Rasta Vechta zurück in der Bundesliga: Der Doppel-Aufstieg

Hinter dem Basketballklub Rasta Vechta liegt die erfolgreichste Saison aller Zeiten. Der Verein schmiedet derweil neue Talente – nur keine weiblichen.

Fans in orangenen Trikots jubeln auf der Tribüne

Respekteinflößend: Bis zu 3.000 Fans feuern ihr Team im Rasta Dome in Vechta an Foto: Christian Becker/Imago

BREMEN taz | In Vechta ist Basketball der Sport Nummer eins. Knapp 34.000 Menschen leben in der Kreisstadt in Niedersachsen. „Es ist ein großer Vorteil, dass wir in unserer kleinen Stadt und der Region das absolute Aushängeschild sind“, sagt Stefan Niemeyer, Klubchef und Hauptsponsor von Rasta Vechta. Hinter Rasta liegt die erfolgreichste Saison überhaupt: Das erste Männerteam ist wieder erstklassig, das zweite hat den Aufstieg in die Zweite Liga geschafft. Die Teams der Jugend- und Nachwuchs-Bundesliga haben die Top 4-Turniere erreicht.

„Die ganze Stadt ist Basketball-verrückt“, sagt auch Spieler Joschka Ferner. Am Aufstieg in die Erste Liga „haben die Fans einen großen Anteil: Wir haben kein Heimspiel verloren, alle Gegner haben Respekt vor der Kulisse.“ Ferner spielt seit 2021 bei Vechta. Er kam dazu, als das Team gerade abgestiegen war. Damit hat Vechta Erfahrung: Es war der dritte Abstieg in zehn Jahren.

2021 war man voller Hoffnung, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen – „das ging dann ziemlich daneben“, sagt Ferner. „Das war bitter.“ In der vergangenen Saison lief es besser. „Das Gefüge im Team und die individuelle Klasse waren sehr gut“, sagt Ferner. Und ein neuer Sportdirektor habe das Team weiter „professionalisiert“.

Sportdirektor Gerrit Kersten-Thiele kam im März 2022 – mitten in den Abstiegskampf der Zweiten Liga statt in den erhofften Aufstiegskampf. „Eine schwere Phase“, sagt er. Im darauf folgenden Sommer wurde dann das Trainerteam verändert und vergrößert. Unter anderem holte man den US-Amerikaner Ty Harrelson als Coach. Und sechs von zehn Profis der Mannschaft wurden ausgetauscht.

Der Nachwuchs spielt eine entscheidende Rolle

Dass überhaupt nur zehn Profis in Rastas bestem Team mitspielen, liegt an der Philosophie des Klubs: Der Nachwuchs spielt eine wichtige Rolle. „Junge Talente sind immer fester Bestandteil“, sagt Kersten-Thiele. Die Profis lebten davon, würden entsprechend auch anders bezahlt als die Nachwuchsspieler. Viele von ihnen gingen noch zu Schule. „Aber es ist nicht so, dass die Profis gesetzt sind und der Rest zuschaut. Die scharren mit den Füßen und sind ready.“ Rasta darf langsam die Früchte der eigenen Jugendarbeit ernten, das zeigen die jüngsten Erfolge.

Das größte Talent ist Johann Grünloh. Der 17-Jährige spielte in der vergangenen Saison in drei Teams: im ersten, im zweiten und in der U19. Der Aufstieg des zweiten Teams von Rasta kam unerwartet, sagt er. „Es war der zweite Aufstieg hintereinander, mit einem so jungen Team.“ Grünloh wurde als Youngster of the Year ausgezeichnet.

Obwohl er im nächsten Schuljahr sein Abitur macht, hat Grünloh keine Bedenken ob der kommenden Spielzeit, in der er in der Ersten und Zweiten Liga für Rasta auflaufen soll. „Das sollte wohl klappen.“ Ans Lernen spät am Abend, nach Schule und Training hat er sich gewöhnt. Zeit für anderes bleibt aber auch in der spielfreien Zeit nicht: Aktuell bereitet er sich mit der U18-Nationalmannschaft auf die EM in Serbien vor.

Grünloh wechselte mit 15 Jahren zu Rasta. Vor zwei Jahren zog er schließlich auch in die Stadt, zu einer Gastfamilie, die der Verein vermittelt hat. Sein Gastbruder spielt, natürlich, auch Basketball. Die Jugendarbeit des Klubs schätzt auch Grünloh: „Es gibt riesige Trainingshallen, es wird auf den Körper geachtet, die Schule ist in der Nähe.“ Sein großer Traum ist die NBA, die US-Profiliga. Das konkretere Ziel ist die EuroLeague, die höchste europäische Spielklasse für Vereine.

Mit Vechta könnte das eng werden. „Wir investieren nicht den Löwenanteil in die erste Mannschaft, wir wollen junge Talente ausbilden“, sagt Klubchef Niemeyer. „Wer das Konzept nicht will, ist hier fehl am Platz.“ Schüler einer Basketball-AG hatten den Verein 1979 gegründet und nach Bob Marleys Song „Rastaman Vibration“ benannt.

Niemeyer ist kein Gründungsmitglied, war aber 28 Jahre Präsident des Vereins. Jetzt ist er Geschäftsführer der GmbH, die hinter der Profimannschaft steht. Sein Unternehmen für Futter- und Lebensmittel ist Hauptsponsor. „Aus einem Hobby ist viel mehr geworden.“ Sein sportliches Highlight waren die Playoffs 2019, als Rasta mit Erfolgstrainer Pedro Calles das Halbfinale erreichte.

Das Ziel ist der Klassenerhalt

Jetzt geht es erst einmal um den Klassenerhalt, sagt Spieler Ferner. „Alles andere wird besprochen, wenn wir im August wieder zusammenkommen.“ Sein Ziel war die Rückkehr in die Bundesliga, das hat er erreicht. „Ich hoffe, dass ich da meine Rolle finden kann.“

Die Liste der Teams von Rasta ist lang – Frauen und Mädchen sind allerdings nicht dabei. Es gebe immer mal wieder welche, die spielen wollten, sagt Niemeyer. Dafür gebe es aber eine Kooperation mit einem Verein im gut 25 Kilometern entfernten Quakenbrück. „Das Problem in Vechta: Wir sind zwar Eigentümer der Hallen, aber haben keinen Platz, um so etwas zu beginnen.“ Man habe schon Interesse daran, Frauenbasketball aufzubauen, sagt Niemeyer. Sportdirektor Kersten-Thiele fügt hinzu: „Wir sind ja ein ganzheitlicher Verein.“

Aktuell sind es eben die Männer, die die Stadt stolz machen und den Rasta Dome – die Heimspielstätte in Vechta – füllen. Gut 3.000 Menschen passen rein. Der Stellenwert des Sports in der Stadt sei „etwas ganz Besonderes und überhaupt nicht selbstverständlich“, sagt Kersten-Thiele. Auch wenn man in der Basketball-Bundesliga wohl eher zu den finanziell weniger gut ausgestatteten Team gehöre, müsse man sich nicht verstecken.

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