Die Wahrheit: Glühendes Zäpfchen

Die erste Liebe großer historischer Männer: Oft bewerten wir Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nur über Tätigkeiten und Funktionen. Aber haben sie auch ein Herz?

So mancher Mann denkt mit Wehmut an die Zeit zurück, als er sein Herz das erste Mal liegen ließ. Bild: reuters

Oft genug bewerten wir Politiker, Priester und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nur über ihre Tätigkeiten und Funktionen. Aber haben nicht auch sie ein Herz? Und wann schlug es zum ersten Mal? Als sie die erste große Liebe überkam …

Sigmar Gabriel

Splitternackt lag sie da. Schweißperlen rollten über ihre zart gebräunte Haut. Makellos bog ihr Leib sich in der glühenden Hitze. Sie kam aus Thüringen. Ich, der blutjunge Niedersachse, sah sie an und sehnte mich nach der Wiedervereinigung. Mein Hals war trocken wie ein Bonmot von Helmut Schmidt. Kein Wort kam heraus, bis der Wurstverkäufer raunzte: „Mit Senf und Brötchen?“ Was für eine Frage!

Mahmud Ahmadinedschad

Sie war schärfer als die Axt eines Henkers, das kann ich Ihnen brüllen. Ihr Niqab warf an Stellen Falten, wo andere Frauen nur Falten haben – wenn Sie verstehen, was ich meine. Ihre Augen strahlten, als seien sie aus angereichertem Uran. Wochenlang schlich ich ihr nach wie ein Mossad-Agent. Dann erfuhr ich, dass sie als kleines Mädchen mit einem Bären geschmust hatte. Mit einem Tier! Diese gottlose Obszönität konnte ich nicht vergeben, also zeigte ich die Ketzerin bei den Revolutionswächtern an.

Erst nach der Steinigung erfuhr ich, dass es sich um eine Bärenpuppe gehandelt hatte. Die zionistischen Verschwörer, von denen ich so empörend falsch unterrichtet worden war, ließ ich gleichfalls hinrichten. Der Plüschbär jedoch erhielt einen Ehrenplatz in meinem Büro und ist nun verantwortlich für das Nuklearprogramm unserer glorreichen Islamischen Republik.

Volker Kauder

Angela, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. An-ge-la: die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen empor und tippt bei Drei gegen das Zäpfchen. An. Ge. La. Sie war Angie, einfach Angie am Morgen, wenn sie fünf Fuß hoch ohne Hals durch die Tür kam. Sie war Frau Chefin im Amt. Sie war die Nummer eins auf den Formularen der Partei. In meinen Augen aber war sie immer Angela. Ihretwegen wurde ich, was ich bin, tat ich, was ich tat. Und ich bereue nichts.

Joachim Gauck

Ihre grüne Haut hat mich nicht gestört. Ebenso wenig die Piercings am Kopf oder das Bettlaken um ihren Leib. Es hat mich auch nicht gekümmert, dass sie ein Mädchen aus der Hafengegend ist. Eine, die alle Matrosen anlächelt. Ich träumte ständig von ihr. Gewiss – es würde schwierig werden mit uns beiden. Schließlich ist sie 46 Meter groß. Und ich habe nicht mal Schuhgröße 46! Trotzdem schenkte ich, der Liebhaber der Freiheit, ihr mein Herz. Dann jedoch erfuhr ich, dass der Kopf der holden Frau innen hohl ist. Und weil zu viel Gemeinsamkeit die Beziehung vergiftet, habe ich der Statue of Liberty keinen Antrag gemacht.

Joseph Benedikt Ratzinger

Ich war wohl achtzig Jahre jünger, als mich der Eros mit jener Macht berührte, von der schon im Hohelied Salomonis so ergreifend die Rede ist. Es war beim heiteren Spiele im Sandkasten. Die kleine Sabine aus der Nachbarstraße forderte mich keck heraus, Michelangelos unvergleichliche Pietà für sie aus Baggermatsch nachzuformen. Dann dürfe ich sie auch mal an den Zöpfen ziehen. Und was für prächtige Zöpfe sie hatte – dick wie das Seil, mit dem Franziskaner die Kutte gürten, schwarz wie der Ruß auf einer Ikone! Bis zur Vesperstunde mühte ich mich.

Doch weil mir am Ende nur etwas gelang, das aussah wie ein moderner Lutheranertempel, verlachte sie mein Ungeschick und entzog mir die Gunst des Zöpfezupfens. Doch nicht luziferische Rache erwuchs aus meiner Enttäuschung, sondern, sententia patris sequens, Barmherzigkeit, und ich beschloss, dem Weibe fortan die Versuchung zu ersparen, mich als Mann zu betrachten. Daher trage ich nur mehr Kleider, die mein Geschlecht so gut verbergen, dass ich meistens selbst nicht weiß, ob ich Schlüpfer mit oder ohne Eingriff trage. Meine Verehrung für alte Zöpfe aber verdankt sich ganz der kleinen Sabine, puella mia arenosa!

Rainer Brüderle

Man wirfmi gern vor, ständ Silbun Buchsta zeveschluck. Schuldran hatten Mädschaus meina Biturklasse. Hildiewilde, so nannten wisie all, weisie necht scharfe Brauwa. Eine Granawie Silva, na, Siewiss scho. Blond Augun blaus Haar, süßiebze Jahr. Jeder wollt sie hab, ichau. Um Hildiewilde neugierzumach, behauptetich: „Wer hats Zungküss erfunn? Ich!“ Da wolltsien Beweisam.

Die Bronznymphom Brunn vorm Rathausolltich knutsch. Leichtübung, dachtich. Dass mam Febru nichan Metallutschn sollt, habich danoni gewu. Nazwei Stund kamie Feuerwehr un flexte mivond Skulptu. Da warie Hilde längst mim Norbervon Jusos samm. Annächst Tag tratch in FDP ein, wo sich nieman meim Sprachfehl stört. Dafür kannch mei Partei bis heu küss! Auwenns wehtu.

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kari

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