Meduza-Auswahl 1. – 7. Februar: Kongress „Ausländischer Agenten“

Wie wird die Zukunft der russischen Oppositionellen im Exil und im Land aussehen? Texte aus dem Exilmedium.

Putin spricht mit einem russischen Geschäftsmann.

Im Septemer 2017 hat Vladimir Putin dem CEO von Yandex, Arkady Volozh, noch zugehört Foto: Alexei Druzhinin/Sputnik/Kremlin Pool/AP

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 1. bis zum 7. Februar 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Russische Exilpolitiker in Berlin

In Russland werden seit 2012 Zivilorganisationen und seit 2020 Privatpersonen als ausländische Agenten registriert, wenn sie politisch tätig sind und vom russischen Staat als „vom Ausland unterstützt oder beeinflusst“ betrachtet werden. Eine Gruppe dieser „ausländischen Agenten“ kam am 2. und 3. Februar in Berlin zusammen. Meduza begleitete den ersten Kongress mit russischen Exilpolitikern und fasst die Diskussionen dieser Oppositionellen über ihre Zukunft und die Zukunft Russlands in diesem Beitrag zusammen (russischer Text).

Die Idee eines „Kongresses der ‚ausländischen Agenten‘“ tauchte 2023 auf. Dabei war klar: Sicherheitspersonal beim Kongress ist besonders wichtig, denn Menschen, die von den russischen Behörden aus verschiedenen Gründen zu Feinden erklärt wurden, sind auch im Exil Verfolgungen und Mordanschlägen ausgesetzt.

Am Ende des Kongresses wurde eine nicht unumstrittene und viel diskutierte Abschlusserklärung verabschiedet.

Yandex-5,2-Milliarden-Dollar-Deal

Die Trennung vom IT-Unternehmen Yandex von seinen Aktivitäten in Russland kommt nach anderthalb Jahren Verhandlungen zum Ende. Yandex-Gründer Arkady Volozh und ausländische Aktionäre haben am 5. Februar eine Einigung angekündigt. Der Druck der russischen Regierung auf das in der Niederlanden ansässige Unternehmen wurde zu groß. Der Kreml hatte lange gedrängt, dass Yandex sich vollständig aus Russland zurückzieht und seine Anteile an eine russische Investorengruppe verkauft. Die Marke Yandex soll dort nicht weitergeführt werden.

Darüber berichtet auch Meduza (englischer Text). Consortium.First heißt der russische Investmentfonds, der den Kauf getätigt hat. Mitglieder sind unter anderem die derzeitigen Mitglieder des Yandex-Managements, ein Fonds im Besitz von Lukoil und eine Limited Liability Company (LLC) im Besitz des ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden von Gazprom, Alexander Rjasanow. Einige der Investoren könnten die Interessen des Milliardärs und Putin-Verbündeten Juri Kowaltschuk vertreten. Quellen von Meduza sind der Meinung, dass Kowaltschuk wohl der endgültige Käufer des Unternehmens werden könnte.

Podcast: Putin nimmt Kritiker im Ausland ins Visier

„Ihr seid nirgendwo sicher.“ Diese Botschaft schickt die russische Regierung seit Jahren an ihre im Exil lebenden Bürger. So wie der Kreml seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zunehmend drakonische Maßnahmen im Land ergriffen hat, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen, hat er auch im Ausland Taktiken entwickeln, um Kreml-Kritiker ins Visier zu nehmen.

Damit beschäftigt sich eine neue Podcastfolge von The Naked Pravda (englischer Text). Darüber unterhalten sich der Journalist und Aktivist Dan Storyev, der die englischsprachige Ausgabe der russischen NGO OVD-Info leitet, und Yana Gorokhovskaia, Forschungsdirektorin für Strategie und Design bei Freedom House, eine in den USA ansässige Organisation, die die Entwicklung politischer Rechte und bürgerlicher Freiheiten weltweit beobachtet.

Bio-Bewegung wächst in Kirgistan

Eine der vielen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine ist die weltweite Nahrungsmittelknappheit. Meduza schaut in diesem Beitrag (englischer Text) auf die Düngemittelpreise, die seit Februar 2022 in die Höhe schossen. Russland und Belarus sind die Hauptproduzenten der drei wichtigsten Düngemittel (Harnstoff, Phosphat und Kali). Länder, die von diesen Importen abhängig sind, mussten sich alternative Lieferquellen suchen.

Das Exilmedium nimmt Kirgistan unter die Lupe – ein Land, das ein Drittel der Düngemittel aus Russland importiert. Dort häuften sich Berichte über Düngerschmuggel. Auch über eine andere Nebenfolge der Düngemittelpreise in Kirgistan wird berichtet: die wachsende Bio-Bewegung im Land. Eine Meduza-Journalistin besucht den Bio-Bauern Ilja Kljaschko, der in einem Dorf mit weniger als 6.000 Einwohnern am berühmten Hochgebirgsee Issyk-Kul lebt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.