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.