Iran nach dem Angriff auf Israel: Demonstration von Staatsmacht

Das Regime in Teheran versucht, seinen Angriff auf Israel für die eigene Selbstdarstellung zu nutzen. Kritische Stimmen werden zensiert.

Ein Anti-israelisches Banner wurde an einem Hochhaus in der Innenstadt von Teheran angebracht

Straßenszene in Teheran: Über der israelischen Flagge steht „Dein nächster Fehler wird das Ende deines falschen Landes sein“ Foto: Majid Asgaripour/reuters

Mit dramatischer Musik und Bildern von abgefeuerten Drohnen und Raketen gleichen die Berichte im iranischen Staatsfernsehen über den Angriff auf Israel dem Trailer eines Actionfilms. Die aufwändig produzierten Beiträge verfolgen offenbar vor allem ein Ziel: Demonstration von Macht.

Die Staatsmedien der Islamischen Republik präsentieren den Angriff vom Wochenende als großen Erfolg. Es dominiert das Narrativ der Bestrafung Israels. Von einer „historischen Bestrafung“ ist die Rede, etwa am Montag auf dem Titel der Zeitung Javan. Auch Irans Staatschef Ali Chamenei behauptete, „den Aggressor zu bestrafen“ und auch „die notwendigen Warnungen an die Vereinigten Staaten“ ausgesprochen zu haben.

Zwölf Tage nach einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus hatte Iran in der Nacht auf Sonntag erstmals Israel direkt angegriffen. Die Absicht des Regimes, Israel auszulöschen, ist seit der Gründung der Islamischen Republik im Jahr 1979 bekannt und wird durch eine große Uhr in der Hauptstadt Teheran veranschaulicht, die die Stunden bis zur Vernichtung Israels zählt.

31 Menschen verletzt

Israelischen Behördenangaben zufolge wurden bei dem Angriff in der Nacht auf Sonntag 31 Menschen verletzt, ein siebenjähriges Mädchen schwer. Während Israel angibt, dass ein israelischer Militärstützpunkt lediglich leicht beschädigt worden sei, hieß es vonseiten der iranischen Armee, der Stützpunkt sei ebenso wie ein Geheimdienstzentrum „beträchtlich beschädigt“ worden. Beide Einrichtungen seien nun außer Betrieb.

Selbstlob durchdringt alle Propagandakanäle des iranischen Regimes. Präsident Ebrahim Raisi stellte den Angriff als eine Machtdemonstration dar. Die Schlagzeilen der Zeitungen inszenieren eine Überlegenheit des Landes gegenüber Israel. So heißt es etwa, „Israel wurde in volle Alarmbereitschaft versetzt“, die Stunde der Bestrafung habe geschlagen und die „Zionisten“ fürchteten „Irans Antwort“.

Artikel auf Khabar Online tragen Titel wie „Israelis sind verwirrt und fassungslos“, oder „Iranische Drohnen lassen keine Chance zur Flucht“. Auf dem Titelblatt der Zeitung Sobh-e No stand am Montag: „Wir haben zugeschlagen, und wir haben gut zugeschlagen“. Die Zeitung Farhichtegan betitelte den Angriff als „Verteidigung Irans in Jerusalem“, und das Medium Iran spricht von „Geschichte schreiben in Jerusalem“.

Mit Schlagzeilen wie diesen soll offenbar die Macht der iranischen Revolutionsgarden gegenüber der iranischen Bevölkerung demonstriert werden. Diese wurde am Wochenende aufgerufen, an von der Regierung organisierten Kundgebungen teilzunehmen. In Städten wie Teheran und Qom versammelten sich jedoch nur wenige Dutzend Personen, um Unterstützung für die Revolutionsgarden zu zeigen.

Viele sind gegen den Krieg

Viele Ira­ne­r*in­nen im Land, aber auch in der Diaspora lehnen den Angriff auf Israel ab und sprechen sich gegen einen Krieg aus. Sie betonen, das Regime sei vom Land Iran und den Menschen zu trennen. In sozialen Medien gab es zahlreiche Beiträge von Iraner*innen, die sich mit Israel solidarisieren. Die Zeitung Kayhan, die direkt vom Büro Chameneis kontrolliert wird, bezeichnete die Ver­fas­se­r*in­nen indes als „Verräter“. Die Revolutionsgarden kündigten an, die Personen zu verfolgen, und riefen dazu auf, Beiträge und Seiten, die sich mit Israel solidarisieren, den Behörden zu melden.

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