Ernährung in der Steinzeit: Vegetarische Paleo-Diät

In der Jungsteinzeit hat der Mensch überwiegend Gemüse gegessen, so eine neue Studie. Verfechter der fleischlastigen Paleo-Diät dürfte das enttäuschen.

Kartoffeln

Alte Kartoffelsorten auf einem Markt in Peru Foto: Pond5/imago

Wovon ernährten sich Steinzeitmenschen? Fleisch, rufen seit Jahren die An­hän­ge­r*in­nen der Paleo-Diät. Sie berufen sich dabei unter anderem auf zahlreiche Funde von Jagdwerkzeugen. Doch stimmt das Bild von unseren fleischfressenden Vorfahren? Ein Team um den Archäologen Randall Haas von der Universität Wyoming hat die These überprüft. In einem Artikel in Plos One kommt es für Jungsteinzeitmenschen aus Peru zu einer anderen Antwort.

Die Studie

Die Ar­chäo­lo­g*in­nen untersuchten zwei Fundstellen in den peruanischen Anden. Sie analysierten Knochenfunde von 24 Steinzeitmenschen, die dort vor etwa 9.000 bis 6.500 Jahren gelebt haben. Die For­sche­r*in­nen gingen davon aus, dass die Menschen viel jagten, weil an den Ausgrabungsorten zahlreiche Projektilspitzen und Steinwerkzeuge gefunden wurden. Weil die Menschen dort zudem – anders als zur gleichen Zeit im Nahen Osten – wohl noch keine Pflanzen anbauten, waren die For­sche­r*in­nen überzeugt, dass sich die Anden-Bewohner*innen vor allem von Fleisch ernährten.

Haas und sein Team untersuchten nun, wie viele Kohlenstoff- und Stickstoffisotope in den Knochen der peruanischen Steinzeitmenschen enthalten waren. Die Daten verglichen sie mit Tierknochen und Pflanzenresten, die ebenfalls in den Anden gefunden wurden. Wenn der Isotopgehalt der menschlichen Knochen mit dem der Tierknochen übereinstimmt, deutet das auf eine fleischlastige Ernährung hin. Wenn der Wert aber dem pflanzlicher Überreste ähnelt, liegt eine vegetarische Ernährung nahe.

Das Ergebnis: Die Steinzeitmenschen der Anden ernährten sich überwiegend vegetarisch. Sie aßen zu etwa 80 Prozent Pflanzen, vor allem Kartoffeln und andere Knollen. Der Rest war Fleisch von großen Tieren wie dem Vikunja und dem Taruka, einer Kamel- und einer Hirschart. Kleine Säugetiere, Fische oder Vögel wurden kaum gegessen.

Die Ergebnisse stimmen mit einer früheren Studie über das argentinische Hochland vor rund 8.000 Jahren überein. Dort stellten die For­sche­r*in­nen ebenfalls eine überwiegend pflanzliche Ernährung fest. Ein Trostpflaster für die An­hän­ge­r*in­nen der Paleo-Diät: Die Ergebnisse beziehen sich nur auf die Jungsteinzeit und auf das heutige Peru, nicht auf die weiter zurückreichende Altsteinzeit.

Was bringt’s?

Steinzeitmänner, die mit Pfeil und Keule auf Jagd gehen, während die Frauen das Feuer hüten: In solchen Vergangenheitsbildern spiegeln sich auch die Genderstereotype von heute. Aber möglicherweise war früher doch alles besser – oder zumindest anders, als wir denken. Dass nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen jagten, hat Randall Haas, Autor der Steinzeit-Flexitarier-Studie, bereits 2020 nahegelegt. Damals entdeckte er in einem Grab neben einer weiblichen Leiche Geschossspitzen und wuchtige Steine, die Knochen brechen können.

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