AfD-Homepage gekapert: AfD-Ostfriesland in Feindeshänden

Der Herausgeber einer Philosophie-Zeitschrift in Norden hat die Homepage des Afd-Kreisverbands Ostfriesland gekapert und heißt dort nun Geflüchtete willkommen

Der Internetauftritt der AfD-Ostfriesland: Die Aussage ist deutlich. Foto: Screenshot afd-ostfriesland.de

HAMBURG taz | Die AfD Ostfriesland präsentiert sich auf einmal mit ganz neuen Inhalten: Ein „Refugees Welcome“-Logo prangt auf der Homepage afd-ostfriesland.de, in Europa-Farben, mit zwölf Europa-Sternen und dem Zusatz „Bring your Families“. Dahinter steckt jedoch kein Sinnenswandel der rechtspopulistischen Partei, sondern der Herausgeber einer Philosophie-Zeitschrift im niedersächsischen Norden.

Timotheus Schneidegger ersteigerte die Domain afd-ostfriesland.de ganz legal für 120 Euro. Auf der Suche nach einer „billigen Nachmittagsbeschäftigung im Internet“, sei er darauf gestoßen, dass die Domain zu haben war, sagte er der taz. Der Grund dafür, dass die Domain frei war, liegt letztlich in Niedersachsens umstrittenem Landeschef Paul Hampel.

Im Januar war der gesamte Kreisvorstand Ostfriesland aus Protest gegen den Rechtsaußen Hampel zurückgetreten. Die Domain afd-ostfriesland.de, die auf den Kreisvorstand Holger Pieters angemeldet war, wäre mit dessen Rücktritt automatisch an den Nachfolger übergegangen – nur gab es eine ganze Weile gar keinen.

Erst Ende März fand wieder ein Landesparteitag in Hannover statt und dort wurde dann auch ein neuer Kreisvorstand für Ostfriesland gewählt. Um den Internetauftritt kümmerte sich derweil niemand und so liefen die Rechte für die Domain Anfang April einfach aus.

Der neue Vorstand des Kreisverbands Ostfriesland will jetzt juristisch gegen Pieters vorgehen. „Er hätte uns die Website übergeben müssen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende, Reiner Osbild, überzeugt. Es habe zu jeder Zeit einen kommissarischen Vorstand gegeben, an den Pieters die Rechte hätten übergeben müssen. So sei die Homepage nun in die Hände des politischen Gegners gefallen.

Pieters behauptet, nichts von einem kommissarischen Vertreter gewusst zu haben. Es sei „Wahnsinn“, dass Osbild ihn nun beschuldige, weil der Kreisverband es nicht hingekriegt habe, sich die Website zu sichern. Einer Klage sieht Pieters entspannt entgegen.

Die Domain zurückzukaufen, kommt für die AfD nicht infrage. Man müsse mit den Geldern der Mitglieder haushalten, sagte Osbild. „Wenn Ihr Freund sich jetzt von Ihnen trennen und Ihre Plattensammlung vor die Tür stellen würde, dann würden Sie sie doch auch nicht zurückkaufen wollen.“

Timotheus Schneidegger will die Seite aber ohnehin behalten. Zumindest käme es die AfD sehr teuer, sollte sie die Seite doch zurück haben wollen, sagt er. Das Geld würde Schneidegger dann der Amadeu-Antonio-Stiftung spenden, die sich gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzt.

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