Wochenendkrimi in der Einöde: Das Grauen im einsamen Luxemburg

„Gutland“ bietet Einsichten in die luxemburgische Einöde. Und spielt dabei mit dem Bruch zwischen romantisiertem Landleben und dunklen Machenschaften.

Szene eines Films.

Jens (Frederick Lau) in einer Szene des Films Gutland Foto: ZDF

Eigen sind sie, die luxemburgischen Filme. So auch dieses Erstlingswerk des Regisseurs Govinda Van Maele aus dem Jahr 2017: Gutland. Der zwischen Thriller, Film Noire und vorabendprogrammtauglichen Heimatfilm changierende Streifen begleitet den jungen deutschen Bankräuber Jens (eine Paraderolle für Charakterdarsteller Frederick Lau) auf seiner Suche nach einem Job in der landwirtschaftlichen Gemeinschaft des abgeschiedenen luxemburgischen Dorfes Schandelsmillen.

Freundlich empfangen wird der abgerissene Fremde – der erstaunliche Ähnlichkeiten mit Jesus hat – mit der prall gefüllten Sporttasche anfangs nicht. Mitten in der Erntesaison nach einer Arbeit auf dem Feld zu fragen, kommt den (ausschließlich von Laiendarstellern verkörperten) Bauern sehr seltsam vor.

Gutland“ in der ZDF-Mediathek, mit Anmeldung ab 16 Jahren oder zwischen 22 und 6 Uhr

Ein bisschen vertrauter wird die Situation erst, als Jens abends auf einem Heimatfest Lucy (Vicky Krieps), die Tochter des Bürgermeisters, kennenlernt. Diese Liaison ist für Jens der Türöffner zu den maulfaulen Bauern und er bekommt einen Job als Erntehelfer angeboten. Sein neues Zuhause wird nun ein runtergerockter Wohnwagen hinter dem Kuhstall.

In langsamen, eindrucksvollen Bildern werden die Arbeiten auf dem Feld im Wandel der Jahreszeiten gezeigt; die körperliche Anstrengung der Hilfskräfte ist quasi spürbar. Entspannung gibt es dann am Abend, wenn alle im Haus des Bauern zusammensitzen und gemeinsam essen und trinken. Doch dieses Idylle bekommt schnell Risse.

Scheinbare Idylle

Dem Zuschauer wird schnell klar: Etwas Schlimmes muss hier vorgefallen sein. Auch wenn Jens in kurzer Zeit als Mitglied dieser Gemeinschaft akzeptiert wird, scheint ein dunkler Schatten der Grausamkeit über allem zu schweben, der sich in teils grausamen Verhalten der Bewohner zeigt.

Als zwei Dorfjungs am Kuhstall zündeln, werden sie zur Strafe mit Ketten an einen Kran gehängt und in die Jauchegrube getaucht. Wesentlich subtiler ist eine Szene, in der Jens von den Bauern in das Maisfeld geschickt wird. Dort sei ein Tier verendet, was man unbedingt vor dem Abernten finden müsse – denn ein totes Tier in der schweren Erntemaschine ist nicht unbedingt wünschenswert.

Und während die Bauern ihm versprechen, das auch sie selbst das Feld absuchen werden, verläuft sich Jens ganz allein in den hohen Maispflanzen. Und als wäre das noch nicht angsteinflößend genug, nähert sich dann auch schon die bedrohliche Landmaschine.

Es sind diese Brüche die den Film sehenswert machen: Auf der einen Seite sehen wir ein gelebtes, friedvolles Miteinander mit Heimatfesten, gutem Essen, einem Orchesterchef, der sich persönlich für Jens einsetzt und ihm eine neue Aufgabe, nun ja, schmackhaft macht.

Dunkle Geheimnisse

Dem freundlichen älteren Herrn fehlt nämlich nach dem mysteriösen Verschwinden eines Dorfbewohners ein Trompetenspieler in seiner Gruppe. Das Jens mit Instrumenten gar keine Erfahrung hat und nicht mal Noten lesen kann, ist für ihn zweitrangig; denn hier zählt der Zusammenhalt.

Auf der anderen Seite ist da dieses dunkle Geheimnis des Ortes, das Szene für Szene immer deutlich wird und nur in kleinen Schritten gelüftet wird.

Die romantisierende Darstellung des Landlebens wird immer wieder hart vom böswillig-verkommenen Umgang der Menschen miteinander gebrochen. Ein bisschen in der Jauchegrube tauchen hat hier anscheinend noch niemandem geschadet.

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