Studie zu queeren Tieren: Auch Delfine haben schwulen Sex

Es ist längst bekannt, dass auch Tiere gleichgeschlechtlichen Sex haben. Eine neue Studie zeigt jetzt, wie weit verbreitet er in der Tierwelt ist.

Zwei Delfine springen aus dem Wasser

Sex hat offenbar noch viel mehr Nutzen als das reine Fortbestehen zu sichern Foto: Mike Hill/Avalon/imago

Viele Tiere stehen auf gleichgeschlechtlichen Sex. Grillen, Seeigel, Delfine und Bonobos gehören zu den über 1.500 Tierarten, bei denen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen Sex unter zwei Männchen oder zwei Weibchen beobachtet haben. Da dieses Verhalten nicht direkt zur Fortpflanzung beiträgt, wird gleichgeschlechtliches Sexualverhalten oft als evolutionäres Rätsel betrachtet.

Die Studie

Bis jetzt beschäftigten sich Studien nur mit dem Same-Sex einzelner Tierarten. Das spanische Forschungsteam um José Gómez versuchte nun, die Evolution des gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens bei Säugetieren zu erklären, indem sie mehr Arten betrachteten und versuchten, Muster zwischen unterschiedlichen Tieren zu identifizieren.

In der wissenschaftlichen Literatur fanden die Forschenden über 6.000 Säugetierarten, von denen das Sexualverhalten beobachtet wurde. Bei vier Prozent dieser Arten wurde das Sexualverhalten zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren festgestellt. Dazu zählen das tierische Vorspiel, also das Umwerben des Sexualpartners, der Genitalkontakt und auch langfristig eingegangene Bindungen. Dabei sind Männchen und Weibchen etwa gleich häufig zu beobachten.

Beim Betrachten der Stammbäume dieser vier Prozent kamen die Forschenden zum Schluss, dass die ältesten Arten der in großen Gruppen lebenden Säugetiere, wie Primaten oder Katzen, wahrscheinlich kein gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zeigten. Erst in der Entwicklung neuer Tierstämme begannen einige von ihnen, gleichgeschlechtliche Tiere interessant zu finden. Dieses Verhalten entwickelte sich offenbar in mehreren Stämmen gleicher und unterschiedlicher Arten unabhängig voneinander.

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Auf der Suche nach gemeinsamen Merkmalen fanden die Forschenden heraus, dass eher soziale, in Gruppen lebende Arten gleichgeschlechtliche Verhaltensweisen entwickelten. Gómez und sein Team stellen die These auf, dass gleichgeschlechtlicher Sex positive soziale Beziehungen innerhalb der Gruppe aufbauen und pflegen kann.

Außerdem kommt Sex unter Männchen bei allein lebenden Arten, die besonders aggressiv der eigenen Art gegenüber sind, häufiger vor. Das könnte laut der Studie dazu führen, dass Aggressionen und Konflikte zwischen Individuen verringert werden. Statt im Kampf zu dominieren, könnte der Rivale die Dominanz auch bei sexuellen Handlungen zu spüren bekommen.

Was bringt’s?

Die Studie zeigt, dass Sex offenbar noch viel mehr Nutzen hat, als das reine Fortbestehen zu sichern. Die Verhaltensbiologie von Tieren auf den Menschen zu übertragen, ist zwar nicht möglich, aber homophober Schwachsinn wie „Gleichgeschlechtlicher Sex sei unnatürlich, das sehe man doch in der Biologie“ wird dadurch erneut entkräftet. Laut Studie tut gleichgeschlechtlicher Sex sozialen Gruppen gut.

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