Debatte um Strompreiszonen: Wie die Energiewende fair wird

Im ländlichen Raum, wo der Strompreis ohnehin höher ist, schlägt der Netzausbau zusätzlich auf den Preis. Wie könnte eine faire Alternative aussehen?

Hochspannungsleitung und Windräder.

Hochspannungsleitung vor Windrädern in Baden-Württemberg Foto: imagebroker/imago

Man kann es kurz machen: Deutschland wird nicht umhinkommen, die Systematik der Netzentgelte neu zu regeln. Denn in manchen dünn besiedelten Regionen laufen diese inzwischen gefährlich aus dem Ruder – gefährlich vor allem für die Akzeptanz der Energiewende vor Ort.

Ausgerechnet dort, wo der Erhalt der Stromnetze im Vergleich zur verbrauchten Strommenge ohnehin teuer ist, schlägt nämlich immer mehr auch noch der Netzausbau für die Windkraft auf die Strompreise durch. In den Städten hingegen, wo die Leitungslängen vergleichsweise kurz und die Abnahmemengen groß sind, lassen sich die Netze – bezogen auf die verbrauchte Kilowattstunde – viel billiger instand halten. Das liegt in der Natur der Dinge, doch weil inzwischen dort, wo die Kostenstruktur ohnehin ungünstig ist, auch noch überproportional viel Geld in die Netzverstärkung für die Windkraft fließt, müssen neue Konzepte her.

Das Beste wäre eine schlichte Umlage jener Mehrkosten, die durch den Netzausbau für die Erneuerbaren anfallen, auf alle Stromkunden in Deutschland. Dann würde der Bau einer neuen Mittelspannungsleitung zu einem Windpark in der Uckermark auch auf die Stromrechnung der Kunden in den Großstädten durchschlagen. Die Energiewende ist ein politisch beschlossenes Gemeinschaftsprojekt, und daher ist es nur angemessen, dass deren Kosten nicht nur dort hängen bleiben, wo es gute Standorte für Windräder gibt.

Unangemessen ist unterdessen der Einwurf aus Bayern. Ministerpräsident Markus Söder platzte in die Debatte mit dem Satz: „Strompreiszonen wären ein großer Fehler.“ Man lege damit „die Axt an den Industriestandort Deutschland“, man gefährde Süddeutschland, das „industrielle Herz der Republik“. Lustig ist das, weil eine mögliche Aufteilung des deutschen Stromhandels in mehrere Preiszonen ein völlig anderes Thema ist als der gerade diskutierte bundesweite Ausgleich der Netzentgelte. Aber was soll’s, hat ja alles irgendwie mit Strom zu tun. Und es schafft Aufmerksamkeit – im bayrischen Wahlkampf.

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