Outdoorkleider mit Chemikalien belastet: Giftige Kinderjacken auf dem Markt

Laut Tests sind in Outdoorkleidung gefährliche „Ewigkeitschemikalien“. NGOs kritisieren deren Einsatz, denn es gibt Alternativen.

Regenjacken in verschiedenen Faben auf einer Kleiderstange

Ein Verbot der PFAS-Chemikalien in Alltagsprodukten wäre mehr als sinnvoll Foto: Georg Schierling/imago

BERLIN taz | Der April ist da, Eltern packen wasserfeste Outdoorjacken für ihre Kinder aus dem Schrank. Damit diese wasserabweisend sind, enthalten sie oft PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Diese Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen werden „Ewigkeitschemikalien“ genannt, weil sie nicht nur zum Teil giftig, sondern auch schwer abbaubar sind.

Allerdings werden sie gerne für wetterfeste Outdoorkleider eingesetzt. Schätzungsweise über 10.000 PFAS-Verbindungen sind aktuell auf dem Markt. Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften und Hitzebeständigkeit in unzähligen Produkten eingesetzt, darunter wetterfeste Kleidung und Teflon.

Nun zeigt eine Testreihe von 14 Umweltschutzgruppen aus vier Kontinenten, darunter auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dass in knapp zwei Dritteln der untersuchten Outdoorjacken für Kinder PFAS stecken – in 35 von 56 getesteten Kleidungsstücke wurden sie nachgewiesen. Von den untersuchten Jacken wurden 32 in sieben EU Ländern eingekauft, auch in Deutschland. In 16 Fällen wurden in EU-Grenzwerte überschritten.

„Gefährliche Chemikalien haben in verbrauchernahen Produkten nichts zu suchen. Absolut unverantwortlich ist, dass selbst Textilien für Kinder, die körperlich besonders anfällig sind, mit gesundheitsschädlichen Stoffen versetzt sind“, sagt BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock. Im BUND-Test waren immerhin 25 Proben PFAS-frei – „bei ähnlich funktionellen Designs“, wie die Organisation schreibt. Es gebe also sichere Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften. So waren insbesondere die getesteten Jacken aus Mitteleuropa und Skandinavien weitgehend PFAS-frei.

EU diskutiert PFAS-Verbot

PFAS gelten als gesundheitsgefährdend und umweltschädlich. Eine Studie des Bundesumweltamts ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen PFAS-Werte im Blut, die ernste gesundheitliche Folgen haben können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes, Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine geringere Reaktion auf Impfungen.

Darum wird in der EU die Einschränkung von PFAS diskutiert, Deutschland und andere Staaten fordern ein Verbot. Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur einen Vorschlag zur Beschränkung von PFAS als gesamte Stoffgruppe. Doch es gibt Widerstand, insbesondere vom Verband der chemischen Industrie (VCI). „Ein Pauschalverbot ist keine Lösung!“, steht fett gedruckt im Positionspapier des Verbands. PFAS brauche es weiterhin.

Der BUND hält dagegen: Wo es noch keine Alternativen gebe, soll es Ausnahmen geben, so für die Halbleiterindustrie. Die NGO fordert ein Verbot der PFAS-Chemikalien in Alltagsprodukten. Ver­brau­che­r:in­nen rät der BUND, Textilien zu kaufen, die mit PFAS-frei, Fluorcarbon-frei oder PFC-frei gekennzeichnet sind. Und aufgepasst: Mit PFOA-frei gekennzeichnete Produkte könnten mit anderen PFAS behandelt sein.

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