SPD feiert Klaus Wowereit zum 70.: „Verhältnis war ja nie entspannt“

Der Ex-Regierungschef kassiert bei seiner Partei ungewohnt viel Lob und mahnt die in der Koalitionsfrage zerstrittene SPD zum Zusammenhalt.

Das Foto zeigt Exregierungschef Klaus Wowereit mit den SPD-Landesvorsitzenden Raed Saleh und Franziska Giffey.

Der jüngst 70 gewordene Exregierungschef Klaus Wowereit mit den SPD-Landeschefs Saleh und Giffey Foto: dpa

BERLIN taz | War der nicht zu Kanzler Schröders Zeiten Generalsekretär? Und der, ist das nicht der frühere Abgeordnete, um den es vor über einem Jahrzehnt mal Aufregung wegen der Auftragsvergabe einer landeseigenen Wohnungsbaufirma gab? Und der dort war doch mal CDU-Senator. Und was für megakurze Haare hat denn gerade Ex-Regierungschef Michael Müller? Es ist schier eine Zeitreise durch über zwei Jahrzehnte Landespolitik, als die SPD am Sonntag den jüngst 70 gewordenen Müller-Vorgänger Klaus Wowereit ehrt, der 13 Jahre lang Berlins Regierender Bürgermeister war.

Die Sozialdemokraten sind ein bisschen hinten dran, denn der runde Geburtstag war schon am 1. Oktober. Das verhindert aber nicht, dass aktuelle und frühere ­Senatsmitglieder in Mengen auflaufen, genauso wie ­Abgeordnete – und auch Schauspieler Dieter Hallervorden.

Gut möglich, dass zum Prominentenauflauf zusätzlich der attraktive Ort beiträgt: Die SPD hat in den restaurierten THF Tower am westlichen Ende des Tempelhofer Flughafengebäudes geladen, mit Zugang zum Dach und weitem Blick über das Feld. Mit dem Flughafen sind gleich zwei wichtige Ereignisse aus Wowereits Amtszeit verbunden: Die Schließung im Oktober 2008 und der erfolgreiche Volksentscheid 2014. Durch den wurde das Tempelhofer Feld gegen den Willen der SPD unter Schutz gestellt.

Berlins SPD-Chefin Franziska Giffey erinnert in einer kurzen Rede daran, dass mit dem Widerstand gegen eine Bebauung damals auch Wowereits Idee scheiterte, auf dem Feld einen Neubau der Zentral- und Landesbibliothek unterzubringen – er war ja zeitweise auch Kultursenator. Viel Lob gibt es von Giffey für Wowereit, der für die Menschen auf der Straße nach ihrer Wahrnehmung weiter „der Regierende“ ist und der immer ein Gefühl habe, wie die Leute ticken. Ganz am Rande empfiehlt sie der jüngst bei der Landtagswahl wenig erfolgreichen hessischen SPD dann noch, nach Berliner Modell Juniorpartner der CDU zu werden.

Skepsis bei Sondervermögen

Wowereit bringt dieses Lob nicht dazu, nun gleichermaßen seine Partei zu preisen, der er seit 1972 angehört – Giffey war noch gar nicht geboren. „Unser Verhältnis war ja nie entspannt“, sagt er über sich und den SPD-Landesverband. Dessen Vorsitz hatte er bewusst nicht haben wollen, um freier regieren zu können. Ausdrücklich dankt er denjenigen, die ihm diesen Job abnahmen, Peter Strieder und Michael Müller. Der Haushaltsexperte, der er auch als Regierungschef blieb, kommt durch, als er auf aktuelle Finanzpolitik zu sprechen kommt: „Wenn uns damals eingefallen wäre, dass man Haushaltsprobleme dadurch löst, dass man Sondervermögen bildet …“

Damit lässt Wowereit es aber auch gut sein, Kritik von der Seitenlinie, von Altervorderen wie jetzt ihm, habe er selbst nicht gemocht. Eine Mahnung hat er aber dann doch noch an seine Partei, die bei der Abstimmung über die Koalition mit der CDU im Frühjahr eine Zerreißprobe erlebte: „Es geht nur gemeinsam – wer das nicht begreift, wird in der Opposition landen.“

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