Chefket gegen „Fridays for Future“: Klima retten nur für weiße Deutsche

Rapper Chefket wirft der Schü­le­r*in­nen­be­we­gung Rassismus vor. Die hatte ihn für ein Konzert angefragt  – und wieder ausgeladen.

Chefket auf der Bühne - die Arme ausbreitend

Tritt gern auf, wenn er nicht ausgeladen wird: Rapper Chefket auf der Bühne Foto: Imago-Images/Future Image

Am 24. Mai plant die Bewegung „Fridays for Future“ weltweit Demonstrationen gegen den Klimawandel. Am Rande des Protests in Berlin sind auch etliche Benefiz-Auftritte von Künst­le­r*in­nen geplant. Angefragt war dafür unter anderem der Rapper Chefket, der als Live-Act die Forderungen der Schü­le­r*in­nen musikalisch untermauern sollte. Aber daraus wird wohl erst einmal nichts. Im Gegenteil: Der Rapper wirft zumindest der Berliner Sektion von „Fridays for Future“ vor, rassistisch zu sein, weil sie ihn prompt wieder ausgeladen hätten. Aber der Reihe nach.

Am 17. Mai sei er per Mail von den Berliner Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen als Ersatz für einen Künstler angefragt worden – im Rahmen einer weltweit organisierten Friday for Future-Demonstration, welche am Freitag auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor stattfinden wird, teilte Chefket in einer Videostory mit, die er am Montag auf seinem Instagramkanal veröffentlichte.

Am 19. Mai wurde ihm seine Teilnahme bestätigt, so der Künstler gegenüber der taz. Chefket wurde am folgenden Tag wieder durch die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen der Fridays for Future ausgeladen. Die Berliner Organisation begründete dies ihm gegenüber mit einem Verstoß gegen „ihre ethischen Wertvorstellungen“, speziell wurde hierbei sein Feature mit dem Gangsta-Rapper Xatar und weiteren Künst­le­r*in­nen aus dem Jahr 2015 genannt.

Nun macht sich also Chefket, mit bürgerlichem Namen Şevket Dirican, Luft auf Instagram, die Klimawandel-Bewegung der Schü­le­r*in­nen bezeichnet er als „White Days for Future“. Und es entsteht binnen kurzer Zeit eine Diskussion in den sozialen Medien darüber, wie „weiß“ die Bewegung denn nun tatsächlich sei.

Jung und unerfahren

Bietet die Ausladung von Chefket wirklich Anlass für einen Rassismus-Vorwurf?

„Das Interessante bei Rassismus ist ja, dass man sich, solange man ihn stillschweigend hinnimmt, ausgegrenzt fühlt“, sagt Chefket auf Anfrage der taz. Sobald man allerdings darüber spreche, fühle man sich nicht mehr einsam und merke erst dann, wie viele Menschen davon betroffen seien.

Die Bewegung Fridays for Future wehrt sich gegen diesen Vorwurf mit einem öffentlichen Statement. „Als junge und unerfahrene Menschen“, so die Organisator*innen, lernten sie aus den „unglücklichen Vorfällen“ dazu. In der Vorbereitung wären für zwei Zeitschienen vier Bands angefragt gewesen, dass Chefket im Nachhinein mit dem Verweis auf „vereinzelte Bedenken“ abgesagt wurde, sei einer missverständlichen Kommunikation geschuldet. Die Ortsgruppe Berlin hätte direkt mit dem Künstler das Gespräch gesucht, um die Vorwürfe aus dem Weg zu räumen, und sich entschuldigt.

Dies verneint Chefket gegenüber der taz. „Es gab ein öffentliches Statement, in dem um meine Fragen herumgetänzelt und rumgedruckst wurde“, so der Künstler. Bedenken, dass Chefket die Bemühungen der Fridays for Future-Bewegung aufgrund seiner Kollaboration mit dem kurdisch-deutschen Rapper Xatar, die mehrere Jahre zurückreicht, vergiftet, wischt nun allerdings Xatar selbst in einer eigenen Instagram-Story hinfort.

Location in Berlin checken

Mit „alles cool“ und „Respect“ kommentiert Xatar die Bemühungen der Fridays for Future-Schüler*innen, die er dennoch ebenfalls als „White Days for Future“ bezeichnet. Die Absage an Chefket wegen eines gemeinsamen Songs findet Xatar „sehr behindert“. Und er kündigt an, sehr schnell ein eigenes „fettes Charity-Event“ organisieren zu wollen: „Ich habe das schon meinen Managern gesagt. Die sollen eine Location checken in Berlin“. Die Erlöse aus dem Ticketverkauf sollen „komplett und zu 100 Prozent“ an „Kinderhospize, Flüchtlingsheime und Schulen mit vielen Flüchtlingen“ gehen.

Xatar kam als Kind von Geflüchteten aus dem Iran nach Deutschland und hat bereits Erfahrung im Organisieren von Wohltätigkeitsveranstaltungen. Im Jahr 2017 eröffnete er ein Waisenhaus im Irak, welches er mit bundesweiten Benefizkonzerten finanzierte hatte.

Also alles gut? Die Fridays for Future-Organisator*innen geloben Besserung, wenn man ihrem Statement Glauben schenken darf: „Struktureller Rassismus ist überall. Auch die Klimabewegung ist davon sicher nicht frei, also müssen wir selbstkritisch sein.“ Gut also, dass Chefket mit seinem Video auf Instagram für eine breite Debatte über Rassismus gesorgt hat, auch in einer linken Bewegung. Würde Chefket eigentlich auf dem Benefizkonzert des Rappers Xatar auftreten? „Wenn mein Feature mit Clueso nicht gegen seine ethischen Werte verstößt, gerne“, so Chefket zur taz.

Mitarbeit: Christopher Kammenhuber

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.