OB-Stichwahl in Schwerin: Genervt von der AfD

Rico Badenschier (SPD) gewinnt die Stichwahl in Schwerin und bleibt Oberbürgermeister. Durch seinen AfD-Kontrahenten sieht er den Ruf der Stadt ruiniert.

Badenschier freut sich mit geballten Fäusten über Wahlsieg, neben ihm steht Manuela Schwesig

Konnte sich in der Stichwahl klar durchsetzen: Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) Foto: Frank Hormann/dpa

BREMEN taz | Seine Wiederwahl verhindert, dass ein AfD-Mann künftig im Schweriner Rathaus sitzt: Rico Badenschier (SPD) bleibt Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Er hat am Sonntag die Stichwahl gegen Leif-Erik Holm (AfD) gewonnen und darf nun sieben weitere Jahre die Verwaltung leiten.

Badenschier erhielt 67 Prozent der Stimmen, Holm 32. Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten beteiligten sich an der Abstimmung, die nötig geworden war, weil im ersten Wahlgang niemand die absolute Mehrheit erringen konnte.

Auf seiner Website schaut der 44-jährige Badenschier freundlich drein, mit Hemd und Jackett, ohne Krawatte. Im Interview mit dem NDR wirkt er nach der Wahl dagegen reichlich genervt: Immer nur gehe es um die AfD. „Ich glaube, dass diese zwei Wochen der Außenwahrnehmung von Schwerin mehr geschadet haben, als wir in ein oder zwei Jahren wieder reinholen können.“

Zwischen Wahl und Stichwahl habe es Holm geschafft, „unsere Stadt in ein blaues Licht zu tauchen“ – in die politische Farbe der AfD. Dabei sei Holm jemand, „der erkennbar gar nicht Bürgermeister werden wollte“. Entsprechend fühle er „ein kleines bisschen Groll“ – darüber, dass es „in den überregionalen“ Medien nur darum ging, wie das mit der AfD in Schwerin überhaupt passieren konnte.

Der blaue Schein soll weg

Badenschier ist seit 2016 Oberbürgermeister der Stadt. Davor arbeitete er als Oberarzt für Neuroradiologie. Studiert hat er gebürtige Chemnitzer in Marburg und Kiel. Vor seinem Amtsantritt saß er bereits zwei Jahre in der Stadtvertretung Schwerins.

„Ich hoffe, dass wir diesen blauen Schein von uns möglichst schnell wegkriegen und wieder die weltoffene tolerante Stadt sind“, sagt er dem NDR weiter. „Dieses Bild müssen wir deutschlandweit wieder neu zeichnen.“ Auf dem Plan stehe zudem die Fortschreibung des integrierten Stadtentwicklungskonzepts, sagt er. Bereits am Montagmorgen stünden die ersten Termine an. Neben dem Groll – und der Freude über die Wiederwahl – hat Badenschier auch „Ehrfurcht und Demut“ vor der Aufgabe, die vor ihm liegt. „Es sind schwere Zeiten.“

Auch andere Orte stehen vor der Situation, aus der Schwerin noch einmal davongekommen ist: Im Thüringer Landkreis Sonneberg entscheidet am kommenden Wochenende ebenfalls eine Stichwahl über den künftigen Landrat. AfDler Robert Sesselmann tritt gegen den CDUler Jürgen Köpper an. Sesselmann war im ersten Wahlgang nur knapp gescheitert; er bekam 47 Prozent der Stimmen.

Und in Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt fand parallel zur Schweriner Stichwahl der erste Durchgang der Bürgermeisterwahl statt – auch hier muss eine Stichwahl für das Ergebnis sorgen, auch hier tritt in zwei Wochen die AfD an.

In Schwerin war die Ausgangslage eine etwas andere: Hier lag Badenschier bereits im ersten Durchgang deutlich vorn. Danach hatten CDU, Grüne und Linke eine Wahlempfehlung für den SPD-Kandidaten ausgesprochen. Doch kann das auf Dauer eine Strategie sein, auf Stichwahlen zu hoffen und diese nach dem „Alle gegen einen“-Prinzip zu überstehen?

Zweifel an dieser Strategie gibt es: Die FDP in Schwerin hat bei dem Prozedere jetzt schon nicht mitgemacht. Sie sprach sich nicht für die Wahl von Badenschier aus, sondern hielt sich lieber raus. Kreisvorstand Paul Bressel bezeichnete die Wahl sogar als eine „zwischen Pest und Cholera“. Die Bundespartei hat diese Haltung der Schweriner Kol­le­g*in­nen inzwischen ­kritisiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.