Radspur auf der Schönhauser Allee: Wieder Montagsdemos in Pankow

Gegen den möglichen Stopp des Radweg-Projekts auf der Schönhauser Allee wollen Verbände nun regelmäßig und hartnäckig protestieren.

Fahrrad fährt auf Radweg an der Schönhauser Allee

Der olle Radweg am Rand sollte eigentlich bald der Vergangenheit angehören Foto: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

BERLIN taz | Montagsdemonstrationen gab es nicht nur in den letzten Tagen der DDR – auch die fahrradfreundliche Umgestaltung etwa der Charlottenburger Kanststraße wurde damit erkämpft. Jetzt rufen der Verein Changing Cities und der ADFC Pankow wieder zum Wochenanfangs-Protest auf: Ab kommendem Montag sollen möglichst viele Menschen auf der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg für den Bau der neuen Radwege demonstrieren – radfahrend natürlich.

Der längst beschlossene Umbau der wichtigen Verbindung sollte in diesem Herbst endlich starten, dank des von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) verkündeten Planungsstopps steht das aber wieder auf der Kippe. Zurzeit gibt es widersprüchliche Informationen darüber, ob die Bauleistungen bereits an eine Firma vergeben wurden oder nicht. Wie die Berliner Morgenpost berichtete, gibt es hier keine klaren Aussagen der Beteiligten. Nach Klarstellungen von Schreiner jedenfalls dürfte das Projekt nicht mehr gestoppt werden, wenn Bauarbeiten schon beauftragt wurden.

Genau genommen geht es um ein recht überschaubares Teilstück der Schönhauser, auf dem der Radverkehr allerdings besonders von einer Neugestaltung profitieren würde. Auf rund 700 Metern Länge zwischen den Kreuzungen mit der Danziger und der Eberswalder Straße sowie der Stargarder und der Gleimstraße sollen die Fahrräder die rechte der drei Fahrbahnen erhalten, der bisherige, schmale und holperige Hochbord-Radweg würde dem Gehweg zugeschlagen. Auf der linken Fahrbahn fahren Tram und Autos, die mittlere würde ebenfalls von Autos genutzt werden – allerdings unterbrochen von temporären Ladezonen.

Aus diesem Grund war der vor über einem Jahr von der damaligen Senatorin Bettina Jarasch (Grüne) und CDU-Stadträtin Manuela Anders-Granitzki vorgestellte Plan von Fahrradverbänden begrüßt, vom ÖPNV-Fahrgastverband IGEB aber kritisiert worden: Diese Nutzung des Straßenquerschnitts werde dazu führen, dass auf der linken Spur ständig Stau herrsche, in dem die Straßenbahn nicht mehr vorankomme. Auch die Tatsache, dass Fahrgäste der Tram an der Haltestelle Milastraße den neuen, mit Betonelementen abgetrennten Radweg queren müssten, sei problematisch.

Insofern sagt der stellvertretende IGEB-Vorsitzende Matthias Gibtner der taz auch auf Nachfrage, eine „Nachdenkphase“ könne im Fall der Schönhauser „von Vorteil sein“. Sein Verband halte es prinzipiell für problematisch, „wenn zwischen den umweltfreundlichen Verkehrsarten ein Konflikt aufgemacht wird“, stattdessen bedürfe es einer integrierten Planung. Allerdings will auch Gibtner das nicht als Zustimmung zum Vorstoß der Verkehrssenatorin verstanden wissen: „Frau Schreiners Zielrichtung ist ja eine andere – sie will den Radverkehr ausbremsen.“

„Das Problem ist der Autoverkehr“

Changing-Cities-Sprecherin Ragnhild Sorensen räumt ein, dass es für die Straßenbahn problematisch werden kann, wenn die mittlere Fahrbahn zeitweilig als Lieferzone benutzt würde. Sie sagt aber auch: „Das Problem ist nicht der Radweg, sondern der Autoverkehr.“ Wenn Rad und ÖPNV von diesem behindert würden, müsse er eben weg. „Das Ziel, den Umweltverbund zu bevorzugen, ist im Mobilitätsgesetz festgeschrieben.“ Möglicherweise, so Sorensen, könne das ja stufenweise geschehen, je nachdem, ob und wie der neue Nutzungsquerschnitt funktioniere.

Vorläufig geht es den AktivistInnen erst einmal darum, das Projekt zu retten. Angemeldet sind die Montagsproteste als reguläre Demonstrationen, los geht es zum erstem Mal am 26. Juni um 8:15 Uhr an der Ecke Dänenstraße neben dem S-Bahnhof Schönhauser Allee. Die Radfahrenden sollen dann die Strecke zwischen Wichert- und Stargarder Straße mehrfach abfahren. „Wir ziehen unsere Kreise bis 9 Uhr“, so Hans Hagedorn vom Netzwerk Fahrradfreundliches Pankow. Gefahren werde nach StVO „gemütlich“ auf der rechten Fahrspur. Autos könnten „überholen, soweit der Platz es zulässt“.

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