Neue Terrorwelle in Mosambik: Männer geköpft, Frauen vertrieben

Islamistische Aufständische greifen im Norden von Mosambik wieder an. 2021 hatten Eingreiftruppen sie zurückgedrängt.

Ruandische Soladten in einem Dorf in Mosambik

Waren anfangs erfolgreich, aber nun kehrt der Terror zurück: Ruandische Soldaten in Mosambiks Nordprovinz Cabo Delgado, 2021 Foto: Marc Hoogsteyns/ap/dpa

MAPUTO/CABO DELGADO taz | Die islamistische Gewalt in Mosambik flammt neu auf. Seit Februar sind über 70.000 Zivilisten vor erneuten Angriffen im Norden des Landes geflohen. Es scheint, als seien die Ein­greif­trup­pen aus Ruanda sowie aus der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) nach anfänglichen Erfolgen nicht in der Lage, den Aufstand der islamistischen Ahlu Sunnah Waljama’a (ASWJ) noch weiter einzudämmen.

Allein im Distrikt Chiure in Mosambiks nördlichster Provinz Cabo Delgado sind über 56.000 Menschen geflohen. 33.000 von ihnen sind in der Nachbarprovinz Nampula gelandet. Die Islamisten sind hinterhergekommen, mit Angriffen auf christliche Dörfer.

Die Menschen fliehen vor einer ausgedehnten Zerstörung von Wohngebieten, einschließlich religiöser Gebäude, Schulen und Krankenhäuser. Fast 90 Prozent der Fliehenden sind Frauen, viele minderjährig, sagte William Spindler, Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Unter ihnen befänden sich zahlreiche Schwangere, Behinderte und Alte. „Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit angepasster Hilfs- und Schutzmaßnahmen“, sagte Spindler.

Die jüngste Angriffswelle in der Provinz Cabo Delgado begann gegen Jahresbeginn. Am 4. Januar starben vier Menschen beim Überfall auf das Dorf Chibanga im Distrikt Mocimboa da Praia, der von 2020 bis 2021 komplett unter islamistischer Kontrolle war und dann von Ruanda befreit wurde. Intensivere Angriffe gab es am 28. Januar, als im Gebiet Metuge ein Bauer auf seinem Feld enthauptet wurde. Einem weiteren Zivilisten wurde ebenfalls der Kopf abgeschlagen, drei wurden entführt und zwei wurden gefoltert, weil sie Christen waren.

Zwei Tage später fuhr ein mosambikanischer Truppenkonvoi in der Nähe des Dorfes Nahavara in einen Hinterhalt. Acht Soldaten starben. Das nahe Dorf Makwaya wurde angegriffen, Häuser gingen in Flammen auf und eine unbekannte Anzahl von Menschen wurde entführt. Die UN-Migrationsorganisation IOM zählte 1.460 Vertriebene im Gebiet Mecufi zwischen dem 22. Januar und dem 2. Februar.

5.000 Tote in sieben Jahren

Der Sicherheitsrat der Afrikanischen Union (AU) sollte am Montag über die Gewalteskalation in Mosambik und die Zukunft der beiden ausländischen Truppeneinsätze beraten. Der islamistische Aufstand in Mosambik begann 2017 und hat seitdem rund 5.000 Tote gefordert und über 700.000 Menschen in die Flucht getrieben.

Im Juli 2021 entsandte SADC unter Führung Südafrikas die 1.900 Mann starke Eingreiftruppe SAMIM, um Mosambiks Armee beizustehen. Sie zählt 1.495 Soldaten aus Südafrika und weitere aus Angola, Botswana, Namibia und Tansania. Seit Dezember 2023 ist SAMIM im Abzug begriffen, er soll bis Mitte Juli abgeschlossen sein.

Parallel dazu schickte Ruanda im Juli 2021 3.000 Soldaten und Polizisten nach Mosambik für einen Kampfeinsatz gegen Islamisten. Inzwischen führen sie einen Ausbildungseinsatz für Mosambiks Armee, der noch andauert.

Vor allem befreite Ruandas Armee 2021 die Stadt Mocimboa da Praia. Der Flughafen konnte wieder öffnen, es landen nun 13 Flüge pro Woche, zumeist humanitäre Hilfe; der Hafen ist wieder in Betrieb und 87 Prozent der Kriegsvertriebenen in der Region konnten nach Hause zurückkehren. Ruanda hat in seinen Einsatzgebieten auch die ruandische Gemeinschaftsarbeit „Umuganda“ eingeführt; ruandische Soldaten und mosambikanische Zivilisten arbeiten nun einmal die Woche gemeinsam. Außerdem nimmt die ruandische Feldklinik in Afungi auch die lokale Bevölkerung auf.

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