Nordkorea: Droht der nächste Atomtest?

Südkoreanische Sicherheitskreise und ein interner Informant in Pjöngjang rechnen schon bald mit einem nächsten Atomtest in Nordkorea. Auch Seoul rüstet auf.

Nordkorea feiert den 80. Jahrestag seiner Armee. Bild: dapd

PEKING taz | Der verpatzte Raketentest ist noch keine zwei Wochen her. Und dennoch scheint Nordkorea unbeirrt bereits den nächsten Schlag zu planen. Die Nachrichtenagentur Reuters hat Informationen darüber, dass der international weitgehend isolierte Stalinistenstaat die Vorbereitungen für seinen dritten Atomwaffentest nahezu abgeschlossen hat.

Reuters zitiert eine mit den Angelegenheiten vertraute Person: Nordkorea verfüge über entsprechende Kapazitäten und könne den Test schon „bald“ vornehmen.

Von offizieller Stelle ist aus Pjöngjang wie üblich nichts zu vernehmen. Reuters versichert jedoch, dass sich die Person in der Vergangenheit „als gut informiert“ erwiesen habe. Sie sei bereits bei Nordkoreas erstem Atomwaffentest 2006 ihre Quelle gewesen.

Südkoreanische Sicherheitskreise gehen ebenfalls von einem baldigen Termin aus. Mit dem Test sei in ein bis zwei Wochen zu rechnen. Eventuell auch schon kommender Mittwoch, da dann in Nordkorea der „Tag der Streitkräfte“ begangen wird.

Erst die Rakete, dan der Atomtest

Dazu passt, dass sowohl dem ersten von 2006 als auch dem zweiten Atomtest von 2009 kurz zuvor jeweils ein Raketenstart voraus ging. Am 14. April hat Nordkoreas seit Dezember amtierender Führer, der etwa 30jährige Kim Jong-Un, eine Langstreckenrakete ins All schießen lassen wollen – zu Ehren des 100. Geburtstages des verstorbenen Staatsgründers Kim Il-Sung, dem Großvater des amtierenden Machthabers.

Doch nur eine Minute nach dem Start explodierte die Rakete. Trümmer waren noch Hundert Kilometer weiter in den Hoheitsgewässern von Südkorea zu finden.

Der verpatzte Test sorgte dennoch weltweit für Empörung. Denn der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verbietet Nordkorea Raketen- und Atomtests.

Mit „besonderen Aktionen“ gedroht

Der ehemalige südkoreanische Außenminister und jetzige Generalsekretär Ban Ki Moon hat noch am Morgen erneut vor „weiteren provokativen Maßnahmen“ gewarnt, nachdem nordkoreanische Streitkräfte Seoul am Montag mit „besonderen Aktionen“ drohten, die Südkorea innerhalb von drei bis vier Minuten pulverisieren könnten. Diese Aktionen würden mit „noch nie da gewesenen Mitteln und Methoden“ umgesetzt.

Das Regime in Nordkorea hatte bereits vergangene Woche sein Moratorium für die Urananreicherung sowie Atomversuche und Tests von Langstreckenraketen aufgehoben, nachdem die USA als Reaktion auf den Raketenversuch die Lebensmittelhilfe eingestellt hatte.

Von Nordkoreas bisheriger Schutzmacht China kommt bislang nur Widersprüchliches. Nach einem Treffen mit einer nordkoreanischen Delegation am Sonntag sagte der chinesische Staatskommissar Dai Bingguo, dass Nordkorea „seinen Weg zum Wohlstand“ fortsetzen werde. Er hat damit auch dem jungen Kim sein Vertrauen ausgesprochen.

Made in China

Dabei hatte sich die Volksrepublik eine Woche zuvor noch besorgt gezeigt. US-Außenministerin Hillary Clinton versicherte, dass die internationale Gemeinschaft „einschließlich China“ bei neuen Provokationen zu „weiteren Konsequenzen“ bereit sei.

Zugleich aber prüfen die Vereinten Nationen auch, ob China nicht gegen Sanktionen gegen Nordkorea verstoßen hat. Auf Bildern der Militärparade anlässlich der Geburtstagsfeiern von Kim Il Sung war ein Raketenwerfer zu sehen, der aussieht wie „Made in China“.

Zugleich rüstet auch Südkorea auf: Streitkräfte in Seoul haben nach eigenen Angaben neue Marschflugkörper stationiert, die jede Rakete- oder Atomanlage in Nordkorea treffen könnten.

Generalmajor Shin Won Sik vom südkoreanischen Verteidigungsministerium machte denn auch keinen Hehl daraus, dass sein Land die Waffen für den Fall „rücksichtsloser Provokationen“ unverzüglich einsetzen werde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.