Kinoempfehlungen für Berlin: Filme über Filme

Im Arsenal Kino geht es in die digitale Zukunft, im Bali spukt es, und das Babylon Mitte widmet sich mit einer Filmreihe dem unterhaltsamen Metakino.

Zwei Männer in einer Zeitungsredaktion

„All the President’s Men“ (1976 ), Regie Alan J. Pakula Foto: Warner Bros.

Lang ist es bereits her: Vor rund 25 Jahren galten die digitalen Formate des Kinos noch als neu und experimentell. Beim südkoreanischen Jeonju International Film Festival schuf man deshalb das „Jeonju Digital Project“ und vergab von 2000 bis 2013 pro Jahr jeweils drei Aufträge für mittellange Digitalfilme an viele bekannte und bedeutende Fil­me­ma­che­r:in­nen aus aller Welt.

Vom 1. bis 15. Februar erinnert die Filmreihe „Auf dem Weg in die digitale Zukunft – Das Jeonju Digital Project“ im Kino Arsenal mit einer Auswahl von elf Programmen an diese Zeiten und zeigt mit „Winter's Night“ (11.2.) auch einen Langfilm des Nachfolgeprojektes „Jeonju Cinema Project“.

Das Programm am 4. Februar bietet neben Filmen von Denis Coté und Matías Piñeiro das halbstündige Werk „Pig Iron“, in dem der amerikanische Avantgarde-Dokumentarist James Benning in einem Duisburger Stahlwerk alter Industriekultur auf der Spur ist („Auf dem Weg in die digitale Zukunft – Das Jeonju Digital Project“, 1. –15. 2., Filmprogramm mit „Pig Iron“, 4. 2., 20 Uhr, Arsenal 1).

Mit dem langsamen Zusammenbruch des amerikanischen Studiosystems zum Ende der 1950er Jahre war bereits klar, dass über kurz oder lang ein neuer Wind in der US-Kinoindustrie wehen würde.

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Gegen Ende der 1960er Jahre hatte sich dann das „New Hollywood“ herauskristallisiert, dem das Babylon-Kino jetzt eine umfangreiche Filmreihe widmet: Inhaltlich und stilistisch neu strukturiert, setzten die Filme Genres neu zusammen und entwarfen – inspiriert von der französischen Nouvelle Vague – eine Art unterhaltsames Metakino: Nachdenken über Film mit Film.

Dazu gehörte auch das gelegentliche Zitieren der Kinomeister einer fernen Vorvergangenheit: Bei „What’s Up Doc?“ von Peter Bogdanovich ist eigentlich fast alles zusammengeklaut, das Vorbild Howard Hawks und dessen Screwballkomödie „Leoparden küsst man nicht“ standen überdeutlich Pate für den von reichlich Slapstick garnierten Plot um einen schüchternen Wissenschaftler, dessen Leben von einer desorganisierten Power-Frau ins Chaos gestürzt wird.

Ganz neu ging hingegen Regisseur Alan J. Pakula für seinen Film „All the President’s Men“ an die Figur des Reporters heran: In der Geschichte um die Aufdeckung des Watergate-Skandals durch zwei Journalisten der Washington Post gibt es folglich keine zynischen Wisecracks, sondern nur hart arbeitende Menschen.

Materialauswertungen, Telefonate und Befragungen ergeben ein komplexes Puzzle aus Dutzenden von Namen, Fakten, Terminen, Organisationen und Geldsummen. Schließlich der Erfolg: Auch einen scheinbar übermächtigen Gegner wie die Regierung kann man auf diese Weise in die Knie zwingen („What’s Up Doc?“ 4.2., 15.30 Uhr, „All the President's Men“, 4.2., 17.30 Uhr, Babylon Mitte).

Seit 1966 ist Otfried Preußlers „Das kleine Gespenst“ ein treuer literarischer Begleiter durch so manche Kindheit. Das filmische Update von Regisseur Alain Gsponer aus dem Jahr 2013 verbindet Computeranimation mit Realfilm und schafft es trotz gewisser Umbauten des Plots den Charme der Geschichte um das Nachtgespenst, das versehentlich zu einem nicht sehr glücklichen Taggespenst wird und dabei in die 325-Jahr-Feierlichkeiten anlässlich einer schwedischen Stadtbelagerung gerät, nicht zu verraten (1.–4.2., 16 Uhr, Bali Kino).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.