Palästina erstmals beim Asien-Cup: Nicht nur Bomben

Die Auswahl Palästinas erscheint erstmals auf einer großen Bühne des Fußballs – und scheidet nach der Vorrunde aus. Ein Ortsbesuch im Westjordanland.

Jordaniens Odai Al Saify (M.) setzt sich gegen drei palästinensische Spieler durch Bild: imago/BPI

RAMALLAH taz | Richtig gut ist es für die palästinensische Mannschaft beim Asien-Cup nicht gelaufen. Auch das letzte Spiel gegen die Iraker ging mit einer deutlichen Niederlage von 0:2 am Dienstag im australischen Canberra-Stadion ernüchternd für die Palästinenser aus.

„Wir sind trotzdem so stolz auf unser Nationalteam“, kommentierte Marouf Shatara, Verwaltungsdirektor des palästinensischen Fußballverbands (PFA) in Ramallah. „Unsere Teilnahme allein ist schon ein riesiger Erfolg.“

Jaka Hbaisha, der palästinensische Schütze des einzigen Tors im Spiel gegen Jordanien, ist der Held der Mannschaft – wie auch Torwart Taufik Abuhammad, der gestern für den verletzten Mannschaftskapitän Ramzi Saleh einsprang. Abuhammad hatte alle Hände voll zu tun und gab vor allem in der ersten Halbzeit ein glänzendes Debüt.

Große Hoffnungen hatten die Fans, die sich in der Joseph-Blatter-Akademie in Ramallah zum Public Viewing versammelt hatten, schon vor Anpfiff des Spiels nicht mehr. Während der Biladi, der palästinensischen Nationalhymne, war der Versammlungssaal in der Akademie noch fast leer. In den ersten Spielminuten füllten sich die Zuschauerreihen dann doch mit rund 150 Fußballfans.

Ein Sieg blieb aus

Für den Einzug ins Viertelfinale hätten die palästinensischen Kicker aber einen 7:0-Sieg gebraucht, während Jordanien gegen Japan verlieren musste. Trainer Ahmed Al Hassan wäre schon mit einem einfachen Sieg seiner palästinensischen Elf zufrieden gewesen, nur „um die Schlappe der ersten zwei Spiele wettzumachen und ein gutes Spiel zu liefern“, wie er Journalisten vor Spielbeginn sagte. Am Ende stand dann doch eine 0:2-Niederlage gegen Irak zu Buche.

Durch einen 1:0-Sieg gegen die Philippinen hatte sich die Auswahl Palästinas erstmals für den Asien-Cup qualifiziert. Und das, obwohl es den von den Vereinten Nationen vor rund zwei Jahren anerkannten Staat Palästina nach dem Scheitern der Friedensgespräche mit Israel nur auf dem Papier gibt. Wieder und wieder wies Coach Al Hassan auf die Schwierigkeiten in seinem Job hin.

Eingeschränkte Reisemöglichkeiten

„Alle Spieler haben Probleme. Es war sehr schwer, die Spieler an einem Ort zusammenzubekommen, weil einige Reisegenehmigungen brauchten.“ Viele seiner Profis leben im israelisch besetzten Westjordanland oder dem weitgehend abgeschotteten Gazastreifen.

„Wir müssen uns immer außerhalb Palästinas treffen, diese Situation hat keine andere Mannschaft auf der Welt“, sagte Al Hassan. Da die israelischen Reisebeschränkungen zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland einen geregelten Trainingsablauf unmöglich machen, wichen die Palästinenser auf Nachbarländer wie Katar oder Bahrain aus, die den klammen Verband PFA auch finanziell unterstützen.

Im Publikum in Ramallah sitzen zahlreiche Frauen, darunter Samah Farrah. Die Mittzwanzigerin arbeitet in der Jugend- und Sportabteilung im Rathaus von Ramallah. Die junge Frau ist gar nicht so traurig über die Niederlage ihrer Nationalelf. „Palästina hätte ohnehin keine Chance gehabt weiterzukommen“, erklärt sie. „So haben sich die Iraker qualifiziert, und die sind uns allemal lieber als Jordanien.“

Der treibende Motor

Dass es Palästina überhaupt zur Teilnahme am Asien-Cup schaffte, geht zu weiten Teilen aufs Konto von Dschibril Radschub, Chef des palästinensischen Fußballverbandes. Der frühere Geheimdienstboss und enge Vertraute des legendären Palästinenenserpräsidenten Jassir Arafat, ist der treibende Motor für den Sport in Palästina.

„Radschub hatte es sich zum Ziel gesetzt, dass Palästina 2015 in Australien antritt, und so kam es auch“, sagt ein Verbandssprecher. Natürlich zeige das Ergebnis, dass „wir uns besser vorbereiten müssen, bessere Spieler und Trainer brauchen, wir müssen präsent sein, um unsere Sache voranzutreiben.“

Fußball und Sport überhaupt sei für die Palästinenser ein wichtiges Instrument, um sich den Weg auf die internationale Bühne zu ebnen. „Die Welt soll sehen, dass Palästina nicht nur Bomben und Widerstand bedeutet.“

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