Studie zur Klimanützlichkeit von Pilzen: Wenn Pilze CO2 speichern

Über 13 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid übertragen Pflanzen jedes Jahr auf Pilze. Ein unterirdisches mizellares Netzwerk dient als riesiger CO2-Speicher.

Ein Pilzauf Moos

Die Puppen-Kernkeule (Cordyceps militaris) ist ein Schlauchpilz Foto: Weinkoetz/Pond5/imago

Die Zombie-Apokalypse in der Fernsehserie „The Last of Us“ entfaltet sich unkonventionell: Die Ursache für die weit verbreitete tödliche Infektion ist diesmal nicht ein aus dem Labor ausgetretenes Virus, sondern ein mutierter Cordyceps-Pilz.

Das ist gar nicht so weit von der Realität entfernt. Cordyceps kann in der Tat Organismen „zombifizieren“ – die unglücklichen Opfer dieses parasitären Pilzes sind hauptsächlich Insekten. Wenn Cordyceps das Insekt infiziert, ersetzt das Myzel langsam das Wirtsgewebe und übernimmt die Kontrolle über den Organismus, bis seine endgültige Zersetzung zur Verbreitung des Pilzes genutzt wird.

Mit den Menschen ist der Pilz jedoch gnädiger: Cordyceps ist einer der Bestandteile traditioneller chinesischer Medizin und wird heute auch wegen seiner zahlreichen gesundheitlichen Vorteile angewendet. Noch bekannter als der Heileffekt von Cordyceps ist die Symbiose zwischen Pflanzen und Mykorrhiza-Pilzen: Während das unterirdische mizellare Netzwerk im Boden nach Phosphor, Stickstoff, Schwefel und Spurenelementen sucht und diese an die Wurzeln liefern kann, stellt die Pflanze Kohlenhydrate aus der Photosynthese bereit, speichert also Kohlenstoff.

Eine Studie wirft nun die Frage auf, ob der Nutzen von Pilzen in der Kohlestoffspeicherung noch viel weitreichender sein könnte, als bislang angenommen.

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Die Studie

Das Forschungsteam führte eine Metastudie durch, um das Ausmaß der Kohlenstoffspeicherung durch Pilze auf globaler Ebene zu ermitteln. Die in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlichten Ergebnisse enthüllen eine bemerkenswerte Entdeckung: Jährlich werden etwa 13,12 Gigatonnen CO2 von Pflanzen auf Pilze übertragen.

Das bedeutet, dass der Boden unter unseren Füßen als immenser Kohlenstoffspeicher dient und damit die effektivste Einheit zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff darstellt. Die Böden weltweit enthalten etwa 1.500 Gigatonnen Kohlenstoff, was den Kohlenstoff in der Atmosphäre und der Pflanzenbiomasse zusammengenommen übertrifft. Folglich sind schätzungsweise 75 Prozent des Kohlenstoffs der Erde unter der Erde gespeichert.

Was bringt’s?

Kein Wunder also, dass die Be­für­wor­te­r:in­nen natürlicher Lösungen für die Kohlenstoffbindung ihre Hoffnungen auf den Boden setzen. Dieser ist jedoch von einer zunehmenden Zerstörung bedroht, die vor allem von der industriellen Landwirtschaft ausgeht. Die Vereinten Nationen warnen, dass beim derzeitigen Tempo bis zur Mitte des Jahrhunderts 90 Prozent der Böden verschlechtert sein könnten.

Unsere heutige, nicht nachhaltige Landwirtschaft beraubt uns der vielleicht vielversprechendsten Chance, den Klimawandel einzudämmen. Denn der Schutz des Bodens – und der Mykorrhiza-Strukturen darin – ist eine Win-win-Lösung, die für die Schaffung einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion und die Stabilisierung des Klimas notwendig ist.

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