Schüsse auf Jugendlichen in Thessaloniki: Proteste nach Polizeigewalt

Nach Polizeischüssen auf einen Jugendlichen ist es im griechischen Thessaloniki zu gewaltsamen Protesten gekommen. Mehr als 1.500 Menschen nahmen teil.

Demonstrantion mit Transparent

Demonstration in Athen zum Jahrestag der Erschießung von Alexis Grigoropoulos Foto: Michael Varaklas/ap

THESSALONIKI ap/dpa | Die Behörden sind in erhöhter Alarmbereitschaft, nachdem an diesem Montag ein Polizist einen 16-jährigen Roma bei einer Verfolgungsjagd in Thessaloniki schwer verletzt hat.

Mehr als 1.500 Menschen beteiligten sich am Montagabend an einer Demonstration im Norden des Landes, die von linken und anarchistischen Gruppen organisiert wurde. Einige warfen Schaufensterscheiben ein und schleuderten Molotowcocktails auf Polizisten. Sechs Menschen wurden festgenommen.

In Athen nahmen am Montagabend mehrere Hundert Menschen an einem friedlichen Protestmarsch teil. Am Dienstag, am Jahrestag der Erschießung des Jugendlichen Grigoropoulos laufen bereits große Demonstrationen in Athen und Thessaloniki. Für den Spätabend rechnet die Polizei mit möglichen Ausschreitungen im anarchistischen Viertel der griechischen Hauptstadt.

Am Dienstagvormittag ist der Polizist, der am Montag einen Roma-Jugendlichen mit einem Kopfschuss schwer verletzt hatte, vor Gericht erschienen. Dem 34-Jährigen werden möglicherweise versuchter Totschlag und das widerrechtliche Abfeuern seiner Waffe vorgeworfen. Er beantragte mehr Zeit für die Vorbereitung seiner Verteidigung, was ihm auch gewährt wurde. Am Freitag sollte er wieder vor Gericht stehen.

Aktivisten werfen der Polizei vor, Roma zu diskriminieren

Die Schüsse fielen am Montag nach Polizeiangaben, als die Beamten einen 16-Jährigen verfolgten, der ein Auto betankt und dann ohne zu zahlen geflohen war. Der Beamte schoss zweimal, um den Verdächtigen daran zu hindern, das Motorrad zu rammen, auf dem er als Beifahrer saß. Der Polizist wurde festgenommen und vom Dienst suspendiert.

Mitglieder der Roma-Gemeinde in Griechenland und Menschenrechtsaktivisten werfen den Behörden immer wieder vor, Roma zu diskriminieren. Mehrere Roma-Angehörige wurden in den vergangenen Jahren bei Konfrontationen mit der Polizei erschossen oder verletzt, weil sie versucht haben sollen, sich einer Festnahme zu entziehen.

Ausgerechnet an diesem Dienstag jährt sich zum 14. Mal die Erschießung des damals 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos. Der Jugendliche war 2008 bei einem Polizeieinsatz getötet worden, der verantwortliche Polizist wurde später wegen Mordes verurteilt. Seither gibt es am 6. Dezember jedes Jahr Demos gegen Polizeigewalt. Dabei kommt es häufig zu Auseinandersetzungen, Autonome werfen Steine und Brandsätze, die Polizei reagiert mit Tränengas.

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