Festnahmen in Berlin: Hamas-Männer unter Terrorverdacht

Die Bundesanwaltschaft lässt vier Hamas-Mitglieder festnehmen. Sie sollen Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa geplant haben.

Abzeichen der Polizei auf schusssicheren Westen

In Berlin und den Niederlanden wurden vier mutmaßliche Hamas-Terroristen festgenommen Foto: Michael Gottschalk/picture alliance

BERLIN taz | Im Visier sollen jüdische Einrichtungen in Europa gewesen sein. Am Donnerstagmittag ließ die Bundesanwaltschaft drei mutmaßliche Hamas-Mitglieder in Berlin und eines in Rotterdam festnehmen. Den Männern wirft sie Anschlagspläne vor, sie sollen bereits auf der Suche nach Waffen gewesen sein.

Laut Bundesanwaltschaft soll das Quartett seit Jahren der Hamas angehören und sich bereits an Auslandsoperationen der Terrorgruppe beteiligt haben. Sie hätten enge Kontakte zu Führungskräften der Qassam-Brigaden, darunter zu dem kürzlich getöteten Vize-Kommandeur Khalil Hamed Al Kharraz.

Im Visier steht vor allem der gebürtige Libanese Abdelhamid Al A. Spätestens seit dem Frühjahr soll er damit befasst gewesen sein, im Auftrag der Hamas ein Erddepot mit Waffen in Europa ausfindig zu machen, das die Gruppe in der Vergangenheit konspirativ angelegt haben soll. Entsprechende Anweisungen sollen von Hamas-Kadern aus dem Libanon erfolgt sein. Die Waffen sollten nach Berlin gebracht und für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden.

Im Oktober habe sich Abdelhamid Al A. dann mit dem nun ebenfalls festgenommenen Mohamed B. und dem Niederländer Nazif R. mehrfach von Berlin aus auf die Suche nach den Waffen gemacht. Nazif R. wurde nun in Rotterdam festgenommen. Unterstützt worden sei das Trio von Ibrahim El-R., dem vierten Festgenommenen.

Die Suche nach den Waffen sollen nach taz-Informationen bislang nicht erfolgreich gewesen sein. Auch konkrete Anschlagsziele waren demnach noch nicht festgelegt – Ziel seien aber jüdische Einrichtungen gewesen.

Schutz jüdischer Community „höchste Priorität“

Für Verwirrung sorgte, dass Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schon während der laufenden Festnahmen eine Mitteilung zu dem Polizeieinsatz verschickte und dann zunächst wieder zurückzog. „Mein Dank gilt allen Beteiligten, die mit diesem Ermittlungserfolg ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass Jüdinnen und Juden in Europa weiterhin in Sicherheit und Frieden leben können“, erklärte Buschmann dann. Deutschland müsse alles dafür tun, damit Jüdinnen und Juden hierzulande nicht abermals um ihre Sicherheit fürchten müssten.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, die Festnahmen zeigten, dass die Sicherheitsbehörden „äußerst wachsam sind und konsequent handeln“. Man habe die islamistische Szene im Visier, der Schutz der jüdischen Community habe „höchste Priorität“.

Erst kürzlich hatte Bundesverfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang vor islamistischen Anschlägen in Deutschland gewarnt. Für die Hamas galt Deutschland bisher eher als Rückzugsraum. Erst am 2. November hatte Faeser ein Betätigungsverbot für die Hamas in Deutschland verkündet.

Festnahmen auch in Dänemark

Zugleich nahm auch die dänische Polizei am Donnerstag drei Männer fest, denen sie Terrorplanungen vorwirft und die auch Verbindungen zur Hamas haben sollen. Ein Sprecher des dänischen Geheimdienstes (PET) sprach nur von einem „sehr komplexen Bedrohungsbild“ und Verbindungen der Festgenommenen ins Ausland. Einen direkten Zusammenhang zu den Verhafteten in Deutschland gebe es aber nicht, sagte er der taz.

Aktualisiert am 14. Dezember 2023 um 18.30 Uhr

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