Ini gegen Gendersprache in Hamburg: Deutsch naturwüchsig

Eine Volksinitiative will, dass Hamburger Behörden nicht gendern. Im Gleichstellungsausschuss der Bürgerschaft durfte sie ihr Anliegen erklären.

Die Initiative gegen das Gendern übergibt 16.000 Unterschriften in der Diele des Hamburger Rathauses

Viel Unterstützung: Die Initiative gegen das Gendern übergibt 16.000 Unterschriften im Rathaus Foto: Markus Scholz/dpa

HAMBURG taz | Jens Jeep versteht die Welt nicht mehr. Deswegen engagiert sich der Notar aus Hamburg in der Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in der Verwaltung und Bildung“. Die hat am Donnerstag dem Ausschuss für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Hamburger Bürgerschaft ihr Anliegen vorgetragen.

Diese Gelegenheit bekommt jede Volksinitiative in Hamburg, die mehr als die notwendigen 10.000 Unterschriften beim Senat eingereicht hat. Die Bürgerschaft hat dann vier Monate Zeit, das Anliegen anzunehmen. In dieser Zeit dürfen Ver­tre­te­r*in­nen einer Volksinitiative ihr Anliegen im jeweiligen Bürgerschaftsausschuss vorstellen.

Und da beginnen auch schon die Verständnisprobleme, zumindest bei Jeep, einem der drei Ver­tre­te­r*in­nen der Initiative. Er weiß nicht, woraus die Ausschussvorsitzende Filiz Demirel zitiert hat, als diese ihm das Wort erteilt, „aus der Verfassung jedenfalls nicht“. In dieser werde nämlich nicht gegendert, Demirel habe das sehr wohl getan.

Gendern sei unverständlich – das wird schnell deutlich – ist eines der Kernargumente der Initiative. Ihr Vortrag im Ausschuss ist begleitet von einer Powerpoint-Präsentation in Regenbogenfarben mit der Überschrift: „Diskriminierungsfreies Hamburg ohne Gendern“, was „ganz ernst gemeint“ ist, sagt Jeep.

Zwei Stunden Vortrag

Die Stadt soll in ihrer Kommunikation, etwa von Behörden oder an Schulen, nur noch das generische Maskulinum verwenden. Denn das habe „immer schon“ alle Menschen unabhängig vom Geschlecht erfasst, findet Jeep.

Hans Kaufmann ist Lehrer im Ruhestand und zweiter Vertreter der Initiative. Außerdem ist er Mitglied im Verein deutsche Sprache und als solches an ihrem Erhalt als „naturwüchsig entwickelter“ interessiert.

Anja Oelkers ergänzt den Vortrag der Initiative um eine „Frauensicht“. Oelkers fühle sich „nicht als Opfer von Sprache und auch nicht unsichtbar“. Dann liest sie minutenlang aus einem Ratgeber für gendergerechte Sprache vor. Nach zwei Stunden ist Zeit für Fragen aus dem Ausschuss.

SPD, Grüne und Linke finden deutliche Worte gegen den Vorschlag und für das Gendern. Gabriele Dobusch (SPD) fand die Sitzung „auch persönlich als Linguistin“ interessant und zerlegt als solche einige Argumente. Die CDU steht „im Großen und Ganzen hinter der Ini­tiative“, sagt ihr Vertreter im Ausschuss, Andreas Grutzeck. AfD-Vertreter Marco Schulz hingegen kommt aus dem Schwärmen kaum heraus.

Es sieht ganz so aus, als würde die Bürgerschaft den Vorschlag der Volksinitiative nicht annehmen. In diesem Fall geht’s in die nächste Runde: Volksbegehren.

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