Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Deutschland fehlt ein Ballverwaltungsamt, in Bayern droht ein Horst-Case-Szenario und die Horn- auf der Netzhaut kann sich ein wenig zurückbilden.

Au Backe: In Bayern droht ein Horst-Case-Szenario. Bild: dapd

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Innenfriedrich Minister will „mehr Kameras an Plätzen mit auffallender Kriminalität“.

Was wird besser in dieser?

Im Umfeld von Dieter Bohlen ist Vollversorgung bereits erreicht.

Die deutsche Nationalmannschaft kassiert vier Gegentore in 30 Minuten, Google veröffentlicht seine ungeschönte Bilanz zwei Stunden zu früh. Worüber kann man sich mehr freuen?

Der Ton vaterländischer Verzweiflung ließ das Spiel nachdröhnen wie ein Stalingrad aus Knäckebrot. Hey ! Acht Buden und keine deutschen Ballverwaltungsbeamten auf dem Platz – Heja! Alles gut! Google ist mir wumpe, die haben „nur noch 2,18 Milliarden Dollar im dritten Quartal“ verdient. Wenn mir das mal passiert, muss ich auch ohne Mitleid klarkommen.

Joko und Klaas haben in ihrer TV-Sendung eine Messehostess belästigt. Als Entschuldigung brachten sie vor, ihr Gegrabsche sei nur angedeutet gewesen. Das ZDF – ein Altherrenwitzsender?

Da es nicht live war, hätte man es nicht mal rausschneiden müssen – jemand hat es bewusst reingeschnitten. Vermutlich Markus Lanz, so schnell gibt der „Wetten, dass..?“ nicht wieder her. Okay, moderner wäre eine Sendung, in der Frauen Jungs anfassen; das Beispiel wirft vor allem die Frage auf, warum Fernsehmacherinnen nichts lernen, nachdem die Jungs es schon nicht tun.

In der Doktorarbeit von Frau Bildungsministerin Annette Schavan wurden Plagiatstellen gefunden, ihre Anwälte untersagten der Universität, bisherige Ergebnisse aus dem Gutachten der Universität zu veröffentlichen. Rücktritt jetzt?

Schavan ist auch mit Mobbing an der Teufel-Nachfolge gehindert worden. Sie hat der Union vom toten Gaul „Hauptschule“ geholfen. Und im Gegensatz zu Baron Brisk zu Guttenberg strahlt sie aus: Hey, eine hellgraue Kunstlederdamenhandtasche würde sich an ihrem Handgelenk irgendwie sehr langweilen. Kurz: Man würde sie schon mögen wollen. Doch Merkels Guttenberg-Verteidigung „er ist nicht mein wissenschaftlicher Mitarbeiter“ verkehrt sich hier – Schavan ist es. Und ihre „nicht nur heimliche Scham“ über dessen Plagiate war die Ansage, die eine Wissenschaftsministerin einem Doktorbetrüger schuldet. CDU-Verkehrsminister Wittke trat in NRW zurück, weil er mit 109 km/h innerorts geblitzt wurde. Schönen Gruß aus Düsseldorf.

CSU-Parteitag, Horst Seehofer gibt 40 Prozent als Ziel für die Bundestagswahl an. Utopie?

Die Zahl „40“ raunten CSU-Chefs bisher nur anonym bei Ohrenbeichte und Telefonseelsorge. Seehofer hält den ganzen Laden auf, denn er will mit seiner Bayernwahl – CSU bei 48 Prozent – so weit als möglich weg vom Bund – Union klar unter 40 Prozent. Deshalb weiß niemand, wann nun gewählt wird. Die CSU glaubt nicht mehr an ihren Koalitionspartner FDP, im Bund hingegen wird Röslers Praktikantenstadl um Leihstimmen betteln: Das gibt lustigen Plakatparolenhackepeter in Bayern. Die CSU macht ordentlich Schaum – gegen Griechenlandhilfe, für Betreuungsgeld, gegen Schäubles europäische Initiativen, gegen den Länderfinanzausgleich. Und zugleich sieht Seehofer realistisch: Sein stärkstes Argument ist die Kanzlerin, die keine CSU-Parole teilt. Seehofer könnte die CSU so zurück zur absoluten Mehrheit der Sitze schaukeln. Oder in den Machtverlust. Ein Horst-Case-Szenario.

Springer will für die Welt im Internet Bezahlschranken einführen. Haben die zu viele Leser?

Als AOL-Nutzer werde ich bei jedem Mailabruf mit einer Rutsche Welt-Schlagzeilen kontaminiert. Schön, wenn das wegkommt, kann sich die Horn- auf meiner Netzhaut zurückbilden. Im Printbereich hingegen gilt immer noch Management by Freibier: Wer sich versehentlich eine Welt kauft, bekommt am Flughafen eine Welt Kompakt geschenkt und oft im Flugzeug eine Welt-aktuell-Bordzeitung obendrein. Da ist man schon enttäuscht, wenn auf der Bordtoilette das Papier unbedruckt ist. Das tun Verlage, weil die Werbekunden Mindestauflagen sehen wollen. Offenbar hat also welt.de zu wenig Werbekunden.

Ein Verfassungsschutz-„Maulwurf“ hat Informationen an den Ku-Klux-Klan weitergegeben. Wann wird der Laden endlich dichtgemacht?

Welcher jetzt? Lese gerade die Meldung „vom Ku-Klux-Klan in Schwäbisch Hall“. „Auf diese Schweine können Sie hauen“ oder so, ich glaub es erst mal kaum, dass es so was hier gibt. Und ihr wollt es schon wieder verbieten!

Und was machen die Borussen?

Das Spiel gegen Schalke ist ja nun leider ausgefallen, und trotzdem sind viele auf die Spaßmeldung „2:1 verloren!“ reingefallen. Diese Internet-Lauser! FRAGEN: JUM

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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