Streit um Online-Durchsuchung: Innenminister wollen BKA-Gesetz retten

Immer mehr Länder mit SPD-Beteiligung wollen dem BKA-Gesetz nicht zustimmen. Die deutschen Innenminister sollen in Potsdam ausloten, wie ein neues Gesetz aussehen könnte.

Ist sein BKA-Gesetz noch zu retten? Wolfgang Schäuble. Bild: ap

Eigentlich wollten sich die Innenminister von Bund und Ländern bei ihrer am Mittwoch beginnenden Konferenz in Potsdam mit ganz anderen Dingen beschäftigen. Mit den Auslandseinsätzen der Polizei etwa. Oder dem Plan, 2010/2011 eine Volkszählung aus Meldeamtsdaten durchzuführen. Auch ein mögliches Scientology-Verbot sollte mal wieder diskutiert werden.

Seit am Wochenende aber die Mehrheit für das BKA-Gesetz im Bundesrat weggebrochen ist, dürfte die offizielle Tagesordnung über den Haufen geworfen werden. Stattdessen wird sich im Plenum und beim traditionellen Kamingespräch alles um die Frage drehen, wie doch noch zusätzliche Befugnisse für das Bundeskriminalamt beschlossen werden können.

Am Gesetzestext selbst werden die Konferenzteilnehmer vorerst nichts ändern können - der Bundestag hat das Vorhaben von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) schließlich längst abgesegnet, am 28. November steht die Abstimmung im Bundesrat an. Aber die Innenminister können wichtige Vorarbeit leisten. Die Ressortchefs werden ausloten, welche Punkte des Gesetzes in den möglichen Vermittlungsausschuss wandern könnten und welche Punkte bereits jetzt konsensfähig sind.

Dass der Vermittlungsausschuss angerufen wird, gilt aufgrund der fehlenden Mehrheit für das BKA-Gesetz als äußerst wahrscheinlich - auch wenn die Innenressorts in den Bundesländern diesen mehrheitlich ablehnen. Ein entsprechender Vorschlag von Schleswig-Holsteins Innenminister Lothar Hay (SPD) wurde am Dienstag im Innenausschuss des Bundesrats abgelehnt. "Der Ausschuss empfiehlt die Annahme des BKA-Gesetzes", bestätigte ein Bundesratssprecher der taz.

Doch am 28. November müssen nicht einzelne Ressorts votieren, sondern die Landesregierungen. Und da sieht das Bild bekanntlich anders aus: Alle Länder, in denen FDP, Grüne und Linke in der Regierung sitzen, werden nicht zustimmen, zudem verpflichten auch einige kritische sozialdemokratische Minister ihre Landesregierungen auf Enthaltung. Dies gilt für Sachsen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Auch das allein von der SPD regierte Rheinland-Pfalz drängte am Dienstag auf Nachbesserungen am Gesetzentwurf.

So dürfte sich die Innenministerkonferenz in den kommenden Tagen bereits mit der Zeit nach der Abstimmung beschäftigen - wohl nicht zuletzt auf Drängen der Bundesregierung. Denn Union und SPD haben ein Interesse daran, dass sich die Verhandlungen im Anschluss an die wahrscheinliche Ablehnung im Bundesrat nicht endlos hinauszögern. Der Grund ist Hessen. Die dortige für Januar erwartete Neuwahl könnte die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat ändern. Käme es zu einer schwarz-gelben Koalition in Wiesbaden, würde die große Koalition in der Länderkammer ihre Mehrheit verlieren. Und dann würde die Arbeit an einem Kompromisspapier noch schwerer.

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