Steuerfreibetrag für Alleinerziehende: „Man kann ja nicht meckern“

Es bleibt noch viel zu tun für Alleinerziehende. Solveig Schuster vom Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter freut sich trotzdem über den erhöhten Freibetrag.

Für Alleinerziehende geht es immer gegen die Steigung, jetzt mit einer kleinen Erleichterung Bild: dpa

taz: Frau Schuster, die Große Koalition will den Steuerfreibetrag für Alleinerziehende anheben. Da freuen Sie sich aber, oder?

Solveig Schuster: Da freuen wir uns. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auch ein längst überfälliger. Der Freibetrag wurde seit elf Jahren nicht erhöht.

Der Steuerfreibetrag steigt um 600 auf 1.908 Euro. Wieviel hat eine Alleinerziehende künftig mehr in der Tasche?

Das ist abhängig vom Gesamteinkommen. Im Durchschnitt dürften es aber 11, 12, maximal 15 Euro mehr pro Monat sein.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass Sie nicht zufrieden sind mit der Erhöhung. Warum ist das nicht so?

Man kann ja nicht meckern. Es ist ja schön, dass überhaupt Bewegung in die Sache gekommen ist. Aber alles andere wäre auch sehr irritierend gewesen. Und letztlich hat die Koalition nichts anderes getan als das, was im Koalitionsvertrag steht, wenn auch nicht in dem Rahmen, den wir uns vorgestellt haben.

Was stellen Sie sich denn vor?

Das Steuerrecht muss geändert werden. Bei Ehepaaren ist das Existenzminimum für zwei steuerlich freigestellt, die steigen erst ab 16.000 Euro in die Steuer ein. Alleinerziehende werden besteuert wie Singles, dabei sorgen sie zusätzlich für ihre Kinder. Das ist ungerecht.

44, ist stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter. Der BAMV vertritt die Interessen von 2,7 Millionen Alleinerziehenden in Deutschland.

Aus der Koalition ist zu hören, die Kanzlerin habe dem Paket persönlich zugestimmt, gegen ihren Finanzminister. Sollten Alleinerziehende, künftig CDU zu wählen?

Das weiß ich nicht. Aber vielleicht ist es für uns künftig sinnvoller, eher den Kontakt zur Kanzlerin zu suchen als zum Finanzminister.

Die 80 Millionen Euro, die das kostet, sollen aus dem Familienministerium kommen, also anderswo eingespart werden. Wie finden Sie das?

Das sehen wir kritisch. So soll es ja nicht sein, dass wegen uns anderswo Löcher gerissen werden. Wir wollen keine Neiddebatte oder dass wegen uns andere Dinge auf die lange Bank geschoben werden.

Alleinerziehenden haftet eine Art sozialer Opferstatus an. Hilft das oder bremst das?

Es ist natürlich nicht hilfreich, als Opfer gesehen zu werden. Auf der anderen Seite müssen wir auf unsere Probleme aufmerksam machen, da kommt man automatisch in diese Schiene rein. Aber Alleinerziehende sind zu sechzig Prozent erwerbstätig, also starke, strukturierte und organisierte Frauen und Männer. Das ist uns wichtig, nach vorne zu stellen.

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